Die karitative medizinische Einrichtung Royal Hospital for Neuro-disability (RHN) hat in diesem Monat ein KI-Tool eingeführt, das eine frühzeitige Erkennung von Zustandsverschlechterungen bei Patienten ermöglichen soll. Darüber berichtet das Nachrichtenportal Digital Health.
Diese Maßnahme sei Teil eines Pilotprojekts, das im Januar 2023 begann. Betrieben werde es von der britischen Firma Patientsource, dem Anbieter von elektronischen Patientenakten (EPR) und Partner des Krankenhauses. Dabei würden Patientendaten aus fünf Jahren dieses Datenbestands verwendet.
Datenwissenschaftler und Forscher des RHN setzten maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz (KI) ein, um das Tool namens MEMORI auf dem Datensatz zu trainieren und zu verfeinern. Die digitalen Ergebnisse würden jeweils mit realen historischen Ergebnissen verglichen.
Das MEMORI-Tool baue auf dem öffentlichen National Early Warning Score (NEWS) auf, erläutert Digital Health. Die aktuellen Beobachtungen würden dabei über eine Reihe von Biomarkern, Testergebnissen und klinischen Notizen mit einer tiefgreifenden Analyse der historischen Daten des Patienten innerhalb des EPR kombiniert.
Auf diese Weise entstehe ein personalisiertes Bild des Patienten, das eine frühzeitige Erkennung einer Verschlechterung des Gesundheitszustands ermögliche – bis zu 48 Stunden früher als das herkömmliche NEWS-System.
Während einer Phase der «Schattenanalyse» am Ort der Pflege hätten sich die Live-Daten als ausreichend erfolgreich erwiesen, um das KI-Tool auf einer Station einzusetzen. Es werde nun im Juni für Patienten mit Hirnverletzungen in Betrieb genommen, und das Pilotprojekt werde voraussichtlich im Herbst 2024 abgeschlossen. Es werde erwartet, dass das MEMORI-Tool bei Erfolg auf die anderen elf Stationen des Krankenhauses ausgeweitet werde.
Mike Brooks, Mitbegründer und Chief Medical Officer von Patientsource, habe gegenüber Digital Health erklärt, das Ziel bestehe darin, zu «erkennen, ob sich der Zustand eines Patienten verschlechtert, bevor eines seiner Vitalzeichen auch nur geringfügig abnormal wird». Er habe ergänzt, dass es Gespräche mit NHS Trusts in ganz England über die Implementierung des KI-Tools gebe.
Kommentar Transition News:
Es sei noch erwähnt, dass besagtes NEWS-System, das man jetzt verbessere, laut Digital Health vor allem ein Früherkennungssystem für Sepsis ist. Eine septische Erkrankung ist eine schwere Zuspitzung von Infektionserkrankungen, bei der eine aus dem Ruder laufende Immunreaktion des Körpers das eigene Gewebe und Organe schädigt.
Der Effekt der überschießenden Immunantwort erinnert an Autoimmunreaktionen oder das sogenannte Antibody-Dependent Enhancement (ADE), das mit Risiken der mRNA-«Impfungen» in Verbindung gebracht wird. Hier könnte somit eine weitere Motivation der Gesundheitsversorger liegen, Frühwarnsysteme zu etablieren.
Das technokratische Werkzeug der elektronischen Patientenakte ist derweil nicht nur aus Gründen des Datenschutzes fragwürdig. Die BBC berichtete kürzlich, dass EPR-Systemfehler mit dem Tod von drei Patienten und mehr als 100 Fällen von ernsthaften Schäden in NHS-Krankenhäusern in England in Verbindung gebracht worden seien.
Eine Früherkennung von gesundheitlichen Problemen ist generell selbstverständlich begrüßenswert. Gepaart mit der EPR und künstlicher Intelligenz nähern wir uns aber wohl etwas weiter der transhumanistischen Vision einer digitalisierten, automatisierten «Versorgung» von Patienten, bei der deren Zustand und Bedürfnisse sogar vorausgesagt werden können.
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