In einer Medienmitteilung vom 7. April präsentierte das Bundesamt für Statistik (BFS) die Daten zu den Konkursen im Jahr 2020 in der Schweiz. Diese zeigen einen Rückgang von 6,6 Prozent der eröffneten Firmen- und Privatkonkursverfahren gegenüber dem Vorjahr. Bei den abgeschlossenen Konkursverfahren machte sich ein ähnlicher Rückgang bemerkbar. Doch die Ergebnisse seien auch «mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren», schreibt das BFS. Und weiter:
«Angesichts der Tatsache, dass das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Jahr 2020 den größten Rückgang seit 1975 verzeichnete, wäre eine Welle an Firmen- und Privatkonkursverfahren zu erwarten gewesen.»
Quelle: SRF
Der Hauptgrund dieses scheinbaren Widerspruchs läge bei der von den Behörden beschlossenen befristeten Entbindung der Unternehmen von der Pflicht zur Überschuldungsanzeige sowie der «Covid-19-Stundung» für KMUs und der finanziellen Unterstützung für Härtefälle. Das BFS erläutert:
«Es ist zu erwarten, dass die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie im Hinblick auf die Anzahl Konkurse auch nach 2020 spürbar sein werden. Deshalb ist es angezeigt, die Zahlen von 2021 oder sogar 2022 abzuwarten, um das volle Ausmass der Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und spezifisch auf die Anzahl Konkurse zu analysieren.»
Es ist offensichtlich, dass durch die Unterstützungen eine Kumulierung von moribunden Unternehmen stattfindet, und dass in den nächsten Jahren eine massive Konkurswelle über das Land schwappen wird.
Die Verlustsummen der Konkursverfahren waren hingegen deutlich höher als im Vorjahr. Sie betrugen 8,2 Milliarden Franken, oder 3,6-mal mehr als 2019. Es handle sich um einen Rekordwert seit Beginn der Erhebung, so da BFS, der jedoch relativiert werden müsse. Er erkläre sich mit einem einzelnen Konkursverfahren, das vor knapp 16 Jahren eröffnet und erst 2020 abgeschlossen wurde. Es würde mit einem Verlust von 6,5 Milliarden Franken verbunden sein und gehöre zu den bedeutendsten der Schweizer Geschichte. Laut BFS würden sich die finanziellen Verluste aus geschlossenen Konkursverfahren im Jahr 2020 ohne diesen Sonderfall auf 2,3 Milliarden Franken und damit auf 30 Prozent weniger als 2019 belaufen. 8,2 minus 6,5 ergibt zwar 1,7 Milliarden, doch 2019 beliefen sich die Verluste laut den Daten des BFS auf 2,3 Milliarden, somit waren es 2020 in der Tat etwa 30 Prozent weniger als 2019. Das BFS kommunizierte nicht, welche Firma von einem der bedeutendsten Konkurse der Schweizer Geschichte betroffen ist.
Viele Unternehmen, die jetzt in einer schwierigen finanziellen Lage sind, haben diese den Massnahmen des Bundes zu verdanken. Doch darunter gibt es auch etliche, die schon vor den Massnahmen in einer prekären finanziellen Lage waren und die jetzt als «Zombie-Firmen» künstlich am Leben erhalten werden. Wenn der Bundesrat die Hilfen und Stundungen aufhebt, werden viele dieser Unternehmen in Konkurs gehen. Das dem Steuerzahler entzogene Geld für diese Firmen ist somit praktisch verschwendet.
Doch auch viele Unternehmen, die vor den Massnahmen schwarze Zahlen schrieben, werden untergehen, sobald die Hilfen ausbleiben und die «normalen» Marktkräfte wieder greifen. Wie lange die finanzielle Unterstützung anhalten wird, ist ungewiss, doch um einen Kollaps der Wirtschaft zu vermeiden, werden manche Firmen diese vermutlich noch länger benötigen. Welche Firmen eine solche weiterhin erhalten werden und wer darüber entscheiden wird, wird sich zeigen. Die einflussreiche Group of Thirty (G30) empfiehlt in einer im Dezember 2020 veröffentlichten Analyse, dass man sich auf die Firmen konzentrieren soll, von denen erwartet werden kann, dass sie in der Post-Covid-Wirtschaft existenzfähig sind. Im Kapitel «Making Hard Choices» erläutert das private, internationale Gremium von Leadern aus dem Finanzwesen und der Wissenschaft:
«Eine wichtige Aufgabe wird es sein, diese Ziele klar zu kommunizieren und mit dem unvermeidlichen Widerstand gegen das Auslaufen breiter, nicht zielgerichteter Unterstützungsprogramme umzugehen und einige Unternehmen scheitern zu lassen.»
Die Gruppe kommt zum Schluss, dass Banken und Investoren aus dem Privatsektor in der Regel über wesentlich mehr Fachwissen verfügen bei der Beurteilung der Lebensfähigkeit von Unternehmen und dass sie bei diesen Entscheidungen sicherlich weniger unter politischem Druck stehen würden als Regierungen.
Es stellt sich die Frage, wie denn diese Post-Covid-Wirtschaft aussehen soll, in der die Firmen, die unterstützt werden sollen, existenzfähig wären. Der Staat zwingt die Wirtschaft zu Boden, insbesondere die KMUs, hält sie mit Steuergeldern aber noch eine Weile am Leben, und Privatinvestoren können sich dann aus den Trümmern ihre Rosinen herauspicken und die Opfer zum Spottpreis aufkaufen.