Mit Bitcoin kann man im Alltag bezahlen – bereits jetzt. Die Funktion der Kryptowährung als globales Zahlungsmittel ist vielleicht vielen gar nicht so bewusst; man hört ja in diesem Kontext eher vom Sinn oder Unsinn als Wertanlage oder auch von Geldwäsche und Terrorismus. Tatsächlich akzeptieren jedoch nicht nur etliche Online-Shops, sondern auch lokale Geschäfte Kryptogeld.
Die Schweiz ist in Bezug auf den praktischen Nutzen von Bitcoin & Co. gerade noch einen großen Schritt vorangegangen. Die Supermarktkette Spar hat vor kurzem in zwei ihrer Filialen ein Pilotprojekt gestartet. Zuerst konnten Kunden in der «Krypto-Hochburg» Zug mit Bitcoin bezahlen. Seit letzter Woche akzeptiert eine weitere Filiale in Kreuzlingen die Zahlung mit verschiedenen Kryptowährungen. Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, soll das System baldmöglichst auf alle Schweizer Spar-Supermärkte ausgedehnt werden, heißt es.
Die Nachricht von der Kreuzlinger Filiale wurde während der «Swiss Bitcoin Konferenz» publik, die letzte Woche in dem Ort am Bodensee stattfand. Teilnehmer der Veranstaltung, welche die neue Möglichkeit direkt vor Ort ausprobieren konnten, berichteten von einem einfachen und reibungslosen Zahlungsvorgang.
Für die technische Abwicklung der Transaktionen nutzt das Unternehmen eine Lösung von DFX Swiss mit dem Namen «OpenCryptoPay». Diese basiert auf dem sogenannten Lightning-Netzwerk, einer Schicht zwischen der Wallet des Benutzers und der Blockchain. Durch diesen Ansatz wird unter anderem die Skalierbarkeit gesteigert, also die Verarbeitung sehr vieler Zahlungsvorgänge auch mit kleineren Beträgen erleichtert, beschleunigt und vergünstigt. Für den Verbraucher bedeutet dies vor allem eine komfortablere Nutzererfahrung.
Die Schweiz unterstreiche damit ihre Vorreiterrolle bei der Adaption von Kryptowährungen, liest man in Branchenportalen. Die Einführung bei Spar sei angesichts der globalen Präsenz des Einzelhandelsunternehmens von Bedeutung. Dessen Akzeptanz von Bitcoin könnte die Wahrnehmung von Kryptowährungszahlungen und das Vertrauen der Konsumenten weltweit beeinflussen.
Nicht alle sehen allerdings einer derartigen Verbreitung von Bitcoin positiv entgegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnten kürzlich vor angeblichen «Risiken für die Finanzstabilität» durch ein «dezentrales Finanzwesen». Gleichzeitig haben sie eigene Visionen für das künftige Finanzsystem und treiben die Entwicklung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDC) voran (wir berichteten unter anderem hier und hier).
Diese Ablehnung ist nicht weiter verwunderlich, zumal speziell Bitcoin radikal dezentral konzipiert ist und eben gerade nicht kontrolliert oder manipuliert werden kann – weder durch den Staat noch sonst jemand. Ein «Bitcoin-Konto» kann im Gegensatz zum Bankkonto auch nicht gesperrt oder gekündigt werden. Das hat mit CBDC absolut nichts zu tun, auch wenn die Zentralbanken in gewisser Weise versuchen, ihre als die «besseren Kryptowährungen» darzustellen.
Eine Verbreitung von Bitcoin & Co. im Handel wäre vielmehr ein Beitrag zur Emanzipation der Bürger und zur Demokratisierung der Finanzwelt. In jedem Fall sind Krypto-Zahlungen längst keine Zukunftsmusik mehr.
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