Der Berliner Senat hat klargestellt, dass es in Berliner Kitas keine eigenen Räume für pädagogische sexuelle Erkundungen für Kinder geben wird. Diese Entscheidung wurde vom Staatssekretär für Jugend und Familie, Falko Liecke (CDU), bekanntgegeben. Die Aussage erfolgte als Reaktion auf Zitate aus einem Entwurf für das neue «Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege», der genau solches vorgesehen hatte und von der Zeitung Junge Freiheit aufgegriffen wurde.
In dem Entwurf wurde behauptet, dass Kinder ihre eigenen Geschlechtsteile entdecken und intensive Erfahrungen damit sammeln möchten. Zudem sollten «individuelle Erfahrungsräume» für frühkindliche Masturbation vorgesehen sein, allerdings unter Ausschluss von Anal- oder Oralpenetration aufgrund des Verletzungsrisikos.
Falko Liecke betonte nun, dass diese Konzepte nicht den Vorstellungen eines kindgerechten Bildungsauftrags entsprechen und daher nicht in das endgültige Berliner Bildungsprogramm aufgenommen würden.
Der Staatssekretär erklärte weiter, dass der fragliche Entwurf während eines noch nicht abgeschlossenen Arbeitsprozesses der Fachebenen weitergereicht wurde und mittlerweile zurückgezogen wurde. Liecke distanzierte sich von den im Entwurf enthaltenen Ansichten und betonte, dass die Senatsverwaltung diese Empfehlungen nicht übernehmen werde. Informationen darüber, wer die Handlungsempfehlungen erarbeitet hat, wurden jedoch nicht bekanntgegeben.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Vorfall aufgrund der fast gleichzeitigen Veröffentlichung des Aufarbeitungsberichts zum Wirken des Missbrauchstäters und pädophilen Aktivisten Helmut Kentler in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe (siehe hier).
Der Bericht deckt nicht nur die Rolle der Berliner Senatsverwaltung, sondern auch Diskurse auf, die sexualisierte Gewalt in der Kinder- und Jugendhilfe vertuscht haben könnten. Helmut Kentlers «emanzipative Sexualpädagogik», die Kinder das Recht auf das Ausleben ihrer Sexualität zuspricht, fand in der «Sexualpädagogik der Vielfalt» Einzug, die heute in vielen Bildungseinrichtungen Anwendung findet.
Der zurückgezogene Entwurf für das neue «Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege» gehört damit in eine lange Reihe von Vorfällen in Spannungsfeld von Bildungsauftrag und Sexualität. Gibt es allenfalls sogar eine Nachwirkung der heute zu Recht verfemten Aspekte der Reformpädagogik aus den 70er Jahren die eine enge Verbindung zur Pädophilie aufweisen?
Der Aufarbeitungsbericht hält jedenfalls fest «wie sowohl Akteure der wissenschaftlichen Sozialpädagogik als auch der Sexualpädagogik bis heute wirkende Diskurse geschaffen haben, die als Verdeckungsmodi sexualisierter Gewalt in der Kinder- und Jugendhilfe beschrieben werden können».
Kommentare