Der US-amerikanische Chirurg Mark Perlmutter, der als Freiwilliger im Gazastreifen tätig war, sagte in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit CBS News, dass israelische Scharfschützen gezielt auf palästinensische Kinder, darunter auch Kleinkinder, schießen würden. Wie Antiwar.com berichtet, erklärte Perlmutter, der nach eigenen Angaben Ende April und in den ersten Maiwochen in Gaza war:
«Ich hatte Kinder, auf die zweimal geschossen wurde. Ich habe Fotos von zwei Kindern, denen so genau in die Brust geschossen wurde, dass ich mein Stethoskop nicht genauer über ihr Herz legen konnte, und von ein und demselben Kind direkt an der Seite des Kopfes. Auf kein Kleinkind wird von den ‹besten Scharfschützen der Welt› versehentlich zweimal geschossen. Und sie schießen genau in die Mitte.»
Andere ausländische Ärzte, die als Freiwillige im Gazastreifen tätig waren, berichteten dem Guardian im April Ähnliches, nämlich dass israelische Scharfschützen Kindern in den Kopf schießen.
Anfang dieses Monats veröffentlichte die israelische Zeitschrift 972 Magazine einen Bericht, in dem israelische Soldaten zitiert wurden und in dem beschrieben wurde, dass die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) im Gazastreifen im Grunde keine Beschränkungen für die Erschießung von Personen hätten.
In dem Bericht heißt es, dass die IDF «routinemäßig» Zivilisten hinrichtet, die Gebiete betreten, die das Militär als «No-Go-Zonen» betrachtet. Und es werden Schießereien beschrieben, bei denen kleine Kinder getötet wurden.
In seinem Interview sagte Perlmutter, Vizepräsident des International College of Surgeons, dass das, was er in Gaza gesehen habe, schlimmer sei als alles, was ihm bisher in Katastrophengebieten unter die Augen gekommen sei. Er konstatierte:
«40 Missionsreisen, 30 Jahre, Ground Zero, Erdbeben. All das zusammen ist nicht vergleichbar mit dem Ausmaß des Gemetzels, das ich in meiner ersten Woche in Gaza an Zivilisten gesehen habe.»
Auf die Frage, ob es sich bei den verwundeten oder getöteten Zivilisten hauptsächlich um Kinder gehandelt habe, antwortete Perlmutter:
«Fast ausschließlich Kinder. Das habe ich noch nie gesehen. Das habe ich noch nie gesehen. Ich habe mehr verbrannte Kinder gesehen, als ich je in meinem ganzen Leben zusammen gesehen habe. Ich habe schon in der ersten Woche mehr zerfetzte Kinder gesehen.»
Als er gebeten wurde, zu erläutern, was er mit «zerfetzten» Kindern meinte, erklärte der Chirurg:
«[Den meisten Kindern] fehlten Körperteile, weil sie von [einstürzenden] Gebäuden erdrückt worden waren – und dann, weil sie ihnen durch Bombenexplosionen [abgerissen worden waren]. Wir haben achtjährigen Kindern Granatsplitter von der Größe meines Daumens entnommen.»
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden bei den israelischen Angriffen auf den Gazastreifen fast 16.000 Kinder getötet und etwa 38.000 verwundet, darunter viele Amputierte. Aufgrund der israelischen Belagerung wurden den Kindern ohne Betäubung Gliedmaßen amputiert.
Kommentare