Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen der Affenpocken am 14. August den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, erklärte Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, am 20. August, die Mpox seien nicht das neue Covid. Der aktuelle Ausbruch sei ein «Test für globale Gerechtigkeit», die europäischen Länder müssten sich mit Afrika solidarisieren und Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit ergreifen, wie zum Beispiel Impfungen, Überwachung und Verabreichung antiviraler Medikamente.
«Wir können und müssen gemeinsam gegen Mpox vorgehen – über Regionen und Kontinente hinweg», verkündete Kluge.
Kritiker gehen derweil davon aus, dass die Ausrufung des weltweiten Gesundheitsnotstands andere Ziele verfolgt. Nämlich den Profit derjenigen zu steigern, an deren Gängelband die WHO hängt. Dr. Michael Nehls hat zum Thema ein Interview mit der Verwaltungsjuristin, Gründerin und Direktorin der Global Health Responsibility Agency (GHR), Dr. Silvia Behrendt, geführt, die während der Schweinegrippe 2009 als Rechtsberaterin der WHO fungierte und deshalb Insiderwissen hat.
Nehls und Behrendt kamen zu dem Schluss, dass die WHO eine Business-Maschinerie ist. Sie sei nur der Erfüllungsgehilfe ihrer Auftraggeber, also Handlanger der Pharmaindustrie und privater Investoren wie Bill Gates. Zudem stellte Behrendt klar, dass die Organisation seit 75 Jahren tue, was sie will – ohne jegliche Kontrolle.
Kein Wunder also, dass die WHO schon im Mai 2022 ihre erste Investitionsrunde «zur Mobilisierung vorhersehbarer und flexibler Ressourcen für die Kernarbeit der WHO» in den nächsten vier Jahren (2025 bis 2028) eingeleitet hat. Die WHO schrieb auf ihrer Website:
«Der erschütternde Schock der Covid-19-Pandemie hat das weltweite Bewusstsein für den Wert der Gesundheit und die Notwendigkeit von Investitionen in sie geschärft (…)».
Gleichzeitig lockte die Organisation damit, dass es sich um ein «gesundes Investment mit satten Gewinnen» handele:
«Nach einer neuen Analyse (…) ist die quantifizierbare Rendite der Investitionen in die WHO sehr hoch. Die Kosten der WHO belaufen sich im kommenden Zehnjahreszeitraum (2022-2031) auf 33 Milliarden Dollar, und der durch diese Investition geschaffene öffentliche Wert dürfte sich nach der konservativsten Schätzung zwischen 1,155 und 1,46 Billionen Dollar bewegen. Die sich daraus ergebende Investitionsrendite beträgt mindestens 35 Dollar für jeden in die WHO investierten Dollar.»
Klaus Schwabs Weltwirtschaftsforum propagierte diese öffentlich-private Zusammenarbeit beim «Management des Risikos und der Auswirkungen künftiger Epidemien» bereits 2015.
Auch das Portal The Defender beschäftigte sich mit den dubiosen Machenschaften der WHO. Dr. David Bell, Arzt im öffentlichen Gesundheitswesen und Biotech-Berater, erklärte gegenüber The Defender: «Hier geht es darum, mehr Produkte zu verkaufen, nicht um gesundheitliche Chancengleichheit.» Die Zahl der durch Mpox verursachten Todesfälle sei verschwindend gering im Vergleich zu der Zahl der Todesfälle durch andere in Afrika verbreitete Krankheiten wie Tuberkulose und Malaria.
«Obwohl die tatsächlichen Zahlen unklar sind», so Bell, «gibt die WHO an, dass in diesem Jahr in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) etwa 500 Menschen an Mpox gestorben sind. Das entspricht etwa der Zahl der Menschen, die alle vier Stunden an Tuberkulose sterben.»
Die Demokratische Republik Kongo, die etwa so groß ist wie Westeuropa und in der rund 110 Millionen Menschen leben, werde von der Weltbank als eines der ärmsten Länder der Welt angesehen, fuhr Bell fort. Indem sich die WHO zu sehr auf Mpox konzentriere, ziehe sie Mittel von der Behandlung der anderen Krankheiten und von «sehr grundlegenden» Problemen ab, die die Gesundheit der Einwohner des Landes betreffen, wie beispielsweise sanitäre Einrichtungen und Ernährung.
Der Journalist James Roguski wies darauf hin, dass die South Africa Vaccine Injury Medico-Legal Study-Group die Einführung eines Mpox-Impfstoffs nicht unterstütze. Es gebe in der Demokratischen Republik Kongo eindeutig ernstere Gesundheitsprobleme als die über 500 Todesfälle, die angeblich auf Mpox zurückzuführen seien. Zudem erachtet er die Methode der WHO, die Mpox-Fälle zu zählen, als «eklatant betrügerisch»:
«Die WHO definiert einen ‹bestätigten Fall› von Mpox als jeden, der ein positives Ergebnis bei einem PCR-Test hat. Das PCR-Verfahren ist NICHT in der Lage, eine Krankheit zu diagnostizieren. Es ist auch NICHT in der Lage, ein intaktes Virion zu identifizieren, das übertragbar oder ansteckend sein könnte.»
