Krieg und Frieden – das sind große Themen, die schwer in einem Beitrag zu erfassen sind. Selbst ein dreitägiger Kongress kann sich nur einzelnen Aspekten widmen und nur ansatzweise die komplexen Zusammenhänge darstellen. Aber den Versuch ist es wert und die aktuellen Geschehnisse machen einen solchen notwendig.
Wahrscheinlich haben sich die Mitglieder der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) um die Psychotherapeuten Klaus-Jürgen Bruder und Almuth Bruder-Bezzel das auch gedacht. Sie hatten für den 10. bis 12. April nach Berlin eingeladen, um mit Berufskollegen, externen Experten und Friedensaktivisten über «Krieg und Frieden» zu diskutieren. Die drei Tage des Kongresses der NGfP waren vollgepackt mit interessanten Vorträgen, deren Inhalt nur ansatzweise in einem Bericht wiedergegeben werden kann.
Die Spannbreite der einzelnen Themen reichte von der Friedensarbeit und psychoanalytischen Reflexionen über die «Zeitenwende», über die Rolle des US-Kapitalismus als Kriegstreiber und die psychischen Folgen des jahrzehntelangen israelischen Krieges gegen die Palästinenser bis zur Rolle der Medien als «Kriegstrommler» und der Notwendigkeit einer Pädagogik der Kriegsuntüchtigkeit. Und es waren noch eine ganze Reihe mehr, die in Vorträgen und kurzen Diskussionen dazu beleuchtet wurden.
So sprach die Berliner Friedensaktivistin Laura von Wimmersperg am ersten Tag über die Friedensarbeit als Aufklärungsarbeit. Die heute 91-Jährige und frühere Lehrerin engagiert sich seit 1980 für Frieden und gegen Militarisierung. Ihre Offenheit für neue Bündnisse angesichts der erneuten Kriegs- und Aufrüstungspolitik stößt zum Teil bei Mitstreitern aus der «alten» Friedensbewegung auf Unverständnis.
Dabei braucht diese Bewegung nicht nur breitere Resonanz in der Bevölkerung, sondern ebenso neue Partner angesichts veränderter politischer und gesellschaftlicher Verhältnisse. Doch ihr widerfährt, was Doris Pumphrey, ebenfalls Friedensaktivistin, so beschrieb:
«Der Protest der Friedensbewegung richtet sich gegen Regierungspolitik. Je deutlicher ihre Positionierung und je stärker die Meinungsfreiheit eingeschränkt wurde, desto größer ihre Missachtung oder Diffamierung durch Politik und Medien.»
Sie machte auf die «Brandmauer» aufmerksam, die die Friedensbewegung «gegen Rechts» ab 2014 errichtet und in der Corona-Krise noch weiter erhöht hat. So sei erfolgreich eine «Aktionseinheit von ‹alter› und ‹neuer› Friedensbewegung» verhindert worden, die der herrschenden Kriegsallianz ein Dorn im Auge wäre. Mit «aktiver Schützenhilfe von Parteien, Medien und diversen Organisationen», die sich selbst als «antifaschistisch» darstellten, sei die «neue» Friedensbewegung, hervorgegangen aus der Coronapolitik-kritischen Bewegung, als «rechts-offen» diffamiert worden.
Wirkungslose Demonstrationen?
Das geschieht bis heute erfolgreich und verhindert, dass das, was Pumphrey einforderte, möglich wird:
«Die Friedensbewegung muss endlich den Mut haben, die anti-russische Aggressionspolitik als zentrales Problem zu benennen und zu bekämpfen. Und sie muss der Bevölkerung klarmachen: Deutschlands Feind ist nicht Russland, sondern Geschichtsvergessenheit, Größenwahn und der völlige Realitätsverlust seiner Regierung und des politisch-medialen Establishments.»
Doch all die Demonstrationen und auch solche Kongresse bringen nichts, behauptete am zweiten Tag der Sozialwissenschaftler und Künstler Rudolph Bauer. Damit sorgte er für Zustimmung und Widerspruch, auch wenn er nur zum Ausdruck brachte, was viele Friedensaktivisten angesichts der neuen Kriegspolitik bewegt. Er forderte in seinem Vortrag auf, vom Krieg zu reden, wenn der Frieden gewollt sei.
