In einem Artikel auf der bekannten Schweizer Finanzplattform Inside Paradeplatz vom 26. Dezember 2023 nimmt sich der bekannte Unternehmensberater Klaus J. Stöhlker des World Economic Forum (WEF) in Davos an und stellt die Frage, ob dessen Gründer Klaus Schwab mit dem 2024er Thema «Vertrauen wieder aufbauen» auf das falsche Pferd gesetzt habe.
Auch stellt Stöhlker die These auf, die goldenen Jahre des WEF in Davos könnten vorbei sein. Grund: Die Teilnehmerzahlen des Treffens, das vom 15. bis 19. Januar kommenden Jahres stattfindet, ist im Vergleich zu früheren Jahren merklich gesunken. Stöhlker:
«Bisher sollen es nicht mehr als 1’000 Manager aus der ganzen Welt sein ... Angesichts der bis zu 3’000 Manager und Topmanager, die es in besseren Jahren waren, sieht das WEF 2024 nach einem Fehlstart aus.»
Stöhlker erinnert in seinem Artikel an die Anfänge des WEF vor 56 Jahren und meint, Schwabs Vision der Weltverbesserung nach den Anschlägen vom 11. September 2001 habe an Bedeutung verloren.
Er weist darauf hin, dass China mit seinem schnellen wirtschaftlichen Aufstieg die Botschaften des Kapitalismus erfolgreich umgesetzt und das WEF seinen Alleinstellungsanspruch verloren habe. Die jährlichen Projekte einer besseren Welt, die von Davos aus verkündet wurden, hätten sich als Phantasmen herausgestellt.
Schwab wird auch dafür kritisiert, dass er die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt habe. Das WEF sei eine Marketingveranstaltung für die «happy few». Die vorgeschlagene Initiative «rebuilding trust» wird als hoffnungslos überheblich bezeichnet, da die globalen Vertrauenskrisen nicht einfach durch Veranstaltungen in Davos gelöst werden könnten. Stöhlker:
«Wie soll das mutwillig vernichtete Vertrauen zwischen den USA und Russland wieder hergestellt werden? Sicher nicht mit ‹tea partys› in Davos.
Wie soll die Vertrauenskrise zwischen dem Westen und China wieder hergestellt werden? Mit einer Abfahrt durch den nur noch selten vorhandenen Tiefschnee?
Wie soll das Vertrauen in einen für den Westen erfolgreichen Ukraine-Krieg wieder aufgebaut werden? Mit 100 Milliarden aus Europa, weil das die Amerikaner nicht mehr zahlen wollen und können.»
Tony Blair, der ehemalige Premierminister von Grossbritannien, wird als neuer Herausforderer für das WEF präsentiert. Blair hat das Tony Blair-Institute for Global Change gegründet und konzentriert sich auf Beratung, wobei er bereits von 40 Regierungen über 140 Millionen US-Dollar jährlich erhält.
Blair plant, seine Organisation im kommenden Jahr auf über 1000 Mitarbeiter aufzustocken und eine moderne Variante des WEF zu schaffen, die sich auf die Chefs und Besitzer der grössten Firmen konzentriert. Mittelständler sind nicht im Fokus von Blair. Bei Blair hat zum Beispiel kürzlich die ehemalige finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin angeheuert.
Der Artikel schliesst mit der Aufforderung an Klaus Schwab, er möge zeigen, dass er wirklich etwas kann, da ein neuer Wettbewerber auf dem Feld erschienen sei. Wobei dieser Wettbewerber, wenn man seine Biographie und das Programm seines Instituts bedenkt, nicht unbedingt Vertrauen einflösst. So steht sogar auf Wikipedia zu lesen:
«Im Jahr 2003 unterstützte Blair die Invasion im Irak und liess die britischen Streitkräfte am Irak-Krieg teilnehmen, mit der irrigen Behauptung, dass Saddam Husseins Regime über Massenvernichtungswaffen besitze und Verbindungen zu Al-Qaida unterhalte.»
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