Viele mögen sich an das Hickhack bei den Olympischen Spielen um die Boxer(innen) Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-Ting aus Taiwan erinnern.
Beide waren bei den IBA-Boxweltmeisterschaften der Frauen 2023 in Neu Delhi «nach ihrer Zustimmung» vor ihren ersten Kämpfen erneut getestet worden – und die Befunde waren absolut identisch mit den Testergebnissen aus dem Jahr 2022. Dabei wurde die Definition «Mann/Männchen/Junge = Individuum mit XY-Chromosomen» angelegt. Als Folge davon informierte der damalige Generalsekretär und CEO der IBA, George Yerolimpos, sowohl Khelif als auch Lin über ihren Ausschluss von den Fauenkämpfen, da sie die Zulassungskriterien nicht erfüllt hatten.
Laut IBA «wurden Khelif und Lin über die Entscheidung informiert und erkannten sie durch ihre Unterschrift an».
Dennoch konnten beide bei den Olympischen Spielen bei den Frauenwettkämpfen starten. Und tatächlich gewannen beide dort in ihrer Gewichtsklasse schließlich die Goldmedaille. Thomas Bach, Präsident des Olympischen Komitees (IOC), sagte dazu: «Was wäre die Alternative gewesen? Zwei Frauen von der Teilnahme an einem Frauenwettkampf auszuschließen, weil man ihnen etwas völlig Unglaubliches vorwirft?»
Die Angelegenheit war weltweit Thema. Sogar Multimilliardär Elon Musk fühlte sich veranlasst, sich dazu zu äußern, und teilte auf seiner Social-Media-Plattform X einen Beitrag der Schwimmerin Riley Gaines. Deren X-Post vom 1. August zielte auf Khelif ab und war mit einem Bild der italienischen Boxerin Angela Carini und dem Satz «Männer gehören nicht in den Frauensport» versehen. Carini war bei Olympia 2024 gegen Khelif angetreten und hatte nach einem Schlag ihrer Kontrahentin das Match nach 46 Sekunden aufgegeben.
Am 14. August schrieb Gaines auf X:
«Da J. K. Rowling und Elon Musk von Imane Khelif verklagt werden, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Sie daran zu erinnern, dass Frauen kein Y-Chromosom haben.»
Dass Khelif XY-Chromosomen hat, darauf machte auch Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer aufmerksam. Weiter schrieb sie: «Imane ist nicht transsexuell. Sie ist intersexuell, also sozial als Mädchen aufgewachsen – doch der Körper hat nicht mitgespielt. Sie ist in der Pubertät körperlich eindeutig männlich geworden.»
Medien wie die Bild-Zeitung zeigen dennoch nach wie vor Unverständnis für diejenigen, die es für nicht nachvollziehbar halten, dass Menschen mit einem XY-Chromosomensatz bei Sportwettbewerben für Frauen teilnehmen. So brachte Bild.de am Mittwoch einen Beitrag mit der Schlagzeile: «Zwei Monate nach Olympiasieg: ‹Männliche› Boxerin auf dem Roten Teppich.» Darin heißt es:
«Khelif hatte während der Olympischen Spiele für jede Menge Schlagzeilen und Gesprächsstoff gesorgt, weil behauptet wurde, dass sie ein Mann sei. ... Khelif hatte nach ihrem Olympiasieg zum Rundumschlag ausgeholt: ‹Die gesamte Welt war gegen mich und hatte eine bösartige Kampagne gegen mich gestartet. Meine Antwort ist die Goldmedaille. Ich bin eine starke Frau, eine Frau mit besonderer Kraft. Meine Antwort auf alles habe ich heute im Ring geliefert. Ob ich nun eine Frau bin oder nicht, dazu habe ich alles gesagt. Ich bin eine Frau wie jede andere auch. Ich bin als Frau geboren, war immer eine und habe nur gegen Frauen gekämpft.›»
Doch anstatt harte Belege anzuführen dafür, was Khelif hier als Fakten widergibt, schreibt Bild.de lediglich:
«Die Boxerin war ein Jahr zuvor vom unter Korruptionsverdacht stehenden Boxverband IBA suspendiert worden. Der Grund: Die IBA hatte bei ihr einen Geschlechtstest durchgeführt, bei dem angeblich festgestellt worden war, dass sie sowohl ein X- als auch ein Y-Chromosom hat – normalerweise nur bei Männern üblich.» (Hervorhebungen durch Transition News)
Dass gerade auch die Olympischen Spiele mit Korruption zu kämpfen haben – auch die in Paris – lässt das Boulevardmedium derweil geflissentlich unerwähnt. Und was soll der Satz, bei dem IBA-Geschlechtstest sei «angeblich» festgestellt worden, dass Khelif sowohl ein X- als auch ein Y-Chromosom hat? Anstatt so eine Behauptung in den Raum zu stellen, wäre es an Bild.de gewesen, Beweise zu liefern, die aufzeigen, dass die Algerierin einen XX-Chromosomensatz hat. Doch davon liest man in dem Beitrag nichts.
Auch erfährt man nichts von dem Leid, das Sportlerinnen (mit XX-Chromosomensatz) durchmachen, die gegen Personen antreten müssen, die einen XY-Chromosomensatz haben. Doch wie ein aktueller UN-Bericht zeigt, sind Trans-Athleten im Frauensport ganz offensichtlich ein großes Problem, wie die New York Post berichtet. Darin heißt es:
«Trans-Athleten im Frauensport seien kein Problem, hieß es. Warum regen wir uns über einen so kleinen Prozentsatz der Bevölkerung auf? Oder, wie der Fußballstar Megan Rapinoe 2023 sagte: ‹Zeigt mir all die Trans-Menschen, die schändlich davon profitieren, im Sport trans zu sein. Das passiert einfach nicht.›
Ein bahnbrechender neuer Bericht der UNO zeichnet ein düsteres Bild dieser Ungerechtigkeit – der Ungerechtigkeit, über die uns immer wieder erzählt wurde, sie sei so real wie Bigfoot.»
