Die Firma Visa führt eine neue, firmeneigene Technologie für ihre Zahlungskarten ein. Diese werde es dem Unternehmen ermöglichen, Einzelhändlern noch mehr Daten über seine Kunden zur Verfügung zu stellen. Darüber berichtet Reclaim The Net unter Berufung auf Bloomberg.
Der Schritt werde als Versuch von Visa gewertet, mit dem anderen Giganten – Mastercard – Schritt zu halten. Aber es gehe dabei auch um Fintech-Unternehmen wie Plaid, das Visa als Konkurrenten betrachte.
Das Geschäft von Plaid sei aufschlussreich, so das Portal: Es gehe darum, Fintechs und damit verbundene Produkte mit einem Datentransfernetzwerk zu versorgen. Genauer gesagt mit einer Plattform, die es Anwendungen ermöglicht, sich mit dem Bankkonto des Nutzers zu verbinden.
Die Angst von Visa, eine weitere lukrative, auf persönlichen Daten und dem Kundenverhalten basierende Einnahmequelle zu verpassen, habe die Form von «Token», erklärt Reclaim The Net. Diese würden es Banken und Händlern ermöglichen, miteinander zu kommunizieren. Auf diese Weise könnten die Banken Kundendaten austauschen, die einen Einblick in die Präferenzen der Kunden auf der Grundlage früherer Transaktionen bieten.
Theoretisch ist dafür die Zustimmung der Kunden erforderlich. Dennoch wird der Visa-CEO Ryan McInerney mit den Worten zitiert:
«Für fast alle Verbraucher ist das fast völlig undurchsichtig. Sie wissen nur, dass ihre Zahlungen besser funktionieren.»
Die Token kämen mit der Zustimmung «als wichtige Grundannahme». Der Visa-Manager habe diese Form des «Opt-out» dreist als «dem Kunden die Kontrolle überlassen» bezeichnet:
«Die Verbraucher werden die Möglichkeit haben, über ihre Bank-App den Zugriff auf ihre Daten zu widerrufen. Es geht darum, dem Kunden die Kontrolle darüber zu geben, wann und wie diese Daten geteilt werden sollen.»
Eine Art von künstlicher Intelligenz sei an der neuen Closed-Source-Software beteiligt, erklärt das Portal. Diese werde Zugang zu riesigen Datensätzen mit persönlichen Informationen haben, wie sie Visa besitzt. Dem Kunden werde das als «besseres Einkaufserlebnis» verkauft.
Auch eine Gesichtserkennungsfunktion will Visa laut Bloomberg einführen. Um den Verbrauchern das Bezahlen zu erleichtern, solle ein Zahlungsschlüssel eingeführt werden – ein schnelles, durch die Gesichtserkennung ausgelöstes Click-to-Pay-Erlebnis.
Dieses Verfahren ähnele dem Apple Pay. Es funktioniere aber mit jedem Browser und jedem Mobilgerät und nutze die in den meisten neueren Mobilgeräten integrierten Gesichtserkennungsfunktionen. Man konzentriere sich auf gemeinsame Standards, die bereits in allen Telefonen und Betriebssystemen integriert seien.
Die «neue gemeinsame Nutzung von Einkaufsdaten durch Token» werde als Pilotprojekt zu einem noch nicht festgelegten Zeitpunkt «später in diesem Jahr» eingeführt. Für Visa-Nutzer sei das vielleicht interessant zu wissen, schließt Reclaim The Net.
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare