Windkraftanlagen prägen weltweit zunehmend das Landschaftsbild – das seit mehreren Jahrzehnten und meist nicht zum Vorteil der Natur. Wir haben oft über diese Energiegewinnungsform und deren Gefahren berichtet – letztmals hier und hier.
Doch was passiert eigentlich mit den riesigen Türmen und ihren Flügeln, wenn sie ausgedient haben? Angesichts einer Lebensdauer von rund 25 bis 30 Jahren stehen nun viele Windräder, insbesondere die aus den frühen 1990er-Jahren, vor ihrer Demontage. Laut dem dänischen Windkraftgiganten Vestas fallen allein im Jahr 2025 rund 25.000 Tonnen an Flügelmaterial zur Entsorgung an.
Die Herausforderung liegt vor allem in den Flügeln, die aus sogenannten Verbundwerkstoffen bestehen – leichten, aber schwer recycelbaren Materialien, ähnlich denen, die im Bootsbau verwendet werden. Das Trennen dieser Komponenten bei der Entsorgung ist komplex. Vor einiger Zeit gingen Bilder um die Welt, auf denen zu sehen ist, wie in den USA alte Rotorblätter einfach vergraben wurden oder wie in Griechenland diese Blätter im Sturm gebrochen waren und dann einfach liegenblieben. Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen.
Vestas hat mit dem Forschungsprojekt CETEC eine chemische Methode entwickelt, bei der das Harz, das die Flügelmaterialien zusammenhält, in zerlegt wird. Zurück bleiben reine, wiederverwendbare Rohstoffe. Diese lassen sich in der Produktion neuer Windradflügel erneut einsetzen. Diese Technologie ist für den großindustriellen Einsatz geeignet, da sie auf weit verbreiteten Chemikalien basiert.
Ein anderer globaler Player, Siemens Gamesa, hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 ausschließlich Windkraftanlagen aus vollständig recyclierbaren Materialien herzustellen. Bereits 2022 kam im deutschen Kaskasi-Offshore-Windpark ein erstes Modell mit recycelbaren Rotorblättern zum Einsatz.
Auch in Griechenland, das extrem auf Windkraft setzt und nicht davor zurückschreckt, dafür Wälder zu roden, tut sich viel. Die Tochtergesellschaft ΔΕΗ Ανανεώσιμες des griechischen Stromriesen ΔΕΗ hat in einem umfassenden «Repowering»-Projekt auf zehn Inseln des Ägäischen Meeres und Kretas 105 alte Windräder durch 24 neue ersetzt – bei gleicher Gesamtleistung. Dabei wurden alle alten Komponenten recycelt, vom Turm über Kabel bis hin zu Transformatoren. Sogar die Fundamente wurden abgebaut und das Gelände renaturiert – inklusive Rückführung der Erde aus der Umgebung.
Besonders bemerkenswert ist die kreative Nachnutzung: Eines der alten Rotorblätter schmückt nun den «Weihnachtsmarkt der Elfen» (Μύλος των Ξωτικών) in der Stadt Trikala – ein symbolträchtiges Beispiel dafür, wie Technik in kulturelle Erlebnisse integriert werden kann.
Heute liegt die Recyclingquote laut der griechischen Vereinigung für Windenergie (ΕΛΕΤΑΕΝ) bereits bei 85 bis 90 Prozent. Der europäische Windenergiesektor strebt langfristig eine 100-prozentige Wiederverwertung seiner Anlagen an.
Der Lebenszyklus von Windkraftanlagen endet nicht mit dem Stillstand der Rotoren. Dank neuer Technologien kann in Bezug auf die Wiederverwendung alter Bauteile eine Kreislaufwirtschaft entstehen. Die übrigen Nachteile dieser Technologie, die als sauber und grün gepriesen wird, lassen sich dabei aber nicht kompensieren.
- In der Ägäis, wo ein stetiger Wind weht, mag eine Windkraftanlage effizient sein. Aber in der Schweiz rufen die Anlagen am Gotthard und am Nufenen weniger als 10 Prozent der installierten Leistung ab.
- Dem Landschaftsschutz muss gebührend Gewicht beigemessen werden. Es wirkt pervers, die «grüne Energiewende» mit der Rodung von Wald für Windparks zu realisieren.
- Vogelschlag ist ein stetiges Problem, für das es bisher keine Lösung gibt (siehe dazu den TN-Beitrag «Daten zur Tötung von Adlern durch Windkraftanlagen werden in den USA wie ein Regierungsgeheimnis behandelt»).
- Auch das Mikroklima wird durch das Drehen der Räder beeinflusst. Gerade in trockenen Gebieten mit wenig Niederschlag sind die Pflanzen auf Morgentau angewiesen. Dessen Bildung wird durch die Luftverwirbelungen verhindert.
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