Nichtsdestotrotz rief der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa, der für die Pandemievorsorge der Afrikanischen Union zuständig ist, am 17. August die Länder der Region auf, nach Angaben der Afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) mehr inländische Mittel zur Bekämpfung von Mpox bereitzustellen.
Hersteller von Mpox-Impfstoff fahren Produktion hoch
Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC kündigte an, dass sie einen «klaren Plan» zur Beschaffung von zehn Millionen Impfstoffdosen für den Kontinent in die Wege leiten werde.
Der Impfstoffhersteller Emergent BioSolutions habe am 19. August auf die Erklärung der WHO reagiert und mitgeteilt, 50.000 Dosen seines Pockenimpfstoffs ACAM2000 für afrikanische Länder zu spenden, berichtet The Defender. Das Unternehmen habe seinen Pockenimpfstoff 2023 bei der US-Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) zur Zulassung für die Immunisierung gegen Pocken eingereicht und angekündigt, dass man «bereits zusätzliche Produkte auf Lager» habe und in der Lage sei, «den Vorrat um etwa 40 Millionen Dosen zu erhöhen, falls dies erforderlich sein sollte».
Auch die USA und Japan hätten sich kürzlich verpflichtet, Impfstoffe für die Demokratische Republik Kongo zu spenden, teilte Reuters mit.
Bavarian Nordic, Hersteller des Jynneos-Impfstoffs, ließ am 17. August wissen, dass das Unternehmen eng mit den Beteiligten zusammenarbeite, «um einen gerechten Zugang» zu seinem Mpox-Impfstoff in Europa und darüber hinaus zu gewährleisten.
«Wir arbeiten auch mit der WHO an einem regulatorischen Weg, um den Zugang zu allen Ländern zu gewährleisten», betonte Paul Chaplin, CEO von Bavarian Nordic.
Jynneos-Impfstoff kann Herzprobleme verursachen
Am 16. August teilte Bavarian Nordic mit, dass es eine europäische Zulassung für seinen Impfstoff Jynneos für Kinder zwischen zwölf und 17 Jahren anstrebe. Die FDA erteilte diesem Präparat während des weltweiten Mpox-Ausbruchs im Jahr 2022 eine «Notfallzulassung» für Heranwachsende.
Roguski informierte, dass der Impfstoff Jynneos laut FDA bei 1,3 Prozent der Empfänger schwere kardiale Nebenwirkungen verursachte. Der Journalist erachtet es als «absolut inakzeptabel», dass das Präparat für Erwachsene oder Jugendliche empfohlen wird.
Die niederländische Anwältin Meike Terhorst, die der Meinung ist, dass die WHO durch die überarbeiteten Internationalen Gesundheitsvorschriften «die Macht in Europa» übernommen hat, warnte, dass das Vorgehen der WHO in Europa und Afrika «kritisch verfolgt» werden müsse. «Es ist wichtig, dass sich die Medizin nicht in eine medizinische Tyrannei verwandelt», so Terhorst.
Bell, der früher als medizinischer Leiter und Wissenschaftler bei der WHO tätig war, wies darauf hin, dass sich die Organisation in den vergangenen Jahren nicht so stark auf die Anwendung pharmazeutischer Lösungen für globale Gesundheitsprobleme konzentriert habe wie sie es heute tue. Er konstatierte:
«Die meisten Menschen, die im Bereich der internationalen öffentlichen Gesundheit arbeiten, sind sich dessen voll bewusst, aber wir haben jetzt eine Industrie aufgebaut, in der alle Anreize darin bestehen, Geldgebern zu gefallen, die mit der Pharmaindustrie verbunden sind – während die Rolle der Führungskräfte der Pharmaindustrie darin besteht, die Gewinne für sich selbst und ihre Aktionäre zu maximieren.»
Die Menschen in Zentralafrika würden dabei leider am schlechtesten wegkommen, aber «bevor wir der Pharmaindustrie die Schuld geben, sollten wir uns selbst die Schuld dafür geben, dass eine solche Industrie aufgebaut werden konnte».
Obwohl pharmazeutische Produkte manchmal eine Rolle bei der Verbesserung der gesundheitlichen Chancengleichheit spielen könnten, seien in den betroffenen Ländern die Verbesserung des grundlegenden Lebensstandards, die Versorgung mit grundlegenden Gesundheitsgütern und die Stärkung der Wirtschaft «mit Abstand am wichtigsten».
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