Ohne Frage: Es sind in erheblichem Maße auch die gesellschaftlichen Strukturen, die darüber entscheiden, wie sehr die Bürgerinnen und Bürger unter Druck und Stress stehen und die Möglichkeit haben, glücklich zu sein und zu werden.
Nicht von ungefähr waren Begriffe wie «Gewalt des Systems» und «strukturelle Gewalt» typisch für die 68er-Bewegung, deren zentrale Themen der Wahnsinn des Vietnamkriegs, die rigide Sexualmoral, die Nichtaufarbeitung des Nationalsozialismus, die Ungleichverteilung zwischen Arm und Reich oder auch die Ausbeutung der sogenannten «Dritten Welt» waren. So geht es bei «struktureller Gewalt» um gesellschaftliche, wirtschaftliche oder kulturelle Strukturen und Bedingungen, die Einzelpersonen oder Personengruppen benachteiligen. Dazu zählen alle Formen von Diskriminierung, wie die ungleiche Verteilung von Einkommen und Ressourcen, Bildungschancen und Lebenserwartungen.
Das entbindet jeden von uns natürlich nicht davon, selbst – so weit es ihr oder ihm möglich ist – Verantwortung zu übernehmen und alles daran zu setzen, ein glückliches Leben zu führen oder zu erreichen. Dies erscheint umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass sich an den ungerechten gesellschaftlichen Strukturen – an der «Gewalt des Systems» – so schnell wohl nichts ändern wird, auch wenn mit Trump in den USA ein Präsident an die Macht kommt, der Leute wie Robert F. Kennedy Jr. mit viel Macht ausstatten will, die eine wirkliche Veränderung in bestimmten Bereichen möglich machen könnten (siehe zum Beispiel den Transition-News-Artikel «Wenn, dann kann RFK Jr. das Unmögliche möglich machen»).
Eine wichtige Basis dafür, das Zepter des Glücklichwerdens selbst in die Hand nehmen zu können, ist, trotz der widrigen Umstände des Lebens um einen herum nicht den Mut zu verlieren und nicht in negativen Gedanken zu ertrinken. In diesem Zusammenhang hat die New York Post einen interessanten Beitrag veröffentlicht, der die Überschrift trägt: «Wie Sie negative Gedanken mit einem einfachen Trick loswerden, der Ihr Gehirn neu trainieren kann». Der Artikel beginnt mit folgenden Worten:
«Machen Sie sich bereit für eine Einstellungsänderung. Ob man ein ‹negativer Mensch› oder ein ‹positiver Mensch› ist, ist nicht in Stein gemeißelt – und mit einem wirklich einfachen Trick, den jeder lernen kann, kann man seine Stimmung, seine Perspektive und sogar sein ganzes Leben verändern, so eine Spezialistin für Gehirntraining.»
Diese Spezialistin heißt Emilie Leyes, und sie ist auch eine zertifizierte Hypnotherapeutin. Sie erzählt:
«Mein Leben hat sich komplett verändert und ich war völlig aus dem Häuschen, als ich erfuhr, dass es möglich ist, diesen kleinen Gehirntrick anzuwenden, um meinen Verstand davon abzuhalten, die ganze Zeit so negativ zu denken.»
Um zu verstehen, warum dies funktioniere, müsse man zunächst wissen, dass der Mensch einen Negativitäts-Bias hat. Das bedeutet: Er misst negativen Dingen mehr Gewicht bei und konzentriert sich mehr auf sie als auf positive Dinge.
Das müsse jedem einleuchten, so die Post, der sich schon einmal auf einen kleinen Kritikpunkt in einer ansonsten positiven Bewertung bei der Arbeit fixiert hat oder einen peinlichen Moment trotz unzähliger nicht peinlicher Interaktionen immer wieder in seinem Kopf durchgespielt hat.
Auch erscheine es vom evolutionären Standpunkt aus logisch, dass wir Menschen uns auf das Negative konzentrieren. So hätten wir gelernt, Gefahren zu vermeiden. Allerdings führe das in der modernen Welt oft dazu, dass wir auf kleine Unannehmlichkeiten überzogen negativ reagieren, was dann zu Pessimismus und allgemeiner Unzufriedenheit führen könne. Leyes:
«Wenn Sie sich dabei ertappen, negativ zu denken, ist das nicht Ihre Schuld – Ihr Gehirn ist so verdrahtet. Die gute Nachricht ist, dass man dieser negativen Einstellung entgegenwirken und die Art und Weise, wie man denkt, ändern kann.»
Leyes’ Trick heißt «Installation» und wurde von dem Neuropsychologen Rick Hanson entwickelt. Laut Hanson gibt es zwei Phasen des Lernprozesses: Aktivierung und Installation. Während der Aktivierung machen wir eine Erfahrung, egal ob sie gut oder schlecht ist. Dann gibt es die Installationsphase, in der wir die Erinnerung an diese Erfahrung in unserem Gehirn installieren. Hanson:
«Ohne diese Installation – ohne die Übertragung der Erfahrung aus dem Kurzzeitgedächtnis in den Langzeitspeicher – sind positive Erfahrungen wie das Gefühl, umsorgt zu werden, zwar vorübergehend angenehm, haben aber keinen dauerhaften Wert. Es gibt kein Lernen, kein Wachstum, keine Veränderung zum Besseren.»
Das Herausfordernde dabei: Die negativen Erfahrungen würden «dank» der Evolution automatisch «installiert». Wenn man also die positiven Erfahrungen installieren wolle, müsse man daran arbeiten. Wie aber kann einem dies gelingen. Die Post:
«Das können Sie tun, indem Sie diese positiven Erfahrungen wirklich verstärken und sie richtig auskosten, wenn sie geschehen.
Halten Sie zunächst inne und notieren Sie, was an der Erfahrung in diesem Moment gut ist, sei es der Geschmack eines köstlichen Essens, das ruhige Gefühl eines Spaziergangs an einem schönen Tag oder die Freude, mit einem Freund zu lachen.»
Hanson rate, sich fünf bis zehn Sekunden – oder mehr – Zeit zu nehmen, um bei den guten Gefühlen dieser Erfahrung zu bleiben. Hanson weiter:
«Je länger und intensiver diese Neuronen zusammen feuern, desto mehr werden sie diese innere Stärke in Ihrem Gehirn verankern.»
Bei Leyes hat dies nach ihrem Bekunden sehr gut funktioniert: «Du entwickelst tatsächlich eine emotionale Reaktion auf diese positive Erfahrung, die mit der Zeit die negative Voreingenommenheit ausgleichen kann. Und das Gehirn wird darauf vorbereitet, mehr gute Erfahrungen aufzunehmen, wenn sie kommen.»