Von Stephan Seiler
Täglich schrecken die Hauptmedien ihre Leser mit steigenden Fallzahlen: «BAG meldet 35 neue Ansteckungen in der Schweiz», titelt die Onlineausgabe von SRF, oder: «52 neue Corona-Erkrankungen» stehen in der NZZ. Es sind Zahlen, die dem Leser weder einen Bezug zur Anzahl der ausgeführten Tests geben, noch die Fehlerquote des PCR-Tests erwähnen – nur die nackten Fallzahlen scheinen zu interessieren, doch genau diese Werte sind ohne Begleitinformationen nichtssagend. Sie sagen nichts darüber aus, ob jemand an Covid-19 erkrankt ist oder nicht.
Bei der Einreise getestet
«Ein Fünftel der Fälle sind importiert – vor allem aus Serbien», so der Titel der Onlineausgabe von SRF vom 25. Juni 2020. Der steigende Trend der letzten Tage komme nicht unerwartet. Es seien 15 bis 20 Prozent der Fälle aus dem Ausland «importiert» worden, wird Stefan Kuster vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) zitiert.
Neuerdings wird in der Schweiz nämlich auch «bei der Einreise» getestet und nicht wie bisher nur «innerhalb der Schweiz». Über die Gesamtzahl der Tests an der Grenze, erfährt man nichts, nur die Anzahl positiv Getesteter. Ebenso unbekannt ist das Verhältnis zwischen der Gesamtzahl der Tests an der Grenze und innerhalb der Schweiz im selben Zeitraum. Ob Reisegruppen rein zufällig oder selektiv ausgewählt wurden, ist ebenfalls nicht bekannt.
Diese nackten Fallzahlen ohne Bezug zu veröffentlichen, führt zu einem völlig verzerrten Bild der Wirklichkeit.
Wenn mehr getestet wird steigt möglicherweise auch die Zahl der Positiv-Fälle, aber auch jene mit negativem Ergebnis. Die Grafik des Bundesamtes für Gesundheit BAG zeigt es deutlich:
Grafik BAG: Durchgeführte Tests vom 20. Februar bis 21. Juni 2020
In den letzten 22 Tagen (4.6 – 25.6.2020) wurde 131’900 Mal getestet, im gleich langen Zeitraum zuvor (14.5 – 4.6) nur 80’100 Mal. Das sind – im aktuellen Zeitraum – 61% mehr getestete Personen als zuvor. Glaubt man den Hauptmedien sind die Positiv-Fallzahlen steigend – in Relation zur Anzahl getesteter Menschen sind sie es aber nicht.
Das hat auch Matthias Egger, Leiter der wissenschaftlichen Taskforce, die den Bundesrat berät, gegenüber SRF-News festgestellt: Obwohl man vielmehr teste, seien die positiven Tests proportional gesehen nicht gestiegen: «Die Testaktivität hat deutlich zugenommen, der Prozentsatz positiver Tests hingegen hat nicht zugenommen.» (Wir berichteten.).
Nackte Zahlen ohne Zusammenhang
Der Virologe Prof. Sucharit Bhakdi sieht in seinem soeben erschienenen Buch «Corona Fehlalarm?» nur ein einziges realistisches Vorgehen, um herauszufinden, wie viele Menschen bei einer Epidemie wirklich infiziert sind: «Eine repräsentative möglichst grosse Bevölkerungsstichprobe muss zeitnah (!) getestet werden. Ansonsten läuft man Gefahr, aufgrund von Evidenzmangel, falsche Entscheidungen zu treffen. Renommierte Wissenschaftler forderten diese Erhebung bereits zu Beginn, damit es belastbare Daten gibt für den Umgang mit der Epidemie – und wurden ignoriert.»
Die meisten Hauptmedien behandeln dieses Thema nicht, sie machen auch keinen Unterschied zwischen positiv getesteten und erkrankten Menschen – ein substantieller Unterschied (!) – es werden alle in einen Topf geworfen und als «Infizierte» bezeichnet.
Wie gut ist der PCR-Test ?
Beim PCR-Test (Polymerase Kettenreaktion) wird das genetische Material in der Probe von einem Gerät in mehreren Zyklen vervielfältigt und durch den Einsatz fluoreszierender Stoffe wird sichtbar, ob die gesuchten Gensequenzen des Virus vorliegen oder nicht.
Prof. Bhakdi schreibt dazu in seinem Buch: «Solange sich die Viren im Nasen-/Rachentrakt aufhalten – also für gut zwei Wochen –, kann man sie nachweisen, indem man das Vorhandensein ihrer ’Erbsubstanz’ bestimmt. (…) Wie gut ein solcher sogenannter PCR-Test ist, kann man normalerweise anhand der Zahlen für die ‚Spezifität’ und ‚Sensitivität’ ablesen. Sie besagen, wie viele falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse man bekommt. Für den weltweit verwendeten Test aus dem Drosten-Labor sind solche Daten bis zum heutigen Zeitpunkt nicht vorhanden, so dass keine Aussage über die Qualität der Tests möglich ist. Was sagt denn Herr Drosten selbst zu diesem diesem Thema auf Twitter?»
Drosten auf Twitter: «Klar: Gegen Ende des Verlaufs ist die PCR mal positiv und mal negativ. Da spielt der Zufall mit. Wenn man Patienten 2 x negativ testet und als geheilt entlässt, kann es zu Hause durchaus noch mal zu positiven Ergebnissen kommen. Das ist deswegen noch längst keine Re-Infektion.»
Prof. Bhakdis Kommentar: «Soviel zu Aussagekraft des Tests. Wen wundert es da noch, dass in Tansania selbst Ziegen und Papayas positiv auf den Corona-positiv getestet wurden? Die Kritik des tansanischen Staatschefs an den mangelhaften Testkits wurde selbstverständlich von der WHO sofort zurückgewiesen.»
Zur Erinnerung: Die anklägerische Schlagzeile von SRF lautete damals «Tansanias Präsident riskiert Menschenleben».
Prof. Bhakdi: «Wären die Ziege und Papaya in Deutschland positiv getestet worden, hätte das Robert-Koch-Institut (RKI) vermutlich empfohlen, in Zukunft 1,5 Meter Abstand zu allen Ziegen zu halten und nie wieder Papayas zu essen. (…) Wenn eine Epidemie zu Ende geht (in Deutschland, war das Mitte April), bringt es nichts mehr, PCR-Tests zu machen.
Man bekommt dann nur noch das ‚Hintergrund-Rauschen’ bzw. nur noch die falsch-positiven Ergebnisse. So ist es kein Wunder, wenn die Untersuchung der Charité-Beschäftigten (7’500) vom 7. bis 21. April nur 0,33 Prozent positiv waren. Spätestens dann muss die ganze Testerei aufhören.»
Die Testerei hört aber auch in der Schweiz nicht auf, und die irreführende Zahlenpräsentation in den meisten Medien geht von keinerlei Sachzweifel gequält, ungerührt weiter.