Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben geleakten Dokumenten zufolge in Europa seit 2017 und bis mindestens 2020 eine Kampagne gegen Gegner von Scheich Mohammed bin Zayed geführt.
Im Zentrum steht Mario Brero und dessen Schweizer Detektei Alp Services: Sie arbeitete im Auftrag von Scheich Mohammed und versuchte, belastende Informationen über seine Gegner zu sammeln und zu verbreiten – darunter über Katarer und die sogenannten «Muslimbrüder».
Dies berichtete das französische Portal Mediapart in der mehrteiligen Serie «Abu Dhabi Secrets». Hinter den Recherchen stecken das Mediennetzwerk European Investigative Collaborations (EIC) und weitere Medien. Darunter auch Radio Télévision Suisse (RTS).
Beteiligt an der Kampagne waren den Dokumenten zufolge auch einflussreiche französische Journalisten wie Louis de Raguenel und Ian Hamel.
Interessant: Laut RTS stand Alp Services in der Vergangenheit auch wiederholt mit Schweizer Journalisten in Kontakt. Unter anderem mit Kurt Pelda und Sylvain Besson. Pelda, der mehrere Journalistenpreise gewonnen hat, ist Kriegsreporter und Spezialist für extremistische Bewegungen. In der Vergangenheit schrieb er für die Tamedia-Gruppe. Heute ist er für CH-Media tätig. Besson ist Investigativ-Reporter im Recherche-Desk von Tamedia.
RTS verschweigt in seinen Berichten die Namen der Schweizer Journalisten. Mediapart jedoch nennt zumindest Pelda beim Namen. Gegenüber dem französischen Medienportal bestätigte Pelda, dass er Gelder von der Detektei erhalten habe.
Gegenüber Transition News erklärt Pelda, dass er «für mehrere Rechercheberichte, die ich Alp als Quelle geliefert habe» bezahlt worden sei. Für journalistische Artikel habe er kein Geld erhalten. «Alp Services hat mich auch nie gebeten, Artikel zu veröffentlichen, geschweige denn dafür bezahlt.» Er verweist in diesem Zusammenhang auf einen Bericht von Heidi News, aus dem dies klar hervorgehe.
«Er (Pelda, Anm. der Red.) verfasste für Alp Services acht Berichte zu diesem Thema und erhielt dafür eine Vergütung von 3500 Schweizer Franken. In den internen Dokumenten der Agentur wird er mit folgender Bemerkung erwähnt: ‹sehr langsam, korrekte Berichte/Preise, gute Quelle›. Er bestreitet nicht, für seine Arbeit bezahlt worden zu sein, sagt aber, dass er ‹nie einen Artikel auf Bestellung geschrieben› habe und dass er sich geweigert hätte, die Berichte zu erstellen, wenn er gewusst hätte, dass Mario Brero für die Emirate arbeitete. Eine Mitarbeiterin von Alp Service schreibt über ihn: ‹Er scheint sehr effizient zu sein und geht bis zum Äussersten. Er ist zu 80 Prozent angestellt und hat noch Zeit für externe Aufträge, sofern es keinen Interessenkonflikt mit seiner Redaktion gibt.› Tatsächlich wird kein Artikel dieses Journalisten von Alp Services verwendet, um mit seinem Einfluss in den Emiraten zu prahlen.»
Besson sagt gegenüber RTS, dass er nichts gewusst habe über die Auftraggeber von Alp Services. Im Gegensatz zu Pelda bestreitet er, dass er Gelder von der Detektei erhalten habe. Er räumte jedoch ein, dass er regelmässig mit Alp Services in Kontakt stand und «Informationen über verschiedene Themen» ausgetauscht habe.
In den deutschsprachigen Schweizer Medien ist bisher nicht darüber berichtet worden. Auch Tamedia äusserte sich bislang nicht näher zur Angelegenheit.
Gegenüber Mediapart sagte ein Sprecher, dass Journalisten gegenüber der Geschäftsleitung des Verlagshauses Interessenkonflikte offenlegen müssten. Alp Services hat auf Fragen von RTS nicht geantwortet. Die Anwälte des Unternehmens vertraten die Ansicht, dass die Berichte auf falschen Annahmen beruhen würden.
Nachtrag vom 13. Juli 2023
In der ursprünglichen Version dieses Artikels konnte der Eindruck entstehen, dass Pelda im Auftrag von Alp Services beziehungsweise der VAE journalistische Artikel in den Tamedia-Zeitungen über die Gegner des VAE-Regimes verfasst habe. Dies geht aus den Artikeln von Mediapart und weiteren Medien jedoch nicht hervor. Pelda nahm dazu wie folgt Stellung gegenüber Transition News.
«Ich bin und war nie ein Handlanger von Kronprinzen, Scheichs und Regimen, welche die Menschenrechte mit Füssen treten. Ich bin und war nie Teil von Kampagnen solcher Regime. Ich habe von Alp Services auch kein Geld erhalten, um an einer solchen Kampagne teilzunehmen. Und ich habe keine ‹grösseren Recherchen über Gegner von Mohammed bin Zayed› verfasst.»
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