Bei der Frage, wer die Täter hinter der Sprengung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine sind, könnte die Betrachtung ähnlicher Taten in der Vergangenheit hilfreich sein. In diesem Fall bringt uns das allerdings nicht weiter, denn sowohl Russland als auch die Ukraine haben seit der russischen Invasion bereits Dämme gesprengt.
So hatte Reuters im Mai 2022 berichtet, dass etwa 50 Häuser im Dorf Demydiv immer noch teilweise unter Wasser stehen. Der Grund: Im Februar hatte das ukrainische Militär einen Damm am Fluss Irpin zerstört und das Gebiet überflutet, um den Vormarsch russischer Truppen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew zu stoppen. Dies hatte der Regionalgouverneur Oleksiy Kuleba mitgeteilt. Das Wasser floss auf tausende von Hektar in der Umgebung und überflutete Häuser und Felder.
Bereits zwei Tage nach der Invasion, am 26. Februar 2022, hatte Reuters zudem gemeldet, dass russische Truppen einen ukrainischen Damm zerstört hätten, der die Wasserversorgung zur Krim blockierte. Der Betondamm wurde 2014 in der Region Cherson von der Ukraine gebaut, um die Wasserversorgung zur Krim zu unterbrechen, nachdem die Halbinsel an Russland überging.
Der Damm blockierte einen Kanal aus der Sowjetzeit, der gebaut wurde, um Wasser aus dem Fluss Dnepr in die trockenen Gebiete der ukrainischen Region Cherson und der Krim zu leiten. Bis 2014 deckte er Reuters zufolge 85 Prozent des Wasserbedarfs der Halbinsel.
Dennoch deutet einiges auf eine ukrainische Täterschaft der Sprengung des Kachowka-Staudamms hin. So gab der ukrainische Generalmajor Andrej Kowaltschuk letzten Dezember gegenüber der Washington Post zu, dass die Ukraine die Zerstörung dieses Damms bereits im Dezember letzten Jahres plante. Es sei sogar ein Testangriff mit HIMARS-Raketen durchgeführt worden.
Ausserdem sind laut dem US-amerikanischen Institute for the Study of War besonders russische Militärstellungen betroffen. Dem Gouverneur von Cherson zufolge liegen 68 Prozent der überfluteten Fläche am linken Ufer des Dnepr, das von den Russen besetzt ist. Diese Gebiet liegt tiefer als das auf der gegenüberliegenden Seite des Ufers und ist somit stärker von der Überflutung betroffen.
Nicht zuletzt meldete CNN, dass ukrainische Truppen gesehen hätten, wie russische Soldaten von den Fluten des Dammbruchs mitgerissen wurden und vom Ostufer des Flusses Dnepr flüchteten. Laut einem Offizier der ukrainischen Streitkräfte wurden viele russische Soldaten getötet oder verwundet. Und das ist ein ziemlich klarer Hinweis darauf, wer die Sprengung zu verantworten hat.
Für David Petraeus, US-General a.D. und ehemaliger Direktor der CIA, ist die Sache ebenfalls ziemlich klar: Vermutlich hätten es die Russen getan. US-Geheimdienste hätten Hinweise darauf und der ukrainische Präsident Selenski habe eine Beteiligung öffentlich abgestritten. Und Petraeus kann sich nicht vorstellen, dass er das tun würde, wenn die Ukraine involviert wäre. Klar: Lügen tut nur die Gegenseite.
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