Die Stadtverwaltung von Tokio startet eine eigene Dating-App, um Eheschließungen zu fördern und die kollabierende nationale Geburtenrate anzukurbeln. Das berichten verschiedene Medien, darunter ZeroHedge. Es handele sich um einen Online Dating-Dienst wie zum Beispiel Match.com, nur dass man in diesem Fall alle seine Daten an die Behörden statt an ein Privatunternehmen weitergibt.
Die gebührenpflichtige App verlange von den Nutzern einen Nachweis, dass sie rechtlich gesehen alleinstehend sind. Außerdem müssten sie einen Brief unterschreiben, in dem sie ihre Bereitschaft zur Heirat bestätigen und eine Steuerbescheinigung vorlegen, die ihr Jahreseinkommen bestätigt. Etwa 15 weitere persönliche Daten seien nach einem obligatorischen Gespräch mit dem Betreiber der App anzugeben, darunter Größe, Gewicht, Bildungsstand und Beruf.
Nach Angaben des Independent haben die Behörden in Tokio umgerechnet 1,2 Millionen US-Dollar für die Entwicklung von Dating-Apps im Jahr 2023 und 1,9 Millionen US-Dollar für das Jahr 2024 bereitgestellt, um die Eheschließungen zu fördern. Ein Tokioter Beamter habe gegenüber der Presse geäußert:
«Wir hoffen, dass diese App mit ihrer Verbindung zur Regierung ein Gefühl der Sicherheit vermittelt und diejenigen ermutigt, die bisher gezögert haben, herkömmliche Apps zu nutzen, um den ersten Schritt auf der Suche nach einem Partner zu tun».
Laut AFP solle die App einen «sanften Anstoß» für die fast 70 Prozent der Menschen geben, die heiraten wollten, aber nicht aktiv an Veranstaltungen teilnehmen oder Apps benutzen würden, um einen Partner zu suchen.
Verschiedene Kennzahlen würden einen starken Bevölkerungsrückgang in Japan belegen, so ZeroHedge. Die Geburtenrate sei im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Prozent zurückgegangen und die Zahl der Heiraten um 5,9 Prozent. Dagegen habe die Anzahl der Scheidungen zugenommen. Die Zahl der Sterbefälle sei auf ein neues Hoch gestiegen und habe die der Geburten um ein Rekordmaß übertroffen.
Der Rückgang komme mehr als ein Jahrzehnt früher als das Nationale Institut für Bevölkerungs- und Sozialversicherungsforschung der Regierung prognostiziert hatte, wie Kyodo News berichte. Das Institut hätte bisher einen Rückgang der Geburten auf unter 760.000 für das Jahr 2035 erwartet.
Die rasche Abnahme der Zahl der Neugeborenen werde auf späte Eheschließungen und Alleinstehende zurückgeführt, erklärt ZeroHedge. Die Regierung von Premierminister Fumio Kishida habe die Zeit bis 2030 als «letzte Chance» bezeichnet, den Trend umzukehren. Kabinettschef Yoshimasa Hayashi habe die Situation vor Reportern als «kritisch» bezeichnet.
ZeroHedge illustriert abschließend mit zwei Fotos, was man ebenfalls als Teil des Problems einschätzt:
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