In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Glaube verbreitet, Sonnenlicht mache die Haut schrumpelig, trage zur Hautalterung bei und erzeuge sogar Krebs. Dabei wurde eine solche Angst vor der Sonne erzeugt, dass tragischerweise der Umstand, dass das Licht der Sonne – dieses Sterns, ohne den kein Leben auf unserer Erde möglich wäre – die bedeutendste und beste Quelle für eine körpereigene Vitamin-D-Produktion ist, aus dem öffentlichen Bewusstsein mehr oder weniger verschwunden ist.
Doch es gibt sie noch und sogar vermehrt: die Stimmen, die eine Lanze brechen für die Sonne und ihre gesundheitlichen Wirkungen. In einem Beitrag des Substack-Kanals «A Midwestern Doctor» aus dem vergangenen Jahr zum Beispiel heißt es gar, «die meisten Todesfälle durch Hautkrebs sind auf einen Mangel an Sonnenlicht zurückzuführen». Es gebe nur sehr wenige medizinische Maßnahmen, die auch nur annähernd so viel bewirken wie Sonnenbäder. In einem 2013er Review heißt es in diesem Zusammenhang:
«Die Beweise dafür, dass Sonnenlicht ein Schutzfaktor für Darm-, Prostata- und Brustkrebs sowie für das Non-Hodgkin-Lymphom ist, verdichten sich weiter.»
Natürlich sollte man tunlichst Sonnenbrände vermeiden. Doch gemäß der Faktenlage ist es alles andere als ratsam, sich vor der Sonne mit Sunblockern, die im Übrigen Östrogene, schädigende Mineralöle und den krebserregenden Konservierungsstoff Formaldehyd enthalten können, permanent abzuschirmen oder sich vor dem Sonnenlicht zu verkriechen wie ein Maulwurf.
So kam erst kürzlich eine Studie zu dem Schluss, dass die hochdosierte Einnahme von Vitamin D Multiple-Sklerose-Symptome verringern kann. Der im Fachblatt JAMA publizierten Placebo-Untersuchung zufolge hatten Menschen, die hohe Dosen des Vitamins einnahmen, weniger Schübe und es waren bei ihnen weniger pathologische Veränderungen zu beobachten (Transition News berichtete).
Jetzt ist eine Übersichtsarbeit im Fachmagazin Nutrients erschienen, «der zufolge Vitamin D eine entscheidende Rolle spielt bei der Regulierung des Immunsystems und es immunmodulatorische Wirkungen hat, die für die Prävention von Darmkrebs entscheidend sind». Ein Team um Mónika Fekete vom Institute of Preventive Medicine and Public Health an der Semmelweis University in Budapest hat darin die Rolle von Vitamin D bei der Immunregulation analysiert und die Ergebnisse randomisierter klinischer Studien, in denen die Auswirkungen einer Vitamin-D-Supplementierung auf die Ergebnisse von Darmkrebs untersucht wurden, zusammengefasst. Schlussfolgerung:
«In den vergangenen Jahrzehnten hat die Forschung gezeigt, dass das Steroidhormon [Vitamin D] nicht nur die Knochengesundheit beeinflusst, sondern auch die Immunreaktionen erheblich beeinträchtigt. Vitamin D verbessert die Funktionen von Immunorganen wie Milz und Lymphknoten und steigert die Aktivität von T-Zellen, die für die Abwehr von Tumoren unerlässlich sind.
Darüber hinaus mildert Vitamin D Entzündungsreaktionen, die eng mit der Krebsentstehung verbunden sind, und reduziert so die Entzündungen, die zur Entstehung von Darmkrebs beitragen. Es wirkt über Vitamin-D-Rezeptoren (VDR), die auf Immunzellen exprimiert werden, und moduliert die Immunreaktionen. Ein angemessener Vitamin-D-Spiegel beeinflusst die Genexpression im Zusammenhang mit Entzündungen und Zellproliferation und hemmt so die Tumorentwicklung. Vitamin D aktiviert auch Mechanismen, die das Überleben, die Vermehrung, die Migration und die Metastasierung von Krebszellen unterdrücken.»
Niedrige Vitamin-D-Spiegel wiederum würden mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung gebracht, wobei ein Mangel mit einer höheren Krankheitsinzidenz korreliere. Lebensstilfaktoren wie eine Ernährung mit einem hohen Anteil an rotem Fleisch und Kalorien, aber wenig Ballaststoffen und wenig Obst und Gemüse sowie Bewegungsmangel würden erheblich zum Darmkrebsrisiko beitragen.
Die Forscher heben auch die Bedeutung von Sonnenlicht für die Vitamin-D-Produktion hervor und schreiben dazu:
«Die Effizienz der kutanen Vitamin-D-Synthese hängt von der Sonneneinstrahlung ab, aber Faktoren wie Hautpigmentierung, die Verwendung von Sonnenschutzmitteln und das Alter können diesen Prozess beeinflussen. In den Wintermonaten, insbesondere oberhalb des 35. Breitengrades, reicht die Sonneneinstrahlung nicht für eine ausreichende Synthese, so dass eine Supplementierung erforderlich ist.»
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