In einem Beitrag für The Conversation präsentieren Adrián Carballo Casla, Postdoktorand in Geriatrischer Epidemiologie am schwedischen Karolinska Institutet, Amaia Calderón-Larrañaga, außerordentliche Professorin am Aging Research Center des Karolinska Institutet, und David Abbad Gomez von der Abteilung für Epidemiologie und Evaluation vom Forschungsinstitut Hospital del Mar in Barcelona, die Ergebnisse ihrer in Nature Aging publizierten Studie mit dem Titel «Ernährungsverhalten und beschleunigte Multimorbidität bei älteren Erwachsenen».
Das zentrale Ergebnis dieser Arbeit, für die in Schweden über einen Zeitraum von 15 Jahren mehr als 2400 ältere Erwachsene begleitet worden sind, lautet, dass Menschen, die sich konsequent gesund ernährten, langsamer chronische Krankheiten entwickelten als diejenigen, deren Ernährung als entzündungsfördernder galt. Die Forscher:
«Dies ist wichtig, da das gleichzeitige Auftreten mehrerer Erkrankungen eines der größten Probleme älterer Menschen darstellt. Es erhöht das Risiko von Behinderungen, Krankenhausaufenthalten und frühem Tod. Zudem stellt es eine enorme Belastung für die Gesundheitssysteme dar.
Obwohl seit langem bekannt ist, dass die Ernährung zur Vorbeugung einzelner Krankheiten beitragen kann, zeigt unsere Studie, dass sie auch die allgemeine Geschwindigkeit der biologischen Alterung beeinflussen kann.»
Untersucht worden seien folgende vier bekannten Ernährungsmuster:
- Die Mind-Diät, die der Gehirngesundheit dienen soll und bei der der Fokus auf pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Vollkornprodukten und mindestens einer Portion Fisch pro Woche liegt, während bestimmte Lebensmittel wie rotes Fleisch, Gebäck und Süßigkeiten nur eingeschränkt verzehrt werden.
- Alternative Healthy Eating Index, bei dem eine Vielzahl von Lebensmittelgruppen und Nährstoffen Berücksichtigung finden, darunter Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte, gesunde Fette und mäßiger Alkoholkonsum, während bewusst mit der Aufnahme von rotem und verarbeitetem Fleisch, zuckergesüßten Getränken und Transfetten umgegangen wird.
- Die Mittelmeerdiät, die sich auszeichnet durch einen hohen Anteil an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Fisch und Olivenöl; rotes Fleisch wird nur selten konsumiert.
- Eine Ernährung mit einem hohen Anteil entzündungsfördernder Lebensmittel und die mit einer schnelleren Ansammlung von Krankheiten in Verbindung gebracht wird.
Die stärksten Zusammenhänge hätten sich, so die Forscher, bei Herz-Kreislauf- und psychischen Erkrankungen gezeigt. So entwickelten Menschen, die sich besser ernährten, seltener Krankheiten wie Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Depression oder Demenz. Und weiter:
«Einige der Vorteile einer gesunden Ernährung waren bei Frauen und den ältesten Teilnehmern, den über 78-Jährigen, stärker ausgeprägt. Dies deutet darauf hin, dass es nie zu spät ist, Veränderungen vorzunehmen. Auch im hohen Alter ist die Ernährung wichtig.»
Einer der Faktoren, durch die die Ernährung die Gesundheit beeinflusst, könnten laut den Autoren Entzündungen sein. Mit zunehmendem Alter würden viele Menschen leichte chronische Entzündungen entwickeln – gesprochen wird hier vom «Inflammaging», auf Deutsch «Entzündungsaltern» –, die mit einer Vielzahl von Krankheiten in Verbindung gebracht würden. «Eine Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und gesunden Fetten wirkt entzündungshemmend», so die Wissenschaftler. «Eine Ernährung mit vielen stark verarbeiteten Lebensmitteln und Zucker bewirkt das Gegenteil.»
Ein weiterer Grund sei die Widerstandsfähigkeit des Körpers durch gesunde Ernährung. Wichtige Nährstoffe würden zur Erhaltung der Immunfunktion, der Muskelmasse und der kognitiven Gesundheit beitragen. Dies könne im Laufe der Zeit einen großen Unterschied im Alterungsprozess bewirken. Und weiter:
«Unsere Studie ist eine der längsten und umfassendsten ihrer Art. Wir haben wiederholt Ernährungsanalysen durchgeführt und über 60 chronische Erkrankungen erfasst. Um ihre Gültigkeit zu gewährleisten, haben wir unsere Ergebnisse mit verschiedenen Analysemethoden überprüft.
Natürlich ist die Ernährung nur ein Teil des Puzzles. Körperliche Aktivität , soziale Kontakte und der Zugang zur Gesundheitsversorgung spielen alle eine wichtige Rolle für ein gesundes Altern. Doch eine Verbesserung der Ernährungsqualität ist ein relativ einfacher und zugänglicher Weg, älteren Menschen zu einem längeren und gesünderen Leben zu verhelfen.»
Was sollten ältere Menschen also essen? Die Botschaft dieser Studie sei klar:
«Essen Sie viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte. Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an verarbeitetem Fleisch, raffiniertem Getreide und zuckerhaltigen Getränken hingegen fördert bekanntermaßen leichte chronische Entzündungen im Körper.»
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