Rudolph Bauer (alle Fotos: Tilo Gräser)
Er bezog sich damit auf den Satz «Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg.» des deutschen Schriftstellers und Philosophen Walter Benjamin. Dieser entstammt dem Text «Friedensware» aus dem Jahr 1926, einer vernichtenden Besprechung des 1925 erschienenen Buchs «Flügel der Nike. Buch einer Reise» von Fritz von Unruh.
Bauer wies darauf hin, dass das Deutsche Panzermuseum in Munster dieses Zitat an seinen Außenmauern angebracht hat. Der Satz sei aus dem Zusammenhang gerissen worden, so der Sozialwissenschaftler und Künstler aus Bremen. Es fehle, was Benjamin dem voranstellte:
«Die große Prosa aller Friedenskünder sprach vom Kriege. Die eigne Friedensliebe zu betonen, liegt denen nahe, die den Krieg gestiftet haben.»
Und ebenso, was folgt:
«Er rede vom vergangenen (…), er rede von dem kommenden vor allem. Er rede von seinen drohenden Anstiftern, seinen gewaltigen Ursachen, seinen entsetzlichsten Mitteln.»
Das griff Bauer auf und zählte auf, wovon heute zu reden sei angesichts neuer Kriegstreiberei und neuem Aufrüstungswahn. So unter anderem von Folgendem:
«Wir müssen sprechen über die milliardenteuren Waffensysteme zu Land, zu Wasser, in der Luft und im Weltall, über Drohnen, Satelliten, Cyberwaffen, Roboter und Biowaffen. Über Kriegsspielzeug und Jugendoffiziere in den Schulen, über den verbrecherischen militärisch-industriellen Komplex, der ein Rüstungs- und Zerstörungskomplex ist, über den aufgeblähten Militäretat, zu Lasten von Schulen, Infrastruktur, Renten und Wohnen, über Geopolitik und Bodenschätze.»
Es war eine lange Liste von Themen, die zeigte, was alles dazugehört, wenn eine Gesellschaft «kriegstüchtig» gemacht werden soll. Und der Sozialwissenschaftler stellte einen provokativen Befund auf: «Den Frieden zu beschwören, verhindert keine Kriege.» Er ging noch weiter und sagte, auch «ritualisierte Ostermärsche» würden dabei nicht helfen, ebenso keine Gedenktage wie der Antikriegstag am 1. September.
Bewaffnete Übermacht
Keine Friedensgottesdienste, Blumengebinde, Appelle, auch keine «Pädagogik der Kriegsuntüchtigkeit» könnten Kriege verhindern angesichts einer «straff organisierten, gehorsamsgedrillten und mit modernster Technik bewaffneten Übermacht, eines omnipotenten Gewaltapparates» auf der Gegenseite. Bauer kritisierte auch jene Vertreter der Friedensbewegung, die den Kampf gegen den Antifaschismus mit dem Widerstand gegen den Krieg vermischen, die Letzteren «antifaschistisch aufblähen».
So würden mögliche Bündnisse mit all jenen verhindert, die sich gegen Krieg und für Frieden einsetzen, stellte er fest. So gebe es nur «ein Friedensstrohfeuer, das sich in der regierungskonformen Ablehnung des Rechtsradikalismus beziehungsweise in der wiederholten Behauptung von Putins völkerrechtswidriger Aggression erschafft und die Vergangenheit ausblendet».
Das aktuelle Versagen und Scheitern der Friedensbewegung sei nicht neu, sondern habe Geschichte, sagte Bauer und belegte das mit Beispielen aus der historischen Friedensbewegung vor dem Ersten und vor dem Zweiten Weltkrieg. Nur eine Minderheit habe zum Generalstreik aufgerufen, um den drohenden Krieg zu verhindern.
Und er machte deutlich: Wer für den Frieden ist, aber dabei den Kapitalismus ausblendet, der scheitert. Der Bremer Friedensaktivist forderte, sich auf Carl von Ossietzky berufend, der Pazifismus müsse politisch werden und «den Weg zum Volk» finden. Aus seiner Sicht könnte die Kampagne «Für ein neutrales Deutschland», die auf dem Kongress von Walter Schumacher vorgestellt wurde, zum «Meilenstein der neuen Friedensbewegung» werden und neue Impulse geben.
