Es ist immer wieder spannend zu sehen, mit welcher Hingabe spanische Mainstream-Medien für Impfstoffe und deren Produzenten werben. So geschehen am 17. April in der als «renommiert» geltenden Tageszeitung El País. Auffällig ist dabei, dass sich diese Propaganda-Texte nie hinter einer Paywall verbergen.
Zum Start ins Wochenende bescherte El País ihren Leserinnen und Lesern ein ausführliches und höchst wohlwollendes Interview mit den Mitbegründern des deutschen Impfstoff-Herstellers BioNTech, Özlem Türeci und Uğur Şahin. Der Beitrag wurde mit einem Foto des strahlenden Unternehmer-Ehepaars geschmückt.
Um Vertrauen zu verströmen, schrieb El País in der Einleitung, dass der Erfolg bei der Entwicklung von Boten-RNA-Impfstoffen gegen Covid-19 «länderübergreifend» sei und «die Tür zu neuartigen Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten sowie Krebs öffnet». Der von diesem Wissenschaftlerpaar entwickelte und mit der Firma Pfizer produzierte Impfstoff sei einer derjenigen, die weltweit zur Bekämpfung von Covid-19 eingesetzt werden.
«Dieser mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 ist erst der Anfang», erklärte Şahin und begeisterte sich dafür, dass man durch Covid-19 «wirklich einige der Vorteile erkenne, die mRNA-Impfstoffe bieten». Der erste grundlegende Vorteil sei, «dass es die schnellste Impfstoff-Entwicklung in der gesamten Medizingeschichte war».
Zudem könnten mRNA-Impfstoffe in kurzen Produktionszyklen hergestellt und klinische Studien in wenigen Wochen gestartet werden. Zweitens würden die Daten deutlich belegen, dass die Methode nicht nur die schnellste, sondern auch die effektivste sei, um nicht nur Immunantworten (Antikörper- und T-Zell-Antworten) zu induzieren, sondern auch um symptomatische Erkrankungen zu verhindern.
«Die neuen Daten über die Impfung in der Allgemeinbevölkerung zeigen auch, dass sie wirksam bei der Verhinderung von Infektionen ist, was für die Kontrolle der Pandemie wichtig ist.» Drittens fand Şahin es bemerkenswert, dass eine Technologie, die noch nie zuvor für den globalen Einsatz genutzt wurde, es möglich gemacht habe, Impfstoffe an viele, viele Millionen Menschen zu liefern.
«Wir planen, bis zum Ende dieses Jahres zwei Milliarden Dosen zu produzieren. Und das ist erst der Anfang. Dies ist mRNA 1.0. Proof of Concept für eine neue Klasse von Medikamenten», liess der Unternehmer wissen, der sich danach noch explizit über die grossartigen Möglichkeiten dieser neuen Technologie auslassen durfte.
Am Ende des Interviews informierte El País: «Dieser Artikel wurde ursprünglich in Horizon, dem Forschungs- und Innovationsmagazin der EU veröffentlicht. Die Forschung für diesen Artikel wurde von der EU finanziert.»
Was die «Qualitätsmedien» in Spanien können, kriegen die Kollegen von La Prensa im mittelamerikanischen Panama schon lange hin. Die als konservativ eingestufte Tageszeitung La Prensa widmete dem ebenso erfolgreichen deutschen Biotech-Konzern CureVac einen Artikel, über den sich dieser sehr freuen durfte:
«Das Covid-19 Panama Vaccine Research Consortium – bestehend aus dem Cevaxin Research Center und dem Institute for Advanced Scientific Research and High Technology Services (Indicasat-AIP) – hat die Rekrutierung für die Phase-3-Studie mit dem Impfstoff Covid-19 des biopharmazeutischen Unternehmens CureVac abgeschlossen», berichtete La Prensa.
Der Impfstoff, der die gleiche Boten-RNA-Technologieplattform wie Pfizer/BioNTech und Moderna verwende, erfordere ebenfalls zwei Dosen, informierte das Blatt. Mehr als 5000 Personen hätten sich für die Studie angemeldet, aber am Ende hätten nur 3500 Kandidaten teilgenommen, erklärte Rodrigo DeAntonio, Chief Executive und Chief Scientific Officer von Cevaxin. CureVac habe bereits Gespräche mit der europäischen Zulassungsbehörde EMA aufgenommen und werde voraussichtlich im zweiten Quartal 2021 die Zulassung für den Einsatz beantragen, fügte er hinzu.
In diesem Zusammenhang hat die EMA im vergangenen Februar das Schnellprüfverfahren für den CureVac-Impfstoff eingeleitet. Neben Panama wirkten auch Peru, Argentinien, Mexiko, Kolumbien, die Dominikanische Republik, Deutschland, die Niederlande, Belgien und Spanien an dieser Studie mit.
