Ein fast 300 Seiten starker Bericht, in Auftrag gegeben vom US-Gesundheitsministerium (Department of Health and Human Services, HHS), stellt die aktuell gängige Behandlungspraxis von Kindern und Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie in den USA massiv infrage. Wie die Zeitung Die Welt berichtet, kommt der Bericht zu einem klaren, kritischen Ergebnis: Die Anwendung von Pubertätsblockern, gegengeschlechtlichen Hormonen und operativen Eingriffen sei in vielen Fällen weder wissenschaftlich fundiert noch ethisch vertretbar.
«Dennoch würden Tausende junge Menschen medizinisch behandelt – obwohl die wissenschaftliche Grundlage dafür als erschreckend schwach bewertet wird», zitiert Die Welt aus dem Report. Die Autoren sprechen von einer «außergewöhnlich schwachen Evidenz» hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit dieser Maßnahmen. Der Nutzen, insbesondere eine Verbesserung des psychischen Wohlbefindens oder eine Verringerung suizidaler Gedanken, sei bislang kaum überzeugend belegt.
Bereits andere Länder haben ihre Gesundheitsrichtlinien auf Basis ähnlicher Erkenntnisse überarbeitet. Großbritannien, Schweden und Finnland etwa haben Pubertätsblocker und Hormone für Minderjährige stark eingeschränkt oder deren Einsatz nur noch im Rahmen klinischer Studien erlaubt. Nun scheint sich auch in den Vereinigten Staaten ein Kurswechsel abzuzeichnen.
Besonders deutlich wird die Warnung des Berichts vor den potenziellen Langzeitfolgen medizinischer Eingriffe bei jungen Menschen: Unfruchtbarkeit, Störungen der sexuellen Funktion, Knochenschäden und Reue im Erwachsenenalter seien Risiken, die bisher kaum systematisch untersucht wurden. Laut dem Vorwort des Reports sei «Geschlechtsrollennonkonformität an sich nicht pathologisch und erfordert keine Behandlung». Jay Bhattacharya, Direktor der National Institutes of Health, bringt es laut Die Welt auf den Punkt:
«Unsere Pflicht ist es, die Kinder unserer Nation zu schützen – und nicht, sie unbewiesenen und irreversiblen medizinischen Eingriffen auszusetzen.»
Die Veröffentlichung dieses Berichts dürfte in den kommenden Wochen intensive Diskussionen auslösen – in der Politik, in der Medizin und in den Familien selbst.
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