In der Diskussion zu seinen Aussagen bedauerte Bauer mit Blick auf die «alte» und «neue» Friedensbewegung, dass von Ersterer her «nicht zusammengearbeitet wird, sondern dass man sich gegenseitig abgrenzt, dass man meint, mit dem Kampf gegen den Faschismus den Krieg verhindern zu können». Es stimme nicht, «dass, wenn man gegen den Faschismus ist, ist man sozusagen automatisch gegen den Krieg». Dabei würden aktuelle totalitäre und faschistoide Tendenzen in Politik und Gesellschaft, wie sie sich in der Corona-Krise zeigten, übergangen.
Folgenreiche US-Strategie
In der Debatte griff der Publizist und ehemalige Bundeswehr-Offizier Wolfgang Effenberger das Stichwort Generalstreik auf. Er erinnerte mit Blick auf die Gegenwart daran, dass durch einen solchen 1920 der Kapp-Putsch in Deutschland scheiterte.
«Alle bleiben zu Hause, die Räder stehen still. Dann bewegt sich nichts mehr. Man muss nichts machen. Man braucht keine Vernetzungsbüros, man braucht keine Organisation und Funktionäre, Funktionärinnen, wie auch immer. Sondern einfach diese Klarheit schaffen, keine Angst zu haben. Wenn es soweit ist, bleiben wir alle zu Hause.»
Dabei hatte Effenberger zuvor in seinem eigenen Vortrag deutlich gemacht, mit welchen Kräften die Friedensbewegung es zu tun hat. Er ging von der Schrift «Zum ewigen Frieden» von Immanuel Kant aus, die vor 230 Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Was der Königsberger Philosoph damals niederschrieb, sei die Vorlage für die UNO-Charta, sagte der Ex-Bundeswehr-Offizier.
Wolfgang Effenberger
Er benannte die Kräfte und Interessen, die sich nicht nur nicht um Kants Altersschrift, sondern ebenso wenig um das Völkerrecht und das Friedensgebot der UNO-Charta kümmern. Angesichts der US-Kriegsmaschine und der von ihr angezettelten Konflikte und Kriege sei der globale Frieden «ferner denn je», sagte Effenberger.
Zu den Folgen der US-Vorherrschaft gehöre, dass die korrumpierte UNO nicht reformiert werden könne:
«Das System der UNO ist unter falschen Vorzeichen installiert und weiter missbraucht worden und somit irreparabel.»
Der Publizist ging auf eine ganze Reihe grundlegender Strategiepapiere aus den USA ein, so auf das Dokument Tradoc 525-5 «Force XXI Operations» von 1994, das Krieg im 21. Jahrhundert beschreibt. Ein anderes ist das Konzept «Win in a complex world» von 2014, auf das Effenberger aufmerksam machte und das nach seinen Worten die US-Streitkräfte auf einen Krieg gegen Russland und China vorbereitet.
Solche und weitere Strategiepapiere würden in der Öffentlichkeit, aber auch in der Friedensbewegung kaum wahrgenommen, bedauerte er. Immer offener werde in Deutschland ein Krieg gegen Russland vorbereitet, so der Publizist, der in dem Zusammenhang auf den geheimen «Operationsplan Deutschland» hinwies, von dem nur Ausschnitte bekannt sind.
Als anderes Beispiel nannte Effenberger das «Grünbuch ZMZ 4.0», das «viel schlimmer» als der Operationsplan sei. Der ausführliche Titel des Dokuments ist «Zivil-Militärische Zusammenarbeit 4.0 im militärischen Krisenfall». Es geht von einem Krieg aus, der im Mai 2030 beginnt.
Allmächtiges Kapital
Was der ehemalige Bundeswehr-Offizier schilderte, erinnert an das, was der US-amerikanische Politikberater Karl Rove 2004 so beschrieb:
«Wir sind jetzt ein Imperium, und wenn wir handeln, schaffen wir unsere eigene Realität. Und während ihr diese Realität studiert – mit Bedacht, wie ihr wollt – werden wir wieder handeln und andere neue Realitäten schaffen, die ihr ebenfalls studieren könnt, und so werden sich die Dinge sortieren. Wir sind die Akteure der Geschichte (...) und ihr, ihr alle, werdet nur noch das studieren, was wir tun.»