Panama beteilige sich an dieser Art von klinischen Tests, weil das Land «Erfahrung in der Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Impfstoffstudien» habe, betonte Xavier Sáez-Llorens, leitender Wissenschaftler der Studie und Mitglied von Cevaxin.
«Die Studienprobanden haben ausnahmslos vor der Impfung eine detaillierte Einverständniserklärung unterschrieben, um sicherzustellen, dass alle Fragen zur Studie oder zu möglichen Risiken oder Nebenwirkungen zufriedenstellend beantwortet wurden», unterstrich er.
Zudem wies Sáez-Llorens darauf hin, dass die Studien für den Covid-19-Impfstoff noch laufen, obwohl es bereits zugelassene Impfstoffe für den weltweiten Notfall gibt, da Informationen über die Wirksamkeit erst bestätigt werden können, wenn mehr Daten vorliegen. Dann werde sich auch zeigen, ob eine jährliche Wiederholung der Impfungen notwendig ist oder ob die ersten beiden Dosen ausreichen.
Selbst eine deutsche Lokalzeitung wurde in Panama in den Fokus gerückt: Kürzlich habe Thorsten Schüller, Sprecher von CureVac, gegenüber der Augsburger Allgemeinen erklärt, dass die klinischen Studien der Phase 3 in vollem Gange seien und man auf die Daten für die endgültige Zulassung warte.
Das Unternehmen führe derzeit Studien am Menschen durch, um die Sicherheit, Immunogenität und Wirksamkeit des Virusimpfstoffs zu bewerten. Die EMA werde die Daten aus diesen und anderen klinischen Studien auswerten, sobald sie verfügbar sind.
Wenn man im Ausland über alte Bekannte stolpert, die sich im «Corona-Jahr 01» bereits einen Namen gemacht haben, ist das immer interessant und horizonterweiternd. Denn es bestätigt nicht nur, dass die Corona-Akteure auf globaler Ebene für das «Wohl der Menschheit» im Einsatz sind; auch die eine oder andere Anekdote drängt sich ins Bewusstsein. Hört man den Namen CureVac, erinnert man sich sofort an das seltsame Corona-Ereignis im Schlacht- und Zerlegebetrieb des Unternehmers Clemens Tönnies mit seinen zahlreichen positiv getesteten Mitarbeitern im Juni 2020.
Dieser Vorfall führte mitten im Sommer zur Verhängung eines Lockdowns über etwa 400’000 Anwohner in der Gegend von Gütersloh. Auffällig bei der gesamten Aktion war vor allem Tönnies enge Beziehung zu Dietmar Hopp, dem Haupteigentümer des Impfstoffherstellers CureVac, der gleichzeitig auch der Ersteller der Corona-App ist, die er den Deutschen in Zusammenarbeit mit der Telekom und der Bundesregierung bescherte.
Aber damit nicht genug: Die Merkel & Co.-GmbH entschied sich, gleich direkt bei CureVac einzusteigen. So war auf der offiziellen Seite der Bundesregierung und in den Mainstream-Medien Mitte Juni 2020 zu lesen: «An einem Corona-Impfstoff forschen Unternehmen auf der ganzen Welt. Nun hat sich die Bundesregierung dazu entschlossen, 300 Millionen Euro über die Förderbank KfW in den Impfstoffhersteller CureVac zu investieren. Das entspricht einer Beteiligung von rund 23 Prozent an dem Unternehmen aus Tübingen.»
«Ziel sei, dem Unternehmen von Mehrheitseigner Dietmar Hopp finanzielle Sicherheit zu geben. Auf Geschäftsentscheidungen wolle der Staat keinen Einfluss nehmen», betonte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gegenüber dem ZDF. Es sei eine Investition für «mehr Unabhängigkeit».
Die Beteiligung sei zugleich industriepolitisch von hoher Bedeutung. Wichtige Forschungsergebnisse und Technologien würden in Deutschland und Europa gebraucht. Denn die Technologie von CureVac habe das Potenzial, neue Impfstoffe und Behandlungsmöglichkeiten für viele Menschen zu entwickeln, so Altmaier.
Mit diesem Schritt begaben sich Merkel & Co. in beste Gesellschaft: Denn unverzichtbarer Partner bei CureVac ist Bill Gates. Der ungemein grosszügige und selbstlose Retter der Menschheit tanzt auf allen Corona-Hochzeiten, und besonders gerne in Deutschland. Denn natürlich darf auch BioNTech auf die volle Unterstützung des Philanthropen zählen. Wie die österreichische Zeitung Wochenblick im November 2020 preisgab, investierte Gates rein «zufällig» im September 2019 eine grössere Summe in das Unternehmen.