Der Hollywood-Movie «Minority Report» aus dem Jahr 2002 spielt im Washington des Jahres 2054. Hauptfigur des 102-Millionen-Dollar-Streifens ist ein gewisser John Anderton, der eine Abteilung leitet, die auf die Festnahme zukünftiger Mörder spezialisiert ist. Aufgrund der Visionen der sogenannten «Precogs» ist es möglich, Verbrecher zu erwischen, bevor sie ihr Verbrechen begehen können.
Großbritannien will nun so etwas schon jetzt möglich machen. So hat das Vereinigte Königreich ein Programm zur «Mordvorhersage» entwickelt, von dem es sich erhofft, anhand der persönlichen Daten von Personen, die den Behörden bekannt sind, diejenigen identifizieren zu können, die am ehesten zu Mördern werden.
Dafür sollen Forscher mit Hilfe von Algorithmen die Daten von Tausenden von Menschen, darunter auch Opfer von Straftaten, analysieren, um diejenigen zu ermitteln, bei denen das Risiko, schwere Gewaltverbrechen zu begehen, am größten ist. Ursprünglich hieß das Projekt «Mordvorhersageprojekt», wurde aber dann in «Datenaustausch zur Verbesserung der Risikobewertung» umbenannt. Das berichtet The Guardian.
Das Justizministerium hoffe, dass das Projekt zur Erhöhung der öffentlichen Sicherheit beitragen werde, so das Blatt. Doch Aktivisten bezeichneten es als «abschreckend und dystopisch».
Dass dieses Projekt existiert, sei von der Bürgerrechtsorganisation Statewatch ans Tageslicht gebracht worden. Dabei seien einige seiner Arbeitsabläufe durch Dokumente aufgedeckt worden, die durch Anträge auf Informationsfreiheit erlangt worden seien. The Guardian:
«Statewatch behauptet, dass Daten von Personen, die nicht wegen einer Straftat verurteilt wurden, und solchen, die bei der Polizei um Hilfe gebeten haben, im Rahmen des Projekts verwendet werden, einschließlich persönlicher Informationen über Selbstbeschädigung und Details über häusliche Gewalt.
Die Behörden bestreiten dies vehement und betonen, dass nur Daten über Personen mit mindestens einer strafrechtlichen Verurteilung verwendet wurden.»
Die Regierung behaupte derweil, das Projekt diene in diesem Stadium nur der Forschung. Und das Justizministerium trage vor, das Programm werde «Tätermerkmale überprüfen, die das Risiko eines Tötungsdelikts erhöhen» und «alternative und innovative datenwissenschaftliche Techniken zur Risikobewertung von Tötungsdelikten erforschen». Das Projekt werde «Anhaltspunkte zur Verbesserung der Risikobewertung von schweren Verbrechen liefern und letztlich durch bessere Analysen zum Schutz der Öffentlichkeit beitragen», wird eine Sprecherin zitiert.