Kommentar der Redaktion vorab:
– Das Zitat im Titel ist eine zusammenfassende, jedoch unstimmig formulierte Überspitzung.
– Gesundheitsminister Jens Spahn und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt stellen keine Forderungen auf.
– Offensichtlich und unbestritten ist jedoch die Absicht von Spahn und Friedemann, Apotheker dahingehend zu beeinflussen, dass diese bei ihrer Kundschaft die Impfskepsis reduzieren, um die Impfbereitschaft zu erhöhen.
In einem Live-Chat der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) haben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt mehrfach darauf hingewiesen, dass Apotheker in Beratungsgesprächen mit Patienten möglichst keine Bedenken bezüglich der Covid-19-Vakzine äussern sollen.
Spahn erklärte (ab Minute 23:00):
«Die Frage, wie wird in Apotheken auf das Thema reagiert ... hat einen Rieseneinfluss auf die Impfbereitschaft.»
Der Gesundheitsminister möchte für eine «positive Grundstimmung werben», denn Impfen sei Fortschritt.
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt wurde noch deutlicher. Er forderte (Kommentar siehe oben) Apothekerinnen und Apotheker auf, keine Bedenken bezüglich der Impfstoffe zu äussern. Zu der Frage, ob auch in Apotheken Covid-19-Impfungen stattfinden werden, sagte Schmidt (ab Minute 34:00):
«Ich glaube nicht, dass wir (2021) ins Spiel kommen müssen, weil die Impfquote hoffentlich hoch genug sein wird. Das kann in ein paar Jahren anders aussehen, wenn wir Covid-19-Regelimpfungen haben.»
An dieser Stelle würgt Jens Spahn den Redefluss des Verbandsfunktionärs ab. Augenscheinlich passt dem Gesundheitsminister diese Zusatzinformation nicht.
Eine ähnliche Aufforderung (Kommentar siehe oben) , Bedenken über mögliche Impfrisiken zu minimieren, kommt vom Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper. In einem Schreiben, das Corona Transition vorliegt, richtet sich Dupper mit folgenden Worten an die Ärzteschaft:
«Damit die Impfaktion, die ja auf Freiwilligkeit beruht, erfolgreich sein wird, muss eine hohe Akzeptanz und Impfbereitschaft in der breiten Bevölkerung erreicht werden. Wir möchten Sie deshalb bitten, bei Ihrer täglichen Arbeit mit den Patientinnen und Patienten die Vorbehalte, die sicherlich aufgrund der noch dürftigen Informationslage zu den neuartigen Impfstoffen in gewissem Masse nachvollziehbar sind, im Rahmen Ihrer Beratungsfunktion zu reduzieren. Nur durch eine hohe Impfakzeptanz kann das Virus wirksam bekämpft und eingedämmt werden.»