Die US-Geheimdienste seien sich seit langem einig, dass der Iran keine Atombombe baue, berichtet ZeroHedge. Sie würden warnen, dass ein Eintritt der USA in Israels Krieg den Iran wahrscheinlich dazu bringen würde, doch noch ein Atomwaffenstaat zu werden. Insidern zufolge hüte sich Präsident Trump auch davor, den Iran in ein «weiteres Libyen» zu verwandeln, wenn Israels Ambitionen auf einen Regimewechsel irgendwie realisiert werden.
So erklärten hochrangige Geheimdienstmitarbeiter gegenüber der New York Times, dass ein US-Angriff auf die Urananreicherungsanlage in Fordo, die unter 300 Fuß bergigem Gestein begraben ist, oder eine von den USA unterstützte Ermordung des obersten iranischen Führers Ayatollah Ali Khamenei den Iran wahrscheinlich dazu bringen würde, eine Atombombe zu bauen, um weitere Aggressionen gegen das Land abzuschrecken. Im Jahr 2003 habe Khamenei eine religiöse Anordnung – oder Fatwa – erlassen, die die Entwicklung jeglicher Art von Massenvernichtungswaffen verbietet. Dieser Erlass sei «im Moment in Kraft», so ein hoher Geheimdienstmitarbeiter gegenüber der NYT.
Ein US-Beamter äußerte sich skeptisch über israelische Behauptungen, der Iran könne eine Atombombe innerhalb von 15 Tagen herstellen. Der Iran verfüge zwar bereits über Uran, das auf 60 Prozent angereichert ist, müsste es aber noch auf 90 Prozent anreichern und dann eine Atomwaffe bauen und miniaturisieren, damit sie in eine Rakete passt – Schritte, die mehrere Monate bis ein Jahr dauern würden, nicht Tage. Analysten weisen auch darauf hin, dass eine große Bombe, wie die von Hiroshima, heute keine glaubwürdige militärische Abschreckung darstellen würde. Außerdem warne der israelische Premierminister Netanjahu seit 1992 vor einer unmittelbar bevorstehenden iranischen Bombe, was die Dringlichkeit der aktuellen Behauptungen untergrabe.
Die Einschätzung der USA, dass der Iran nicht beschlossen hat, eine Atomwaffe anzustreben, kommt drei Monate, nachdem die Direktorin des Nationalen Nachrichtendienstes, Tulsi Gabbard, dem Kongress dieselbe Schlussfolgerung mitgeteilt hatte, was wiederum 18 Jahre nach der ersten Einschätzung der Geheimdienste geschah.
ZeroHedge erinnert daran, dass der Iran im Gegensatz zum Atomwaffenstaat Israel den Atomwaffensperrvertrag (NVV) unterzeichnet hat und seit langem betont, dass sein Atomprogramm friedlich sei. Im Jahr 2015 unterzeichnete das Land den Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) und stimmte damit strengen Beschränkungen und Kontrollen zu, die Außenstehenden versichern sollten, dass das Land nicht in der Lage ist, Uran auf ein waffenfähiges Niveau anzureichern. Der Iran kam dem Abkommen vollständig nach, aber 2018 zog Präsident Trump die USA einseitig aus dem Abkommen zurück und verhängte erneut Sanktionen – kurz nachdem er den Hardliner und Iran-Falken John Bolton zum Nationalen Sicherheitsberater ernannt und große Wahlkampfspenden von israelfreundlichen Milliardären erhalten hatte.
Nach mehreren Tagen des Gefühls, dass ein Engagement der USA in Israels Krieg unmittelbar bevorstehen könnte, spiegele Trumps Festlegung eines zweiwöchigen Zeitrahmens für diese enorm folgenreiche Entscheidung teilweise seine Sorge wider, dass sich der Iran in einen gescheiterten Staat verwandeln könnte, wenn das Regime der Ajatollahs gestürzt wird, so Regierungsbeamte, die mit der New York Post sprachen. Einer der Insider erklärte:
«Es gibt zwei Gründe, warum Trump über Libyen spricht: Der erste ist das Chaos nach dem, was wir mit Gaddafi gemacht haben. Der zweite Grund ist, dass die Intervention in Libyen die Verhandlungen mit Ländern wie Nordkorea und Iran erschwert hat.»
Wie die Post feststellt, gab der libysche Staatschef Muammar Gaddafi 2003 sein Atomprogramm auf, um den Westen zu besänftigen. Dennoch – oder gerade deswegen – wurde er dann 2011 Opfer einer US-NATO-Kampagne zum Regimewechsel, die darin gipfelte, dass er brutal gelyncht wurde. ZeroHedge schließt:
«Dieses dunkle Kapitel ist ein abschreckendes Beispiel für Machthaber auf der ganzen Welt, die sich amerikanischen Forderungen gegenübersehen. In der Zwischenzeit leiden die Libyer weiterhin unter den Folgen des Sturzes von Gaddafi durch Barack Obama und Hillary Clinton, der zu einem völligen Chaos, dem Verkauf von Schwarzen auf Sklavenmärkten unter freiem Himmel und dem Zustrom illegaler Einwanderer nach Europa auf der Flucht vor der vom Westen kultivierten Höllenlandschaft führte. Insidern zufolge hat Trump auch das Schreckgespenst der katastrophalen Folgen der US-Interventionen in Afghanistan und im Irak heraufbeschworen.
Trumps Konfrontation mit den Gespenstern gescheiterter Interventionen – in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft – kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Tucker Carlson, andere wichtige konservative Persönlichkeiten und Legionen von MAGA-Nutzern in den sozialen Medien ihn dringend bitten, Amerika nicht in ein weiteres außenpolitisches Desaster zu verwickeln. Hat der wachsende Aufruhr der Rechten eine Wirkung?»
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