Am wichtigsten ist
die Haltung der Völker
gegen den Krieg.
Emmanuel Todd
Liebe Leserinnen und Leser
Noch immer glaubt der US-geführte Westen anscheinend, er kann in der Welt ungestraft machen was er will. Das gilt insbesondere für den von ihm provozierten Krieg in der Ukraine gegen Russland.
Er opfert das Land für seine Illusion, Russland endlich in die Knie zwingen zu können, unterstützt von einer ultranationalistischen Clique in Kiew. Die opfert blind und verbohrt sowie im Interesse des Westens noch jede Ukrainerin und jeden Ukrainer für den Krieg, den sie nicht gewinnen können.
Nun haben erst Washington und dann London sowie Paris Kiew erlaubt, von ihnen gelieferte Raketen und Marschflugkörper gegen Ziele in Russland einzusetzen. Dieser Eskalationsschritt wurde lange Zeit vermieden, weil der amtierende US-Präsident Joseph Biden laut eigener Aussage einen Dritten Weltkrieg vermeiden wollte.
Nur der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz ließ sich von der Eskalationshysterie nicht anstecken und betonte trotz des gegenteiligen Drucks auf ihn, dass er keine Marschflugkörper «Taurus» an Kiew liefern lassen werde. Die könnten von der Ukraine aus sogar Moskau erreichen und treffen – wo Scholz’ Aussage wohlwollend registriert wurde.
Es wird vermutet, dass der altersschwache US-Präsident diese Entscheidung nicht selber fällte, sondern der ihn umgebende Apparat. Politikexperten sehen das als Zeichen, dass der sogenannte Tiefe Staat in den USA tatsächlich existiert und für die Eskalation sorgte.
Andere sehen den Schritt als Zeichen der Panik des US-geführten Westens angesichts der absehbaren Niederlage seiner Marionetten in der Ukraine. Statt angesichts dessen das Töten und Sterben endlich zu beenden, wird es auf die Spitze getrieben und die Gefahr eines tatsächlichen Dritten Weltkrieges heraufbeschworen.
Und der Präsidentendarsteller in Kiew, Wolodymyr Selenskyj, und seine Entourage opfern ihre Landsleute weiter willig für ihre Wahnvorstellung eines Sieges über Russland. Und haben die westlichen Waffen prompt am 19. und 21. November gegen russische Ziele in Kursk und in der Region Brjansk eingesetzt.
Die Antwort aus Russland kam quasi postwendend: Am 21. November schlugen mehrere Geschosse im ukrainischen Dnjepropetrowsk auf dem Gelände einer dortigen Rüstungsfabrik ein. Die Videos, die mutmaßlich die Einschläge zeigten, wirkten ehrlich gesagt beeindruckend.
Was wie Blitze aus dem Himmel einschlug, führte zu Vermutungen in Kiew und im Westen, dass Russland erstmals eine Interkontinentalrakete, ohne Nuklearsprengkopf, im Gefecht eingesetzt habe. Doch auch das erwies sich erneut nur als Spekulation.
Russlands Präsident Wladimir Putin klärte am Donnerstag seine Landsleute und die Welt auf, auch jene, «die weiterhin Illusionen über die Möglichkeit einer strategischen Niederlage Russlands hegen»: Russland setzte erstmals eine völlig neuentwickelte Hyperschallwaffe auf Basis einer ballistischen Rakete mit Mehrfachsprengköpfen ein. Gegen die Rakete, von ihren Entwicklern «Oreschnik» (Haselnuss) genannt, gebe es keine Gegenmittel, stellte Putin klar.
«Der Test des Oreschnik-Raketensystems unter Kampfbedingungen war eine Reaktion auf die aggressiven Aktionen der NATO-Staaten gegenüber Russland.»
Und er warnte alle im Westen, die bisher zu glauben scheinen, dass sie ungestraft weiter eskalieren können, dass Russland seine Waffen «gegen militärische Ziele derjenigen Länder einzusetzen gedenke, die den Einsatz ihrer Waffen gegen unsere Ziele erlauben». Außerdem empfahl er in seiner Ansprache «den herrschenden Eliten jener Länder, die Pläne für den Einsatz ihrer Militärkontingente gegen Russland schmieden, ernsthaft darüber nachzudenken».
Nicht nur den Eliten der westlichen Länder, sondern eigentlich allen Bürgern dieser Länder, die immer noch nicht begriffen haben, was auf dem Spiel steht, ist die kurze Rede Putins dringend zu empfehlen. Thomas Röper hat sie in seinem Portal Antispiegel auf Deutsch veröffentlicht.
Es ist die Art von Reaktion Russlands, die der Schweizer Militärexperte Ralph Bosshard in einem Interview mit den NachDenkSeiten nach der westlichen Waffenfreigabe angekündigt hat: «nämlich langsam und überlegt». Auch das Interview mit Bosshard ist zu empfehlen, weil er gründlich und nüchtern analysiert, was geschieht und auf dem Spiel steht.
Zu erinnern ist in dem Zusammenhang an eine Aussage eines anderen Schweizer Militärexperten:
«Ob uns das nun gefällt oder nicht, am Ende heisst der grosse Sieger ... Wladimir Putin.»
Diese Prognose für den Krieg in und um die Ukraine ist der letzte Satz des Buches «Putin – Herr des Geschehens?» von Jacques Baud, Schweizer Ex-Offizier und ehemaliger Nachrichtendienstoffizier. Er benennt darin «das intellektuelle Elend unserer Politiker und Journalisten, die in einer Ideologie des Hasses gefangen sind».
Die Illusionen und darauf basierenden Handlungen der herrschenden Kreise des US-geführten Westens haben Folgen für Millionen von Menschen in ganz Europa. Es ist längst an der Zeit, dass diese sich gegen das unheilvolle Treiben der abgehobenen Eliten ihrer Länder zur Wehr setzen – weil ihr Leben und die Zukunft ihrer Kinder auf’s Spiel gesetzt wird.
Die Antwort aus Moskau auf die anscheinend nicht endende westliche Hybris sollte Warnung genug sein. Machen wir das gemeinsam jenen klar, die in der Ukraine weiter Menschen für ihren Profit und ihren Allmachtswahn sowie ihre «strategischen Interessen» opfern – es sind nicht unsere Interessen.
Ich wünsche Ihnen trotz allem ein gutes und auch entspanntes Wochenende, wie immer mit Lesevergnügen und Wissensgewinn durch die Beiträge auf Transition News.
Herzliche Grüße
Tilo Gräser