So hätten «nach den vorliegenden Informationen bis zum 30. März 2024 mehr als 600 Athletinnen in mehr als 400 Wettbewerben mehr als 890 Medaillen in 29 verschiedenen Sportarten verloren», wie es in der Studie mit dem Titel «Violence Against Women and Girls in Sports» heißt. Das seien fast 900 Medaillen, die an biologische Männer verloren wurden, die sich als Frauen identifizieren, so die New York Post.
Der von Reem Alsalem, Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, zusammengestellte Bericht sei Anfang des Monats der UN-Generalversammlung vorgelegt worden. Alsalem fordere einen besseren Schutz für weibliche Athleten und erklärt, wie die Invasion biologischer Männer in den Frauensport durch die «von internationalen Verbänden und Leitungsgremien umgesetzten Maßnahmen» ermöglicht wurde.
Die Studie von Alsalem nenne zwar keine konkreten Ereignisse oder Zeiträume, in denen diese männlichen Eindringlinge auftauchen, stelle aber fest, dass diese Ungerechtigkeiten auf verschiedenen Wettbewerbsebenen auftreten. Die Post:
«Wir müssen ehrlich sein. Erst in den letzten Jahren haben wir beschlossen, gesunden Menschenverstand und Fairness auf beschämende Weise durch Empathie für psychisch kranke Männer zu ersetzen. Es begann in der Leichtathletik für Mädchen in Connecticut, schlich sich in den Frauenradsport ein und erreichte 2022 den Höhepunkt des Irrsinns, als Lia Thomas, ehemals Will Thomas, in das UPenn-Schwimmteam der Frauen wechselte.
Den Teamkolleginnen wurde nicht nur gesagt, dass sie Thomas in ihrem Team – und in ihrer Umkleidekabine – willkommen heißen müssten, sondern auch, dass sie die Klappe halten und es wie ein Mann hinnehmen sollten. Und wenn sie ein Problem damit hätten, sollten sie sich an eine Beratungsstelle wenden.»
Dadurch sei eine Kultur der Angst entstanden. Sowohl Eltern als auch Athletinnen hätten Angst, sich zu äußern. Den Mädchen würde gesagt, sie würden ihre zukünftige Karriere opfern, und eine Absage wäre garantiert. Sie würden mit dem unauslöschlichen Etikett «Transphobe» gebrandmarkt werden, ja als «pariah» (Ausgestoßene).
Dabei habe Thomas, der mit seinen 1,80 m ein echter Kerl gewesen sei, die Konkurrenten überragt. Der Damm sei dann gebrochen, als sich die (oben bereits erwähnte) ehemalige Schwimmerin der University of Kentucky, Riley Gaines, zu Wort gemeldet und gesagt habe, dass das falsch sei. Thomas’ Teamkollegin Paula Scanlon sei ihr dann gefolgt. Beide hätten dies unter großen persönlichen Opfern getan.
Dann hätten sich Sportmoderatoren wie Sage Steele und Sam Ponder angeschlossen. Erwähnenswert sei auch die ehemalige Levi’s-Führungskraft Jennifer Sey, die angemerkt hätte, dass sich Bekleidungsunternehmen wie Nike, die von sich behaupten würden, sich für weibliche Athleten einzusetzen, in Stillschweigen gehüllt hätten. Im Frühjahr habe sie dann die XX-XY Athletics gegründet und produziere eindrucksvolle virale Werbespots, in denen sie den Sportartikelriesen für seine Feigheit anprangere. Die Post:
«Während der Chor immer größer und lauter wird, verlieren die illiberalen Aktivisten ihren Einfluss auf die Diskussion. Und, was am wichtigsten ist, die Mädchen stehen auf und sagen, dass sie sich das nicht gefallen lassen. Im Mai weigerten sich fünf Mittelschülerinnen aus West Virginia, bei einem Leichtathletikwettkampf gegen eine Transgender-Athletin anzutreten.
Erst diesen Monat boykottierte die Mädchenfußballmannschaft der Bishop Brady High School in New Hampshire ein Spiel gegen Kearsage Regional, weil ihre Starspielerin, Maelle Jacques, transsexuell ist und Berichten zufolge fast 1,80 m groß ist.»
Und im College-Volleyball sei eine Revolution im Gange, seit bekannt wurde, dass die San Jose State University eine Transgender-Spielerin namens Blaire Fleming habe. Mehrere Gegner aus der Mountain West Conference hätten «mutig aufgegeben», anstatt gegen Fleming zu spielen.
PS: Ich habe dem IOC folgende Anfrage geschickt:
«Nach meinen Recherchen wurde bei den Boxern Imane Khelif und Lin Yu-Ting, die vom IOC für die Olympischen Spiele 2024 zugelassen wurden und dann die Goldmedaille gewannen, festgestellt, dass sie XY-Chromosomen haben. Hat das IOC dies auch festgestellt? Wenn ja, warum wurden sie trotzdem als Boxerinnen für die Frauenboxkämpfe zugelassen?»
Eine Antwort vom IOC liegt mir noch nicht vor. Sobald diese da ist, wird Transition News darüber berichten.
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