Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) postuliert in ihren Standards, dass Kinder sexuelle Gefühle und Bedürfnisse hätten, die von Erwachsenen gefördert werden sollten – etwa durch Aufklärung über Masturbation. Die Plattform Schweizer Standpunkt hat diesen Monat einen Artikel zu diesem Thema publiziert. Dieser geht auf ein Interview mit Markus Hoffmann, Entwicklungspsychologe und Experte für Sexualpädagogik auf dem Internetradio Kontrafunk zurück. Sind also die Forderungen der WHO fundiert? Hoffmann widerspricht entschieden.
«Das ist überhaupt kein wissenschaftlicher Konsens. Empirisch belegt ist, dass Kinder Bindung brauchen, nicht Lusterfahrung», erklärt er.
Seine jahrzehntelange Forschung zeigt: Unsichere Bindungen, familiäre Instabilität oder Traumata führen bei Kindern oft zu Selbststimulationsverhalten, während emotional sicher gebundene Kinder solche Muster seltener zeigen.
Hoffmann betont, dass sexuelle Regungen bei Kindern zwar vorkommen, jedoch in der Regel keine bewusste sexuelle Absicht dahintersteht. Das Verständnis für körperliche Sexualität entwickle sich erst mit zunehmendem Alter. Vollständige Masturbation sei laut Studien vor allem bei Kindern mit Bindungstraumata zu beobachten, etwa nach familiären Trennungen.
Die WHO-Standards legen nahe, dass Kinder schon im Kindergarten über den «Genuss» der Masturbation und die Entwicklung ihrer Geschlechtsidentität aufgeklärt werden sollen. Hoffmann sieht darin ein problematisches Einwirken auf die kindliche Entwicklung. «Diese Standards schreiben Sexualität in Kinder hinein, die in dieser Form nicht existiert», kritisiert er. Statt auf Bindungsverlust und emotionale Regulation einzugehen, würden die WHO-Vorgaben auf eine Stärkung der Selbstberuhigung durch Masturbation abzielen – ein Ansatz, der langfristige Folgen haben könne.
Hoffmann plädiert für einen bindungsorientierten Ansatz in der Erziehung. Untersuchungen zeigen, dass Kinder mit sicheren emotionalen Bindungen effektive Strategien zur Selbstregulation entwickeln. Werden hingegen Verhaltensweisen wie Masturbation unterstützt, ohne die zugrundeliegenden Bindungsprobleme zu adressieren, drohen laut Hoffmann langfristige Probleme: von Schwierigkeiten in der Emotionsregulation über Frühsexualität bis hin zu sozialen und beruflichen Herausforderungen.
Langzeitstudien belegen zudem, dass bindungsschwache Kinder häufiger mit Drogenproblemen, riskanter Sexualität oder Teenagerschwangerschaften konfrontiert sind. «Die falsche Reaktion auf Bindungsstörungen kann gravierende Auswirkungen auf die persönliche Entwicklung haben», warnt Hoffmann.
Für Hoffmann steht fest: Sexualpädagogik muss sich an der Entwicklungsstufe des Kindes orientieren. Kinder interessieren sich zunächst für grundlegende Fragen wie «Woher komme ich?» oder «Wie entsteht Leben?». Themen wie Liebesbeziehungen und Geschlechtsidentität würden erst im späteren Grundschulalter relevant. «Alles andere überfordert das Vorstellungsvermögen von Kindern und kann ihre gesunde Entwicklung beeinträchtigen», so Hoffmann.
Er sieht Aufklärung als Begleitung des natürlichen Entdeckens des Körpers. «Ein gesundes Wissen über den eigenen Körper und die Entstehung des Lebens ist ausreichend», erklärt er. Die WHO-Vorgaben hingegen, die Lust und Autosexualität in den Fokus rücken, seien unangemessen und könnten Kinder in ihrer Identitätsentwicklung hemmen.
Hoffmann sieht in den WHO-Standards einen ideologischen Kulturkampf. Sie propagieren ein Lustprinzip, das sich bewusst von traditionellen, meist religiös geprägten Moralvorstellungen abgrenzt. «Hier soll ein neues Verständnis von Sexualität geschaffen werden – unabhängig von Geschlecht, Liebe und Fortpflanzung», erklärt er.
Die langfristigen Folgen dieser Philosophie sind laut Hoffmann besorgniserregend: Kinder könnten ein eingeschränktes Verständnis von Sexualität entwickeln, das auf Selbststimulation reduziert sei. Die Fähigkeit, erfüllende Beziehungen und eine reife Sexualität aufzubauen, werde dadurch gefährdet.
Angesichts dieser Entwicklungen stellt der Artikel die Frage: Wollen wir diese Form der Sexualerziehung in unseren Bildungseinrichtungen etablieren? Hoffmanns Fazit ist klar: Nur eine Pädagogik, die die emotionalen Bedürfnisse und Bindungen von Kindern ins Zentrum stellt, kann eine gesunde Entwicklung fördern. Die Umsetzung der WHO-Standards in Kitas und Schulen sollte daher kritisch hinterfragt werden – zum Wohl der Kinder und ihrer Zukunft.
Wie sollen diese Standards in die Schulen und Kindergärten getragen werden? In Deutschland sind zum Beispiel Pro Familia und das Dortmunder Institut für Sexualpädagogik dafür verantwortlich, in der Schweiz drängen Organisationen wie die Schwulen-Organisation Pink-Cross oder das Transgender-Netzwerk Switzerland mit diesen Themen in Kindergärten und Schulen. Tauchen diese Namen auf, dann ist von Elternseite Wachsamkeit am Platz.
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