Wie bereits kurz gemeldet wurde, setzt die US-Regierung mit der neuen Executive Order mit dem Titel «Improving the Safety and Security of Biological Research» ein starkes Zeichen gegen eine Forschungsrichtung, die seit Jahren unter Beobachtung steht: Gain-of-Function (GOF), also das gezielte Manipulieren von Viren, um sie infektiöser oder gefährlicher zu machen.
Das Präsidialdekret von Präsident Donald Trump verbietet ab sofort die staatliche Finanzierung solcher Studien in Ländern mit «unzureichender Aufsicht», darunter konkret genannt: China, Iran und andere Staaten mit fragwürdigen Sicherheitsstandards. Bemerkenswert ist jedoch vor allem die zweite Komponente: Auch laufende, staatlich finanzierte Hochrisiko-Forschungsprojekte in den USA selbst werden vorerst pausiert. Dazu berichtete zum Beispiel gestern ausführlich der Blog thefocalpoints.com.
Laut Trump ist das Ziel der Anordnung, die Bevölkerung vor potenziell menschengemachten biologischen Katastrophen zu schützen und endlich klare Regeln für eine bisher teils unregulierte Forschung zu schaffen. Eine neue Aufsichtsstruktur soll entwickelt werden – bis dahin gilt ein Moratorium.
Ein Novum ist die ausdrückliche Erwähnung privater und universitärer Forschungseinrichtungen, die bislang oft nicht unter die Kontrolle des Bundes fielen. In diesen Laboren wurde und wird vielfach mit Pathogenen experimentiert, ohne dass eine einheitliche gesetzliche Aufsicht greift. Trumps Erlass beauftragt nun erstmals US-Behörden damit, auch diese Aktivitäten zu erfassen und zu regulieren.
Für Kritiker der GOF-Forschung, wie Epidemiologe Nicolas Hulscher von der McCullough Foundation, der als Autor des entsprechenden Artikels auf thefocalpoints.com zeichnet, ist dies ein längst überfälliger Schritt:
«Das ist die erste Maßnahme, die sich nicht nur auf ausländische Labore bezieht, sondern auch die gefährlichsten Projekte hier im Inland in den Blick nimmt.»
Tatsächlich sind es nicht nur chinesische oder iranische Labore, die in der Vergangenheit in Verbindung mit gefährlichen GOF-Projekten gebracht wurden. Zahlreiche solcher Experimente fanden unter offizieller Förderung auch an US-Universitäten statt:
- UNC-Chapel Hill: Der Virologe Ralph Baric und sein Team entwickelten in Zusammenarbeit mit dem berüchtigten Wuhan Institute of Virology sogenannte «chimäre Coronaviren». Die Experimente wurden durch NIH-Mittel über die EcoHealth Alliance mitfinanziert. Zwischen 2020 und 2021 wurden am UNC sieben Laborinfektionen mit SARS-CoV-2 dokumentiert – unter Verdacht steht synthetische Virusforschung im Baric-Labor.
- University of Wisconsin–Madison: Dort wurde – finanziert u.a. von der Gates Foundation – das Vogelgrippevirus H5N1 so verändert, dass es sich effizient unter Säugetieren übertragen kann. Eine Studie identifizierte zwei kritische Mutationen, die H5N1 «pandemiefähig» machen könnten.
- USDA Southeast Poultry Research Laboratory: Eine peer-reviewed Studie deutet darauf hin, dass der jüngste Ausbruch der hochpathogenen H5N1-Grippe auf Manipulationen im SEPRL zurückzuführen sein könnte – ohne dass die US-Regierung bisher offiziell reagiert hat.
In einem Bericht des Government Accountability Office aus dem Jahr 2007 wurde die Zahl der Hochsicherheitslabore (Stufe 3 und 4) in den USA mit über 1.300 angegeben – seither dürfte diese Zahl deutlich gestiegen sein. Damit ist klar: Der größte Teil dieser riskanten Forschung findet direkt in den USA statt.
Auch wenn Trumps Verordnung ein starkes Signal setzt, bleibt sie temporär. Die Forschungspause gilt, bis ein neues Regelwerk verabschiedet wird. Kritiker warnen: Ohne dauerhaftes, gesetzlich verankertes Verbot könnten gefährliche Studien bald wieder aufgenommen werden – diesmal womöglich unter dem Deckmantel privater Finanzierung. Hulscher sieht darin die Achillesferse der neuen Politik:
«Eine Pause ist kein Verbot. Wenn wir nicht endlich klare rote Linien definieren, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Laborunfall zur globalen Krise wird. »
Mit diesem Dekret hat Präsident Trump einen lange geforderten Schritt unternommen – allerdings bleibt offen, ob daraus ein nachhaltiger Kurswechsel folgt. Die gefährlichste Forschung findet nicht nur in autoritären Staaten statt, sondern auch in westlichen Hightech-Laboren. Und genau dort liegt womöglich das größte Risiko für die Zukunft.
Kommentare