Das machte auch deutlich, was der Publizist Werner Rügemer in seinem Vortrag zum Thema «Der US-Kapitalismus als Kriegstreiber und die Neuordnung der Weltgesellschaft» darstellte. Er machte klar:
«Da ist zuerst das Kapital, das heißt die Kapitalisten, und dann kommt die Demokratie. Also die Kapitalisten finanzieren die politischen Parteien.»
Auch Rügemer schilderte detail- und faktenreich, wie der US-geführte Kapitalismus seine Macht und seinen Zugriff auf jeden Punkt der Erde sichert. Er schilderte, wie die US-Konzerne schon immer mit Faschisten und anderen Verbrechern zusammenarbeiten, solange der Profit stimmt. So sei die faschistische deutsche Wehrmacht mit US-Hilfe ausgerüstet worden.
Werner Rügemer
Verantwortlich seien die Kapitalisten, die mit Hilfe der Politik ihre Interessen durchsetzen, aber ebenso mit Hilfe von Geheimdiensten. Ein Beispiel sei der frühere Wallstreet-Anwalt Allan W. Dulles, der den ersten strategischen US-Geheimdienst OSS und dessen Nachfolger CIA mitgründete.
Der Publizist sprach sich dafür aus, auf zivilgesellschaftlicher Ebene international zusammenzuarbeiten, wenn es um die Analyse des Kapitalismus gehe. Seine Idee: «eine neue Seidenstraße für die von den Kapitalisten nicht korrumpierte Wissenschaft».
Auf manche Beobachter des Kongresses machte dieser den Eindruck eines Treffens altlinker Aktivisten aus der alten Bundesrepublik. Es ging insgesamt auch erstaunlich wenig um psychologische Themen, die aber auch zum Programm gehörten.
Große Wunden
So sprach die Sozialwissenschaftlerin Sarah El Bulbeisi vom Orient-Institut Beirut über die Tabus und Traumata geflüchteter Palästinenserinnen und Palästinenser in der Schweiz und Deutschland. Sie hatte zu dem Thema 2020 das Buch «Tabu, Trauma und Identität – Subjektkonstruktionen von PalästinenserInnen in Deutschland und der Schweiz, 1960-2015» veröffentlicht.
Sie beschrieb die Vertreibungserfahrungen der Menschen aus Palästina, die in der Bundesrepublik und in der Schweiz nicht als politische Flüchtlinge anerkannt wurden. Die Einzelfälle, wie die Betroffenen mit ihren Erlebnissen von Vertreibung und Nichtanerkennung umgehen, die sie aus ihrer Studie zitierte, berührten das Publikum, das in der nachfolgenden Diskussion mit der Autorin nach den passenden Worten suchte.
Zuvor hatte die Nahost-Korrespondentin Karin Leukefeld über den aktuellen israelischen Krieg gegen die Palästinenser gesprochen, der nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 geführt werde. Das sei neben der Verfolgung der Kurden in der Türkei, den Kriegen im Irak, im Libanon und zuletzt auch in Syrien die «große Wunde in der Region».
«Seit mehr als 100 Jahren gehören Vertreibung und die Zerstörung von Lebensgrundlagen und von ziviler Infrastruktur zu den Werkzeugen, mit denen Staaten sich Land in Westasien zwischen dem östlichen Mittelmeer und der Persischen Golf-Region aneignen wollen, das ihnen nicht gehört.»
Leukefeld wies daraufhin, dass unter denjenigen, die in den USA gegen die Unterstützung Israels protestieren, zahlreiche Ureinwohner zu finden sind. Sie würden in dem, was die Palästinenser erleben, von Landraub über Vertreibung bis zur physischen Vernichtung, wiedererkennen, was sie in ihrer Geschichte erlebten.
