Seit Jahrzehnten rätseln Forscher über ein kaum messbares Leuchten, das von lebenden Organismen ausgeht. Die sogenannte ultraschwache Photonenemission (UPE) galt lange als wissenschaftliche Randnotiz – zu schwach, um sie verlässlich zu messen, zu schwer fassbar für klare Beweise. Doch das hat sich nun geändert.
Ein Team um Daniel Oblak von der University of Calgary hat mithilfe hochsensibler Kameras erstmals deutlich sichtbar gemacht, dass Tiere und Pflanzen tatsächlich Photonen im sichtbaren Spektrum abgeben. Die Ergebnisse wurden jüngst im renommierten Journal of Physical Chemistry Letters veröffentlicht.
Die winzigen Lichtsignale entstehen als Nebenprodukt des Zellstoffwechsels, genauer gesagt durch sogenannte reaktive Sauerstoffspezies (ROS), die bei biochemischen Reaktionen gebildet werden. «Diese instabilen Moleküle können zerfallen und dabei Photonen freisetzen», erklärt der Dresdner Chemiker Stefan Schramm, der die Studie kommentierte, selbst aber nicht daran beteiligt war.
Der große Durchbruch: Die Forscher konnten nicht nur die Existenz dieser Lichtemission bestätigen, sondern auch deren räumliche Verteilung auf der Körperoberfläche von Lebewesen sichtbar machen. «Das ist gewissermaßen eine Fotografie der Lebensenergie», sagt Schramm.
In den Versuchen wurden Mäuse unter Narkose in vollständig dunkle Boxen gelegt und vor sowie nach ihrem Tod abgebildet. Das Ergebnis war eindeutig: Lebende Mäuse strahlen Licht aus – tote nicht. Um Temperaturverfälschungen auszuschließen, wurden die Tiere auch nach dem Tod auf Körpertemperatur gehalten.
Auch Pflanzen wurden untersucht. Als man sie mit Chemikalien oder Hitze behandelte, intensivierte sich ihre Lichtabstrahlung. Der Grund: Stress aktiviert Stoffwechselprozesse, bei denen vermehrt ROS entstehen – und damit auch Photonen.
Der praktische Nutzen dieser Entdeckung könnte weitreichend sein. Die Forscher hoffen, dass die Methode eines Tages zur nicht-invasiven Vitalitätsmessung bei Tieren oder zur Erkennung von Stressreaktionen in Pflanzen genutzt werden kann. Sogar die viel bemühte Redewendung der «strahlenden Gesundheit» könnte eine ganz neue Bedeutung erhalten.
Allerdings mahnen die Experten zur Vorsicht. Die genaue Rolle der Biophotonen ist noch unklar – ob sie lediglich ein Nebenprodukt sind oder möglicherweise eine kommunikative Funktion zwischen Zellen übernehmen, ist bislang nicht geklärt. «Die Interpretation solcher Daten muss mit wissenschaftlicher Genauigkeit erfolgen», warnt Schramm, um dem Missbrauch durch pseudowissenschaftliche Deutungen vorzubeugen.
Eines jedoch scheint sicher: Das Licht des Lebens existiert – und mit dem Tod erlischt es. Was bisher als esoterische Vorstellung galt, hat nun ein wissenschaftlich belegbares Fundament bekommen. Die Aura, so scheint es, ist real – nur eben messbar schwach.
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