In der alternativen, zeitkritischen Kulturszene ist die bildende Kunst derzeit der am schnellsten wachsende Zweig. Die Impulse kommen aus der deutschen Hauptstadt, wo die Internationale Agentur für Freiheit (IAFF) immer mehr Künstler um sich versammelt. Einer von ihnen ist der gebürtige Chemnitzer Arndt Nollau. Seine Bilder hängen derzeit in den Räumen des Berliner Sprechsaals. Zuvor präsentierte er sie im Frühling bei einer gemeinsamen IAFF-Ausstellung, die unter dem Titel «Make Art not War» ein pazifistisches Zeichen setzte.
Das war das erste Mal, dass der 52-Jährige seine Werke im öffentlichen Raum ausstellte. In der Vergangenheit postete er sie auf den klassischen Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter. Wer sie betrachtet, erkennt umgehend, dass Nollau das Zeitgeschehen kritisch kommentiert und dabei oftmals auf das gesamte gesellschaftspolitische System abzielt. Das beginnt bereits in der Farbgebung. Der heute in Brandenburg lebende Künstler zeichnet seine Bilder überwiegend in Schwarzweiß, mal mit Bleistift und Acrylmarker, mal mit Tusche und Liner.
Aufzeigen von Grautönen
In dieser Grundierung wird die allgemeine Denkweise abgebildet. Sie zeichne sich dadurch aus, dass es oftmals keine Grautöne gebe, sagt Nollau. In seinen Zeichnungen will er sie aufzeigen, nicht nur formal, sondern auch inhaltlich. Dargestellt werden verschiedene Möglichkeiten, jenseits der Polarisierung zu denken oder aus dem System auszubrechen.
Beispielhaft dafür ist das Bild «Die Angstmaschine». Man sieht ein kleines Mädchen, hinter dem eine riesige futuristische Technikkonstruktion aus vielen kleinen und großen Bildschirmen hängt. Der in Ballform auftretende Leviathan mit einem Auge in der Mitte symbolisiert die Leitmedien. Für Nollau sind sie ein Instrument des Systems, mit dem Angst erzeugt und die Massen gelenkt werden.
Arndt Nollau, «Die Angstmaschine»
Das junge Mädchen auf dem Bild repräsentiert hingegen die junge Generation von heute, der diese Maschine die Zukunft nimmt. Allerdings gibt es eine Möglichkeit, ihr entgegenzuwirken, deutet Nollau in seiner Zeichnung an. Das Mädchen hält in der rechten Hand einen großen Hammer, mit dem es zuvor den zentralen Bildschirm der Angstmaschine zerschlagen hat, wie sich an den Scherben erkennen lässt. Es ist der erste Schritt des Widerstands, zu dem der Künstler allegorisch ermutigt.
Spaltung als Technik der Machtausübung
Enthält dieses Bild einen normativen Aspekt, bleibt «Der Spaltkeil» rein deskriptiv. Auf ebenfalls allegorische Weise wird eine Technik der Machtausübung dargestellt. Ein in feinen Zwirn gekleideter Mann treibt mit einem Vorschlaghammer einen Keil in einen Baum, der längs liegt. Auf dem gespalteten Holzstück stehen rechts und links von der Demarkationslinie Begriffspaare wie «Geist/Körper», «Gesund/Krank» oder «Reich/Arm».
Arndt Nollau, «Der Spaltkeil»
Auf dem Keil hingegen sind die beiden Wörter «Politik» und «Religion» zu lesen. Der mit dem Hammer hantierende Herr, so die Botschaft, repräsentiert die Hochfinanz und nutzt sowohl die Politik als auch die Religion, um die Gesellschaft zu spalten und sie dadurch besser kontrollieren zu können.
