Forscher der University of Illinois ermittelten in einer Studie einen Zusammenhang zwischen der Exposition von Föten gegenüber krebserregenden Chemikalien und Hörverlusten, die Jahre nach der Geburt auftreten.
Die im Journal of Neuroscience veröffentlichte Arbeit, auf die Study Finds aufmersam machte, konzentrierte sich auf die Exposition gegenüber polychlorierten Biphenylen (PCBs). Dabei handelt es sich um Chemikalien, die früher in Industrieprodukten verwendet wurden. In den USA wurden sie 1979 verboten. In Europa ist ihre Verwendung und Vermarktung seit 1985 sehr stark eingeschränkt. Allerdings werden PCBs aufgrund ihrer sehr stabilen chemischen Struktur in der Umwelt nur langsam abgebaut und können deswegen langfristig Schaden anrichten.
Die Forscher untersuchten die Auswirkungen einer vorgeburtlichen Exposition gegenüber PCBs auf die Erholung des Gehörs nach einem Trauma, das durch anhaltende Lärmbelastung verursacht wurde. Sie stellten die Theorie auf, dass Personen, die während der Entwicklung einer solchen Belastung ausgesetzt waren, Schwierigkeiten haben könnten, sich effizient von einem späteren Hörtrauma zu erholen.
Ein einzigartiger Mikroskop- und Bildgebungsansatz ermöglichte es den Wissenschaftlern, die Auswirkungen von PCB und Lärm auf den Colliculus inferior bei Mäusen aufzudecken. Dies ist eine Gehirnregion, die für die Signalintegration verantwortlich ist.
Während frühere Studien darauf hindeuteten, dass Mäuse, die lauten Geräuschen ausgesetzt waren, hyperreaktive Neuronen im Colliculus inferior entwickelten, enthüllte diese Studie eine überraschende Wendung: Die Kombination von PCBs und Lärm reduzierte diese Übererregbarkeit und machte die Neuronen stattdessen untererregbar.
Aufgrund weiterer chemischer Analysen, die zeigten, dass Toxine in Zellen oxidativen Stress auslösen und reaktive Sauerstoffradikale freisetzen, schliessen die Forscher: Die kombinierte Wirkung von PCBs und Lärm verstärken den oxidativen Stress und könnte die Fähigkeit des Gehirns beeinträchtigen, sich von einem akustischen Trauma zu erholen.
Dr. Daniel Llano, ausserordentlicher Professor in der Abteilung für Molekulare und Integrative Physiologie und korrespondierender Autor der Arbeit, erklärte in einer Mitteilung der Universität:
«Die PCB-Exposition führt zu einer Anfälligkeit für späteren Hörverlust. Personen, die während ihrer Entwicklung PCB ausgesetzt waren, können in Verbindung mit einer späteren Lärmbelastung mit verstärkten Folgen für das Gehör konfrontiert werden.»
Gemäss Llano liegt der empfindlichste Zeitraum in der Schwangerschaft für diese Art von entwicklungsbedingten Belastungen typischerweise zu Beginn der Schwangerschaft, im ersten Trimester. Llano ergänzte allerdings:
«Doch PCBs sind als chemische Einheiten für alle Arten von Membranen sehr durchlässig. Sie können die Plazenta passieren und ins Gehirn gelangen. Das macht sie in allen Phasen der Schwangerschaft besonders gefährlich.»
Die Forscher werden den Zusammenhang zwischen PCB-Exposition, Lärmbelastung und Hörverlust weiter untersuchen.
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