Auf eine zunehmend negative Einstellung gegenüber den politischen Gegnern in den USA weist das Mises Institute hin. Dabei bezieht es sich auf Daten des Pew Research Center, wonach über 80 Prozent der Anhänger einer Partei eine «schlechte» oder «sehr schlechte» Meinung von der jeweils anderen Partei hätten. Der Wert sei zwischen 1994 und 2022 sehr stark gestiegen.
Eine der vielen unerwünschten Auswirkungen dieser Polarisierung sei ein Umfeld, in dem alles zu einem politischen Blitzableiter werden könne. Dort sei nichts sicher, nichts heilig, und alles könne gegen einen anderen politischen Faktor als Waffe eingesetzt werden. Der Begriff, mit dem dieser ständige Konflikt oft beschrieben werde, sei «Kulturkrieg».
Der Auslöser für einen Kulturkrieg sei der Druck, den eine Gruppe von Menschen auf eine andere ausübe, damit diese ihre Denk- und Handlungsweisen übernehme. Die andere Gruppe könne sich wehren und damit oft die erste Gruppe zu verstärkten Bemühungen animieren. Dieser Kreislauf könne sich dann zu einem regelrechten «Kulturkrieg» ausweiten.
Weiter wird gefragt: Warum wenden Gruppen Gewalt an, um ihre Ansichten zu verbreiten? Auf den ersten Blick gebe es keinen starken Anreiz dafür, auf aggressive Missionierungen zurückzugreifen. Gesellschaften würden schliesslich durch Zusammenarbeit aufgebaut, auch zwischen Menschen unterschiedlicher Meinung. Der Bäcker verkaufe sein Brot aus eigenem Interesse auch an die Mitglieder der Gegenpartei.
Der gleiche Anreiz zur Zusammenarbeit bestehe für ideologisch motivierte Gruppen. Versuchten sie, ihre Reihen auf aggressive und gewaltsame Weise zu vergrössern, würde sich das wahrscheinlich gegen sie richten, argumentiert das Institut.
Der Staat gehorche jedoch nicht denselben sozialen Normen wie seine Bürger. Seine Anordnungen seien nicht «wahlfrei», sondern hätten zwingenden Charakter. Insbesondere sei ein solcher Zwang (beispielsweise Besteuerung, Gesetzgebung und Strafverfolgung) auf bestimmte Ziele ausgerichtet.
Interessengruppen versuchten, die Staatsgewalt für eigene Zwecke umzulenken. Das könne von der Subventionierung eines ideologisch befreundeten Unternehmens bis hin zum Einsatz staatlich erzwungener Zensur gegen ideologische Gegner reichen.
Je grösser die Macht und die Reichweite eines Staates seien, desto mehr Möglichkeiten gebe es, diese Macht zu lenken. Es sei kein Zufall, dass gerade jetzt, wo die Macht des Staates grösser sei denn je, überall Kulturkriege tobten.
Bei nur freien und freiwilligen Vereinigungen gebe es keine Notwendigkeit, einen Lebensstil gegenüber einem anderen zu fördern. Jeder könne so leben, wie er es für richtig halte, so das Institut.
Die Konflikte entstünden durch den staatlichen Zwang. Die Staatsgewalt beseitige Wahlmöglichkeiten und Vielfalt. Je nach Ausmass der staatlichen Kontrolle über Bereiche wie die Lehrpläne der öffentlichen Schulen oder die Subventionierung von Unternehmen hätten immer weniger Ideen eine Chance auf Realisierung. Kulturkriege schwelten in solch engen politischen Grenzen, weil Werte und Überzeugungen entweder vertreten oder ausgeschlossen würden.
Kulturkriege würden nicht allein durch den Staat verursacht, aber ein Staat mit zu viel Macht mache sie unvermeidlich, fasst das Institut zusammen. Keine noch so zivile Diskussion werde die von der Staatsmacht geschaffenen Spaltungen beseitigen. Solange diese Macht nicht zumindest stark eingeschränkt sei, würden die Kulturkriege weitergehen.
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