Eduard Kaeser, Schweizer Physiker und Philosoph, beschreibt in seinem Essay «Lost in Information», wie die riesige Menge an verfügbaren Informationen und der Wunsch nach «wahrer» Information, Ungewissheit und Ignoranz erhöhen können.
In seinem Essay benennt Kaeser folgende Gründe:
– Einheimische oder Fremde, Freunde oder Feinde, Linke oder Rechte, Gläubige oder Ungläubige – wer diese binäre Kappe trägt, ist schnell informiert: Ein Bit genügt. Das Merkmal ignoranter Informiertheit.
– In den frühen Tagen des Netzes «surfte» man, um aktiv Websites und Informationen zu suchen. Heute kommt die Information zum Nutzer. Er wird «gefüttert».
– Man braucht gar nicht mehr informiert zu werden, weil man sich schon im Zustand informativ überfressener Gewissheit befindet.
– Hyperinformiert versinken wir zusehends tiefer in Unwissenheit, die sich als Wissen tarnt. Es entsteht eine Desinfodemie.
– Wir vertrauen Journalisten, die Forschern vertrauen. Wir sind als Laien kaum in der Lage, die wissenschaftliche Debatte aus erster Hand zu verfolgen.
– Reputation ist das Gütesiegel von Information. Längst haben journalistische Schlauberger und Schlitzohren mitgekriegt, dass man eine Information entwerten kann, indem man den Informanten entwertet.
– Bürger hochtechnisierter Gesellschaften sind sensibel und vital auf «kreditwürdige» Informationsquellen angewiesen. Ohne Vertrauensbasis lässt sich das prekäre Kollektivgut Wissen mit blosser Information zerstören.
– Wissen, das wir nicht besitzen, beruht auf Vertrauen. So gesehen müssen wir erst das ABC des Vertrauens neu lernen.