Seit Jahrzehnten kämpfen Tierschützer für ein Ende von Tierversuchen in der medizinischen Forschung. Nun erhalten sie überraschend Rückenwind ausgerechnet von der zweiten Trump-Regierung. In den ersten Monaten der neuen Amtszeit kündigten mehrere US-Behörden bedeutende Schritte zur Abschaffung von Tierversuchen an – darunter die Food and Drug Administration (FDA), die Umweltbehörde EPA und das National Institute of Health (NIH), der weltweit größte staatliche Förderer biomedizinischer Forschung, wie kürzlich bekannt wurde.
Am deutlichsten zeigt sich der Richtungswechsel beim NIH, das ein großangelegtes Programm zur Förderung alternativer, tierfreier Forschungsmethoden gestartet hat. Die Behörde plant u.a. die Gründung eines Innovationsbüros, mehr Transparenz bei der Mittelvergabe und eine stärkere Einbindung von Experten für tierfreie Methoden in die Begutachtung von Förderanträgen.
Auch die FDA setzt neue Standards: Innerhalb von drei Jahren sollen Tierversuche bei der Zulassung bestimmter Medikamente – wie etwa monoklonaler Antikörper – weitgehend abgeschafft werden. Die Begründung: Tierversuche seien teuer, unzuverlässig und oft wissenschaftlich nicht aussagekräftig.
Was auf den ersten Blick wie ein Triumph für Tiere erscheint, wird von anderer Seite hart kritisiert. Denn parallel zu den Plänen für tierfreie Forschung attackiert die Trump-Regierung die Grundlagen staatlich geförderter Wissenschaft. Massive Kürzungen beim NIH und der National Science Foundation und eine Deckelung indirekter Forschungskosten werfen die Frage auf: Geht es hier um den Schutz von Tieren – oder um den Abbau öffentlicher Forschung unter dem Deckmantel von Reformen?
Viele Forschende fürchten, dass Tierversuche nicht durch bessere Alternativen ersetzt werden, sondern durch gar keine Forschung – und warnen vor einem Einbruch medizinischer Innovationen.
Die Initiative bringt ungewöhnliche Allianzen hervor: Tierschutzorganisationen wie PETA und Humane World begrüßen die Entwicklungen – trotz der politischen Herkunft. Wissenschaftskritiker aus dem rechten Lager und progressive Reformkräfte ziehen in Teilen am selben Strang. Die Hoffnung auf langfristige Veränderungen überwiegt bei vielen den Argwohn gegenüber den politischen Absichten.
Doch selbst wenn Tierversuche reduziert werden, bleiben viele Probleme ungelöst. Die Aufsicht über die verbleibenden Tierversuche ist lückenhaft: Der Tierschutz im US-amerikanischen Forschungssystem basiert auf einem Gesetz – dem Animal Welfare Act –, das große Lücken aufweist. Die Mehrheit der Versuchstiere wie Mäuse, Ratten und Vögel ist davon ausgenommen. Auch setzt das Gesetz kaum Grenzen für zulässige Verfahren – und Strafen sind selten und gering.
Unter «Trump I» wurde die Aufsicht noch weiter geschwächt: Tierwohlberichte wurden aus dem Netz entfernt, Inspektionen reduziert, Personalstellen gestrichen. Experten befürchten nun eine weitere Erosion der Kontrollmechanismen – zumal aktuelle Gerichtsurteile die Durchsetzung von Strafen zusätzlich erschweren.
Der Druck auf Tierversuche steigt – ethisch wie wissenschaftlich. Die neuen Initiativen der Trump-Regierung könnten ein längst überfälliger Impuls für moderne, tierfreie Forschung sein. Doch die Umstände ihres Zustandekommens und der politische Kontext machen viele misstrauisch. Ob es sich um einen echten Fortschritt handelt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.
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