Transition News hat bereits mehrfach über die Bedeutung von Vitamin D für die Gesundheit berichtet. Kürzlich wiesen wir zum Beispiel auf eine Studie hin, der zufolge das fettlösliche Vitamin eine entscheidende Rolle für Prävention von Darmkrebs spielen soll, sowie auf eine Arbeit, die aufzeigt, dass eine hochdosierte Einnahme von Vitamin D Multiple-Sklerose-Symptome verringern kann.
Jetzt ist ein Paper erschienen, das darauf verweist, dass das auch als «Prohormon» – also als Hormonvorläufer, der selbst noch keine oder kaum hormonelle Wirkung zeigt, sondern im Stoffwechsel erst zu einem Hormon umgewandelt werden muss – fungierende Vitamin D die Zellgesundheit fördern und dadurch den Alterungsprozess zu bremsen vermag.
Bei der im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlichten Untersuchung handelt es sich um den «VITamin D and OmegA-3 TriaL», kurz VITAL. Darin heißt es:
«Begrenzte Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren (n-3-Fettsäuren) die Telomererhaltung fördern kann; Belege aus großen randomisierten klinischen Studien fehlen jedoch.»
Diese Lücke sollte nun mit dem VITAL geschlossen werden, handelt es sich doch dabei um eine große, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie zur Nahrungsergänzung mit 2000 IE Vitamin D3 pro Tag und 1 g marinen n–3-Fettsäuren täglich. Studienzeitraum: fünf Jahre. Untersucht wurde die Wirkung an einer repräsentativen Stichprobe von 25.871 US-amerikanischen Frauen im Alter von 55 Jahren und Männer ab 50 Jahren.
An der VITAL-Telomerstudie nahmen 1054 Personen teil, die persönlich im Harvard Clinical and Translational Science Center untersucht wurden. Die Max-Planck-Gesellschaft schrieb 2019 zu Telomeren:
«Telomere sind die Schutzkappen unserer Chromosomen und spielen im Alterungsprozess eine zentrale Rolle. Kurze Telomere werden mit chronischen Krankheiten in Verbindung gebracht. Zur Verkürzung beitragen kann zum Beispiel eine hohe Stressbelastung.
Verändern sich Telomere in ihrer Länge, spiegelt sich das direkt in unserer Hirnstruktur. Das konnte nun ein Team um Lara Puhlmann und Pascal Vrticka vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig sowie Elissa Epel von der University of California und Tania Singer von der Forschungsgruppe für Soziale Neurowissenschaften in Berlin im Rahmen des von ihr geleiteten ReSource-Projektes zeigen.»
Im VITAL wurde nun die «Leukozytentelomerlänge» (LTL) zu Studienbeginn sowie im zweiten und vierten Jahr bestimmt. Leukozyten sind weiße Blutkörperchen. Und in einer bereits 2001 publizierten Arbeit heißt es:
«Die Telomerlänge wurde in den weißen Blutkörperchen durch Messung der mittleren Länge der terminalen Restriktionsfragmente bestimmt. Die altersbereinigte Telomerlänge war bei Frauen länger als bei Männern ... Bei beiden Geschlechtern war die Telomerlänge invers mit dem Alter korreliert.»
In einer 2017er Studie heißt es dazu:
«Jüngste Erkenntnisse belegen, dass die Telomerlänge von Leukozyten und Skelettmuskelzellen positiv mit einer gesunden Lebensweise und negativ mit dem Risiko verschiedener altersbedingter Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Diabetes, chronischen Schmerzen und Stress korreliert ist.
In Beobachtungsstudien wurde festgestellt, dass ein höheres Maß an körperlicher Aktivität oder Sport in verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit einer längeren Telomerlänge einhergeht, und dass Sportler tendenziell eine längere Telomerlänge haben als Nicht-Sportler.»
News Medical Life Sciences schreibt zum VITAL:
«Im Vergleich zur Einnahme eines Placebos reduzierte die Einnahme von Vitamin-D3-Präparaten die Telomerverkürzung über vier Jahre signifikant und verhinderte damit im Vergleich zu Placebo eine Alterung, die fast drei Jahren entspricht. Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren hatte während der gesamten Nachbeobachtung keinen signifikanten Einfluss auf die Telomerlänge.»
Das VITAL-Autorenteam um Haidong Zhu, Molekulargenetiker am Medical College of Georgia der Augusta University, schlussfolgert:
«Eine vierjährige Supplementierung mit 2000 IE Vitamin D3 pro Tag reduzierte den Telomerschwund um 140 bp, was darauf schließen lässt, dass eine tägliche Vitamin D3- Supplementierung mit oder ohne n–3-Fettsäuren eine Rolle bei der Bekämpfung der Telomererosion oder Zellalterung spielen könnte.»