Aus einer Klage gegen Pfizer und seine Tochterunternehmen geht hervor, dass die Firma es versäumt hat, Patienten und Gesundheitsdienstleister in den USA zu warnen, dass sein injizierbares Verhütungsmittel Depo-Provera das Risiko der Entwicklung von Meningeomen, einer Art von Hirntumor, erhöhen könnte. Die Klägerin Taylor Devorak entwickelte ein Meningeom, nachdem sie Depo-Provera neun Jahre lang wie vorgeschrieben verwendet hatte. Sie behauptet, dass weder sie noch ihr Arzt sich des Risikos bewusst waren. Über den Fall berichtet The Defender.
Aus der Klageschrift ist zu entnehmen, dass die Forschung seit 1983 auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Medikament und dem Entstehen oder dem Wachstum eines Meningeom hinweist. Dennoch habe Pfizer auf dem Beipackzettel in den USA keine Warnung hinzugefügt, obwohl dies 2015 in Kanada und kürzlich in Großbritannien und der EU geschehen sei.
In der Klage werden mehrere Studien angeführt, darunter eine diesen Jahres, die im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde. Daraus geht hervor, dass eine längere Anwendung von Progestogene, wovon eines als Wirkstoff von Depo-Provera dient, das Risiko eines intrakraniellen Meningeoms um 555% erhöht. Pfizer war laut Klage verpflichtet, dieses Risiko zu untersuchen und es den Patienten und Gesundheitsdienstleistern mitzuteilen, hat es aber versäumt zu handeln, so dass Devorak und andere Konsumenten nicht über die möglichen Gefahren informiert waren.
Gemäß der Klageschrift zeigten sich bei Devorak im August 2018 erste Symptome wie verschwommenes Sehen, Doppeltsehen und Fokussierungsprobleme. Es sei ihr schwergefallen, Auto zu fahren und ihrer Arbeit als Fachkraft für Blutentnahme nachzugehen. Tests hätten ergeben, dass sie an einem Meningeom leidet, einem langsam wachsenden Tumor, der auf ihren Sehnerv drückt.
Devorak unterzog sich demnach einer komplexen intrakraniellen Operation, bei der es jedoch nicht gelang, das Meningeom vollständig zu entfernen. Von weiteren Operationen sei ihr abgeraten worden, da sie ernsthafte Risiken für ihr Sehvermögen und ihre Gesundheit darstellen würden. Infolgedessen leidet sie weiterhin an schweren Schäden.
Laut The Defender hatte Devorak keine Ahnung, dass ihr Tumor mit Depo-Provera in Verbindung stand, bis sie Anfang des Jahres auf die BMJ-Studie aufmerksam wurde. Sie behauptet, dass sie sich bei vollständiger Information anders über die Einnahme des Medikaments entschieden hätte.
Devorak fordert Schadenersatz und beruft sich dabei auf unterlassene Warnungen, fehlerhaftes Design und Fahrlässigkeit. Der Fall ist The Defender zufolge Teil einer Welle ähnlicher Klagen, die zu einem Multi-District-Litigation-Verfahren zusammengefasst werden sollen, um die Ressourcen von Pfizer vor Gericht besser herauszufordern. Pfizer habe sich zu den Vorwürfen nicht geäußert.
Das Portal weist darauf hin, dass Pfizer eine sicherere Alternative anbietet, Depo-subQ Provera 104, bei der eine geringere Dosis in das Unterhautfettgewebe statt in den Muskel verabreicht wird. Diese Version sei ebenso wirksam. Ellen Relkin, eine der Anwältinnen der Kanzlei Weitz & Luxenberg, die die Klägerin vertritt, erklärte gegenüber The Defender, dass Depo-subQ Provera 104 auf der ganzen Welt verkauft werde, Pfizer es aber in den USA nicht als Alternative zum ursprünglichen Depo-Provera beworben habe.