Forscher haben eine innovative Miniatur-Gehirn-Computer-Schnittstelle namens MiBMI entwickelt, die Gedanken mit beeindruckender Genauigkeit in Text umwandeln kann. Das winzige Gerät wurde von einem internationalen Team unter der Leitung der Eidgenössischen Technische Hochschule Lausanne (ETHL) in der Schweiz hergestellt. Es könnte den Autoren zufolge die Kommunikation für Menschen mit schwerer Lähmung grundlegend verändern. Allerdings könnte der Chip hypothetisch auch gesunden Menschen implantiert werden, was Bedenken bezüglich der transhumanistischen Agenda weckt. Study Finds berichtete über die Arbeit.
Der MiBMI-Chip interpretiert Gehirnsignale, die beim vorgestellten Schreiben entstehen, und übersetzt sie in Echtzeit in Text auf einem Bildschirm. Mit der Größe einer Fingerspitze verarbeitet der Chip Signale von bis zu 512 Kanälen gleichzeitig, was eine präzise Erfassung der Gehirnaktivität ermöglichen soll. In Tests mit einer Person, die an Tetraplegie leidet, erkannte der Chip 90,8 Prozent der vorgestellten Buchstaben korrekt, und er kann zwischen 31 verschiedenen Symbolen unterscheiden, einschließlich Buchstaben und Befehlen wie «Leerzeichen» und «Rücktaste».
Ein bemerkenswertes Merkmal des MiBMI ist laut den Forschern seine Effizienz. Während herkömmliche Gehirn-Computer-Schnittstellen oft komplexe und energieintensive Algorithmen erfordern, verwendet der MiBMI eine innovative Methode namens «distinctive neural codes» (DNCs), die eine hohe Genauigkeit bei minimalem Stromverbrauch erreicht. Der Chip aktiviert sich nur bei relevanter neuronaler Aktivität, was Energie spart und die Signalqualität verbessert.
Mit einer potenziellen Schreibgeschwindigkeit von 90 Zeichen pro Minute stellt das MiBMI eine deutliche Verbesserung gegenüber bestehenden Hilfsmitteln für Menschen mit schwerer Lähmung dar. Diese Technologie könnte eines Tages vollständig implantierbare Gehirn-Computer-Schnittstellen ermöglichen, die ohne externe Geräte auskommen und eine drahtlose Kommunikation mit anderen Geräten erlauben.
Trotz der Ergebnisse stehen noch Herausforderungen bevor, um das MiBMI klinisch einsetzen zu können. Dazu gehören Tests zur Langzeitsicherheit und Stabilität sowie die Anpassung an individuelle Unterschiede in den Gehirnsignalen. Mahsa Shoaran, Leiterin des Integrated Neurotechnologies Laboratory an der ETHL, erklärte:
«Wir arbeiten mit anderen Forschungsgruppen zusammen, um das System in verschiedenen Kontexten wie Sprachdekodierung und Bewegungssteuerung zu testen. Unser Ziel ist es, ein vielseitiges BMI zu entwickeln, das auf verschiedene neurologische Störungen zugeschnitten werden kann und Patienten eine breitere Palette an Lösungen bietet.»
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