«Der Krieg ist vorbei. Russland hat gewonnen.» So werde das in US-amerikanischen Geheimdienstkreisen gesehen, wie der investigative Journalist Seymour Hersh am Donnerstag berichtete.
Es gebe keine ukrainische Offensive mehr, zitiert Hersh einen CIA-Mitarbeiter. Aber das Weisse Haus und die amerikanischen Medien müssten die Lüge vom Vormarsch der Kiewer Truppen aufrechterhalten.
Wie der US-Journalist schreibt, sei für «nicht wenige» in Geheimdienstkreisen klar, dass «die demoralisierte ukrainische Armee die Möglichkeit aufgegeben habe, die stark verminten dreistufigen russischen Verteidigungslinien zu überwinden». Auch das Ziel, die Krim und die an Russland angeschlossenen Oblaste zurückzuerobern, sei aufgegeben worden.
«Die Realität ist, dass die angeschlagene Armee von Wolodymyr Selenski keine Chance mehr auf einen Sieg hat.»
Der Krieg werde laut dem Geheimdienstbeamten nur deshalb fortgesetzt, weil der Kiewer Präsident Wolodymyr Selenski darauf bestehe, dass er geführt werden müsse. Weder in Kiew noch im Weissen Haus werde über einen möglichen Waffenstillstand und Gespräche diskutiert, die das Gemetzel beenden könnten.
Laut Hersh bezeichnete der CIA-Mitarbeiter ihm gegenüber die Berichte über Fortschritte der ukrainischen Truppen auf dem Schlachtfeld als Lügen. Es habe zu Beginn der Juni-Offensive einige ukrainische Vorstösse gegeben, in deren Folge sich die russischen Einheiten zurückgezogen hätten, um die Gegner «einzusaugen» und mit gezielten Angriffen zu vernichten.
Das Kiewer Militär habe wochenlang hohe Verluste an Menschen und Material erlitten und nur geringe Fortschritte erreicht. Deshalb hätten grosse Teile der ukrainischen Armee die Offensive praktisch abgebrochen, ohne dies zu verkünden. Die angeblich kürzlich eingenommenen Dörfer seien nur winzige Orte ohne Bedeutung.
Laut Hersh sagte der CIA-Mitarbeiter:
«Die Wahrheit ist, dass die ukrainische Armee meutern würde, wenn man ihr befehlen würde, die Offensive fortzusetzen. Die Soldaten sind nicht mehr bereit zu sterben, aber das passt nicht zu dem Blödsinn, den das Weisse Haus unter Biden verfasst.»
Er habe den russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar 2022 als «dumme Entscheidung» des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet – «egal, wie sehr er provoziert wurde». Der CIA-Mann habe sich zu Beginn seiner Karriere mit der Sowjetunion beschäftigt und habe Respekt vor Putins Intellekt.
Die russische Führung habe gegen die UN-Charta verstossen, stellt er laut Hersh fest und fügte demnach hinzu: «Wir haben es auch getan». Damit sei die Entscheidung von US-Präsident Joseph Biden gemeint, durch Finanzierung Selenskis und der ukrainischen Truppen einen Stellvertreterkrieg gegen Russland in der Ukraine führen zu lassen.
Jetzt werde Putin mit Hilfe der Medien dämonisiert, «um unseren Fehler zu rechtfertigen». Hersh verweist auf die Desinformationsoperation der CIA mit Hilfe britischer Geheimdienste, um Putin als krank und schwach darzustellen.
Es sei gelungen, dass die meisten westlichen etablierten Medien dabei mitmachten, bis auf wenige Ausnahmen. Dem russischen Präsidenten seien verschiedene Krankheiten bis zu Krebs angedichtet und sein baldiges Ende vorhergesagt worden.
Laut Hersh gibt es bei Selenski und in der Biden-Administration keinerlei Bereitschaft zu Friedensgesprächen. Das habe sich auch bei der UN-Generalversammlung in New York in dieser Woche gezeigt.
Stattdessen habe der Kiewer Präsident den westlichen Staaten mit Unruhen durch ukrainische Flüchtlinge gedroht, die sich inzwischen für die Aufnahme von Verhandlungen mit Moskau aussprechen.
«Es war nicht weniger als die Drohung innerer Aufstände.»
Dem Bericht zufolge gibt es in den US-Geheimdienstkreisen eine Spaltung, da nicht alle den aggressiven Kurs der Neocons um Biden gegen Russland und China teilen. Vor allem gebe es Differenzen zwischen der CIA und dem Militärgeheimdienst DIA, der den Ukraine-Krieg noch für gewinnbar halte.