Die drakonische Impfagenda während der Corona-Zeit ist noch vielen in Erinnerung, vor allem denjenigen, die einen Schaden davongetragen haben. Manche leben seit der Injektion mit gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen, andere gar nicht mehr. So schwer die Folgen sind, so groß fällt die Enttäuschung aus, wenn Impfgeschädigte um institutionelle Hilfe bitten.
Sie stoßen auf verschlossene Türen. Keiner will Verantwortung übernehmen, nicht die Ärzte, nicht die Ämter, und die Politiker schon gar nicht. Oft versucht man, das Problem kleinzureden – oder die gesundheitliche Beeinträchtigung auf das Virus zu schieben. «Long Covid» heißt es dann, auch wenn die Opfer eher von «Post-Vac» ausgehen.
Das Thema ist zutiefst traurig, doch es gibt Ansätze, darauf mit Humor aufmerksam zu machen. Ein solcher ist die szenische Lesung «Testzentrum» von Felicia Binger und Christine Prayon. Die beiden Schauspielerinnen haben sich zusammengetan, weil sie jeweils einen Impfschaden davongetragen haben und lange dafür kämpfen mussten, bis dieser als solcher offiziell anerkannt wurde.
Antriebslosigkeit und Müdigkeit
Binger, die unter anderem in einem «Tatort» mitgespielt hat, erkrankte nach der Injektion sehr. Antriebslosigkeit und Müdigkeit wurden zu ihren ständigen Begleitern. «Ich muss mich täglich entscheiden: Gehe ich duschen oder mache ich mir was zu essen? Für beides ist die Kraft nicht mehr da», erklärte die Schauspielerin, als sie vor knapp zwei Jahren ihre Krankheit öffentlich machte.
Ihre Kollegin Christine Prayon hatte ähnliche Symptome. Die aus der ZDF-Satiresendung «heute-show» bekannte Kabarettistin verarbeitete ihre eigene Geschichte in dem Buch «Abwesenheitsnotiz», einem autofiktionalen Werk, in dem Prayon als Figur auftritt und mit ihrer Lektorin korrespondiert. Thematisiert werden nicht nur die Folgen der «Impfung», sondern deren Tabuisierung sowie der Umgang mit Menschen, die die Corona-Politik kritisieren.
Auf «Abwesenheitsnotiz» basiert auch die szenische Lesung der beiden Schauspielerinnen. Mit ihr touren sie derzeit durch Deutschland, wobei es nicht leicht ist, Veranstaltungsorte zu finden, wie Binger und Prayon vor knapp einer Woche bei ihrem Auftritt im Berliner BKA-Theater erzählten. Die Gräben sind noch immer so tief, dass nicht wenige Einrichtungen in der szenischen Lesung eine «Schwurbel-Veranstaltung» sehen.
Nach der Impfung kommt das Canceln
Tatsächlich ist es nicht ganz einfach für die beiden Schauspielerinnen geworden. Binger wird aufgrund ihres Engagements für Impfgeschädigte gecancelt. Es ist geradezu ein Herkulesakt, an Rollen und Auftritte zu kommen. Ähnlich ergeht es Prayon, obwohl sie die «heute-show» freiwillig verlassen hat. Sie begründete dies damit, dass die Sendungsverantwortlichen zunehmend regierungsnahes Kabarett betrieben. Getreten werde nicht nach oben, sondern nach unten.
In ihrer szenischen Lesung werden diese Verhältnisse wieder umgedreht. Zu einigen ausgewählten Passagen aus dem Buch gibt es ein fiktives Gespräch mit dem Noch-Gesundheitsminister Karl Lauterbach, den Prayon selbst mimt, mit herrlicher Übernahme seiner nuschelnden Redeweise. Während Binger in der Rolle einer Impfgeschädigten ihn zur Rechenschaft ziehen will und bohrende Fragen stellt, windet er sich mit der immer gleichen Antwort: «Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass wir insgesamt sehr gut durch die Pandemie gekommen sind», wobei Prayon als Lauterbach «Pandemie» mit Betonung auf der ersten Silbe ausspricht.
Das Publikum im BKA-Theater lachte herzlich, auch dann, als Prayon in der Rolle der Lektorin ständig «Schwurbelalarm» schrie, wenn im eingereichten Manuskript heikle Punkte im Zusammenhang mit der Corona-Politik und der Impfagenda angesprochen wurden. In solchen Passagen erkennen sich viele Gäste wieder. Zu der Veranstaltung kommen jedoch nicht nur Maßnahmenkritiker und Ungeimpfte, sondern auch Vertreter der anderen Seite.
Diskussion mit dem Publikum
In Berlin war das Publikum in diese beiden Gruppen geteilt. Allerdings zeigte sich am Ende, dass man es sich bisweilen zu einfach macht, Menschen in solche Kategorien einzuteilen. Gerade die Entscheidung für die Impfung erfolgte aufgrund je unterschiedlicher Zwänge, Nöte und prekärer Lebensbedingungen – das wurde im BKA-Theater überaus deutlich.
Binger und Prayon schließen ihre szenische Lesung nämlich mit einer offenen Runde ab. Sie steigen von der Bühne hinab, um mit dem Publikum auf Augenhöhe über dieses schwere Thema zu diskutieren. Die Gäste können ihre Erfahrungen schildern oder Fragen stellen. Nicht selten melden sich Menschen zu Wort, die wie die beiden Schauspielerinnen ebenfalls an Impfschäden leiden. Es gibt aber auch Gäste, die wissen wollen, wieso man sich überhaupt impfen ließ.
Prayon selbst erklärt es so: Sie habe das nicht aus Überzeugung getan, sondern sei als Alleinverdienerin mit Kind darauf angewiesen gewesen, ein Einkommen zu generieren. Für Künstler erwies sich das zu jener Zeit nicht als einfach, gerade für solche, die auf Kleinkunstbühnen auftraten. Selbst wenn die Veranstalter keinen Impfnachweis verlangten, musste noch eine Unterkunft organisiert werden. Der Aufwand war gewaltig, das Risiko groß.
Von ähnlichen Umständen berichteten einige Gäste in Berlin, teilweise unter Tränen. Sie wollten «solidarisch» sein und folgten der «Wissenschaft». Viele steckten in einem Dilemma, gerade Alleinerziehende. Solche Schicksale gibt es viele. Die Opfer der Corona-Politik und der Impfagenda haben unterschiedliche Gesichter, nur werden sie aufgrund der Tabuisierung dieses Themas nicht gesehen. Mit der szenischen Lesung geben Binger und Prayon auch ihnen eine Stimme, das nächste Mal am 19. März im Bonner Pantheon Theater.
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