Karin Leukefeld
Den westlichen Staaten, allen voran den USA, die Israel unterstützen, gehe es um Macht und Kontrolle der Region mit ihren Handelswegen, Rohstoffen und Meerengen. Die Journalistin, die seit 25 Jahren aus dem Nahen Osten berichtet, kritisierte die Medien deutlich:
«Anstatt Unrecht, Freude, Leid und Lüge aufzuzeigen und alle Seiten zu Wort kommen zu lassen, damit die Öffentlichkeit sich ein Bild machen und verstehen kann, bereiten Medien politische Krisen vor und drängen zur Eskalation. Die sie dann wie Kriegstrommler und Trompeter früherer Heere begleiten. Wir erleben das in Deutschland sehr extrem.»
Medienkritik kam am dritten Tag des Kongresses auch von dem Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen. Er beschrieb, wie Propaganda und Zensur zusammengehören und zusammenwirken. Herrschaft werde über die Definitionsmacht von Politik und Leitmedien durchgesetzt, sagte er.
Überschätzte Medien
Wichtigster «Propagandahebel» sei die Ideologie vom Journalismus als «4. Gewalt», die die anderen drei Gewalten Parlament, Regierung und Justiz kontrolliere. Doch es stelle sich nicht nur die Frage, wer die Kontrolleure kontrolliert. Medien seien selbst Teil der Macht und könnten die ihnen zugeschriebene Aufgabe gar nicht wahrnehmen, da sie entweder im Besitz weniger Reicher seien oder im Fall des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von der Politik kontrolliert würden.
Meyen machte auch darauf aufmerksam, wie das Militär immer mehr eigene Medienarbeit macht, um Einfluss auf die Gesellschaft ausüben zu können. So habe die Bundeswehr ihre entsprechenden Etats massiv ausgeweitet, wie auch andere Regierungsorgane bis hin zum Bundespresseamt mit allein rund 500 Mitarbeitern.
Michael Meyen
Der US-Sicherheitsstaat habe die Medien seit 1945 unter Kontrolle, so der Kommunikationswissenschaftler. Das US-Militär habe auch aktiv bei der Entwicklung der digitalen Plattformen mitgewirkt, stellte er klar. Aus Meyens Sicht sind analoge Medien eine Alternative zu den digitalen, die zunehmend der Zensur und Kontrolle unterworfen seien.
Am dritten Kongresstag waren psychologische Themen wie die Frage der persönlichen Entfremdung und die nach den massenpsychologischen Mechanismen der Beeinflussung der Bevölkerung im Sinne der Kriegspolitik auf der Tagesordnung. Ein Vortrag plädierte für eine «Pädagogik der Kriegsuntüchtigkeit», die Kinder und Jugendliche zu Friedfertigkeit erziehen soll.
Corinna Oesch setzte sich zum Kongressabschluss mit dem «Omniwar-Konzept» auseinander. Bei diesem geht es um einen «verdeckten, nicht deklarierten Krieg gegen die Bevölkerung, der von der herrschenden, transnational agierenden Klasse mit dem Ziel lanciert wurde, eine Technokratie zu installieren».
Folgenlose Ängste
Zuvor suchte der Konfliktforscher Leo Ensel Antworten auf die Frage «Warum bleiben die Ängste vor einer Ausweitung des Ukraine-Krieges stumm und folgenlos?». Er verwies dabei auf die Erkenntnisse des Philosophen Günter Anders, der feststellte, dass der Schrecken eines Atomkrieges so groß ist, dass er unfassbar ist. Das führe zu einer «Apokalypse-Blindheit».
Leo Ensel
Die wachsende Kriegsgefahr sei immer noch zu abstrakt, so dass sie für die Menschen nicht greifbar sei. Ensel beklagte, dass im Bundestag keine wirklich antimilitaristische Partei vertreten und die neue Friedensbewegung zu klein und unwirksam sei. Dabei gelte:
«Passivität und Resignation können wir uns nicht leisten.»
Ebenso gelte die Losung aus den 1980er Jahren:
«Der Frieden ist zu wichtig, um ihn nur den Generälen und Politikern zu überlassen.»
Der Konfliktforscher forderte Widerstand gegen Feindbilder ebenso wie zivilen Ungehorsam und gewaltfreien Widerstand als «Sand im Getriebe der Kriegsmaschine».
Kommentare