Dieses Motiv des von oben gesteuerten Menschen zieht sich durch Nollaus Werk und taucht unter anderem in dem Bild «Wir sind nur Batterien» auf. Der Künstler rekurriert hier auf die Matrix-Trilogie und bringt damit zum Ausdruck, dass die Menschen an der Basis der Systempyramide über ihre Bedürfnisse hinausproduzieren, für Höhergestellte, die mit den geschaffenen Möglichkeiten verantwortungslos umgehen. Damit gibt Nollau mit seinen Bildern zu verstehen, dass der Krieg gerade in der heutigen Zeit gegen die Gesellschaft geführt wird. Oben gegen Unten, Reich gegen Arm.
Alternative Medien als Inspirationsquelle
Zu zeichnen begann Nollau 2016 kurz nach Ausbruch der Flüchtlingskrise, als die Leitmedien die ersten Symptome einer tendenzösen Berichterstattung zeigten. Der damalige Werbegrafiker begann sich mit alternativen Medien auseinanderzusetzen und stieß dadurch auf immer mehr Ungereimtheiten. In den Folgejahren wuchs sein Zweifel – und mit ihm die Kritik an dem gesellschaftspolitischen System.
Um die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten, formte er seine Gedanken zu Bildern. Er selbst bezeichnet sie als «Seelenhygiene», als seine ganz persönliche «Zeitdokumentation», in die Eindrücke und Erfahrungen einfließen. Dargestellt werde aber nicht immer seine eigene Meinung, betont der Künstler:
«Ich gebe oftmals das wieder, was auf mich in den letzten Jahren der Auseinandersetzung mit alternativen Medien eingeprasselt ist.»
Hungrig nach neuen Erkenntnissen
Nollau will immer dazulernen, auch durch seine Bilder. Er möchte erfahren, was die Betrachter dabei denken und fühlen. Auf der aktuellen Ausstellung, die bis zum 9. August verlängert worden ist, hat er sehr viel positives Feedback bekommen. Viele Gäste fühlten sich verstanden, berichtet der Künstler. Allerdings sei ihm durch die Gespräche klar geworden, dass jeder die Bilder aus der eigenen «Blase» interpretiere.
Die gewonnenen Erkenntnisse wird Nollau wieder in neuen Werken verarbeiten. Seine Bildersprache ist sehr intensiv. Sie enthält relativ viel Schrift und teils sehr viele Details, sodass bisweilen eine Geschichte in mehreren Szenen erzählt wird. Dabei greift der Künstler auch mal einzelne tagesaktuelle Themen heraus, sowie in dem Werk «Energy transition – energy deprivation».
Arndt Nollau, «Energy transition – energy deprivation»
Nollau setzt sich darin mit der Energiewende auseinander. Das Bild vermittelt eine düstere Atmosphäre. Zu sehen ist ein Deutschland, das unter widrigen Verhältnissen zugrunde geht. Aus dem Land ist jegliches Leben entwichen. Häuser liegen brach, die Bäume sind entlaubt und abgestorben, der Boden hat sich zu trockenem Sand verwandelt, in dem zur Hälfte Autoreifen stecken. Selbst die Ratten haben sich nicht retten können. Eine besonders große liegt halb auf einem Grabstein, auf dem «RIP Germany» steht.
Das Übel deutet Nollau im Hintergrund an. Eine riesige Windmühle, hinter der sich weitere Dutzende befinden, symbolisiert die grüne Klimaagenda. Anstatt die Energie zu erneuern, entziehen die Rotoren dem Land wertvolle Lebensenergie, lautet die Message. In der gegenwärtigen Politik sieht Nollau ein «Druckmittel». Es werde eine Klimaagenda umgesetzt, deren Tragweite noch nicht überprüft worden sei, sagt er:
«Es wird irgendetwas beschlossen und mit der Axt durchgesetzt, ohne darüber nachzudenken.»
Diese Worte kulminieren in einer Aussage, die für alle seine Bilder gilt. Was Nollau darin immer wieder kritisiert, ist das Handeln von Eliten, die alle Institutionen für die eigenen Zwecke instrumentalisieren und dadurch mehr Schaden anrichten als nutzen.