Die Social Media-Plattform X hat beschlossen, der sogenannten Global Alliance for Responsible Media (GARM, zu Deutsch «Globale Allianz für verantwortungsvolle Medien») wieder beizutreten. Wenn man bedenke, wie sehr sich X bemüht habe, die Tiefe und den Umfang der Online-Zensur mittels der Twitter-Files zu enthüllen, sei dies ein peinliches Wiedersehen, urteilt Reclaim The Net.
Bei GARM handele es sich um eine zensurfreundliche Gruppe von Werbetreibenden, die dem Weltwirtschaftsforum (WEF) angehöre und ihre Ziele über den Weg der «Markensicherheit» erreiche, so das Portal. Das bedeute, die Zensur funktioniere hier per Demonetarisierung, also dem Entzug von Werbegeldern für unkooperative Partner.
Letzten Sommer sei die Allianz vom US-Kongress unter die Lupe genommen worden. Der Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses habe wissen wollen, was genau da vor sich gehe und ob das Konzept der «Markensicherheit» mit der Zensur von Online-Reden in Verbindung gebracht werden könne.
Daher habe der Ausschuss den Weltverband der Werbetreibenden (der GARM initiiert hatte) um Unterlagen gebeten, aus denen hervorgehen könnte, ob diese Gruppen «koordinierte Anstrengungen unternahmen, um missliebige Äußerungen online zu demontieren und zu zensieren».
GARM gehöre zu den Organisationen, deren Wurzeln sehr verworren seien, ergänzt Reclaim The Net. So etwas erweise sich als nützlich, wenn jemand versuche, ihre Aktivitäten zu untersuchen. Auch die Chronologie sei nicht unbedeutend:
Die Allianz wurde im Juni 2019 als Initiative des Weltverbands der Werbetreibenden (WFA) gegründet und ging im November eine Partnerschaft mit dem WEF ein – und wurde direkt zum «Flaggschiff»-Projekt zur «Verbesserung der Sicherheit des digitalen Umfelds, Bekämpfung schädlicher und irreführender Medien und Schutz von Verbrauchern und Marken».
Für X gehe es bei der GARM-Beziehung trotz der Fortschritte, die die Plattform seit der Übernahme von Twitter in Bezug auf den Schutz der Meinungsäußerung der Nutzer gemacht habe, höchstwahrscheinlich einfach um (Werbe-)Geld, vermutet Reclaim The Net. Es sei einer der zahlreichen Versuche, die Plattform endlich profitabel zu machen.
Diejenigen, die auf einen «Absolutismus der freien Meinungsäußerung» auf einer Plattform wie dieser gehofft hätten, würden vielleicht enttäuscht sein. Der Kongress würde vielleicht noch weiter nachforschen. Aber letztendlich stelle der Schritt einen Kompromiss im Stil der «Realpolitik» dar.
Bildquelle: Screenshot «X Safety»
Und so sei X «begeistert» und «stolz», wieder Mitglied der GARM zu sein, konstatiert das Portal. Das Unternehmen twitterte etwas über «die Sicherheit unseres globalen Marktplatzes», was offenbar für diese Entscheidung relevant sei, aber nicht näher erläutert wurde.
Auf der GARM-Mitgliederliste stehen neben X auch Youtube, Meta, Tiktok, Linkedin sowie einige der größten Pharma- und Telekommunikationsunternehmen. Big Money, könne man sagen.
Kommentar Transition News:
Für einige scheint Elon Musk so etwas wie ein Messias zu sein, oder eine Ikone der Meinungsfreiheit. Dem Mann ist allerdings nicht zu trauen. Er ist völlig undurchsichtig, verfolgt jedoch ganz sicher ausschließlich seine eigenen Interessen. Und die sind eindeutig monetär, wie bei allen Multimilliardären – sonst wären sie keine.
Man darf im aktuellen Kontext vielleicht an seinen großspurigen Auftritt bei einem Interview mit der New York Times erinnern. Im November 2023 sagte der X-Boss wegen des Streits mit großen Werbekunden wie Disney, Apple und IBM um angeblich antisemitische Posts:
«Don’t advertise. Blackmail me with money? Go fuck yourself. Is that clear?»
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