Die Pressemitteilung des Windkraft-Lobbyverbandes Suisse Eole vom 18. Februar («Neuer Rekord der Windenergieproduktion in der Schweiz») wurde von der Schweizerischen Nachrichtenagentur SDA-Keystone übernommen und in den Medien verbreitet. Häufig prüften diese den Inhalt, der ein vermeintliches Erfolgserlebnis in der Windenergieproduktion verkündet, gar nicht nach. Bei genauerer Betrachtung offenbart sich aber eine ganz andere Wahrheit – eine Wahrheit, die nicht nur die langfristige Energieversorgung betrifft, sondern auch das Vertrauen in die Medien und die Art der Informationsverbreitung. Das schreibt das Westschweizer Portal Infoméduse diese Woche.
Die Pressemitteilung für das Jahr 2025, die sich auf die Windenergieproduktion im Jahr 2024 bezieht, erreicht neue Höhen der Selbstbeweihräucherung. Laut der Mitteilung war 2024 zwar «ein gutes, aber weniger außergewöhnliches Jahr» im Vergleich zum Vorjahr, doch dies verschleiert die realen Zahlen.
Im Vergleich zu 2023 fiel die Stromproduktion der bereits in Betrieb befindlichen Windräder um 11% geringer aus. Im Jura, einer Region, die traditionell für ihre Windkraftanlagen bekannt ist, fiel die Produktion sogar um 15%. Diese Zahlen belegen eine deutliche Abnahme. Die neu in Betrieb genommenen Windräder im waadtländischen Ste-Croix können diese Verluste nur teilweise ausgleichen. Das Resultat der gesamten Windkraftproduktion: eine «Zunahme» der Stromproduktion aus Windenergie von gerade einmal 0,9%. Doch auch diese Zahl ist mehr Schein als Sein.
Das wahre Problem liegt in der instabilen Natur der Windenergie. Diese ist abhängig von den launischen Windverhältnissen und kann von Jahr zu Jahr sowie von Stunde zu Stunde erheblich schwanken. Die Windkraft bietet daher keine Garantie für die Sicherheit der Energieversorgung.
Gerade in der Schweiz, wo es kaum Regionen mit stetigem Wind gibt, sind die Schwankungen im Wind so groß, dass es schwierig wird, eine konstante und zuverlässige Stromproduktion zu gewährleisten. Zudem gibt es keinerlei Garantie, dass die Sonne an den Tagen mit wenig Wind ausreichend Energie liefern kann, um die Lücken mit Solarstrom zu füllen. Gerade in den kalten Wintermonaten, wenn der Energiebedarf steigt und die Windkraftproduktion sinkt, wird die Problematik besonders deutlich.
Ein weiteres Manko ist die vermeintliche «Winterproduktivität» der Windkraft, die in der besagten Pressemitteilung und in den Medien als besonders vorteilhaft hervorgehoben wird. In der Tickermitteilung von ATS-Keystone wird angeführt, dass zwei Drittel der Windenergieproduktion im Winter erzielt werden, wenn die Solarenergieproduktion niedrig ist. Diese Aussage entpuppt sich jedoch als Falschmeldung. Im Jahr 2023 betrug die Winterproduktion nur 64%, 2024 waren es 56% – weit entfernt von den angepeilten zwei Dritteln.
Die Sonne scheint eben nicht immer dann, wenn der Wind ausbleibt. Besonders in diesem Winter, der von Hochdruckwetterlagen geprägt war, kam es immer wieder zu dicken Nebelschichten, die weite Teile der Solarenergieproduktion unterbrachen, während der Energiebedarf stieg und die Windkraftproduktion schwach blieb.
Insgesamt bleibt die Windenergieproduktion in der Schweiz ein eher marginales Thema. 2024 stellte die Windkraft nur 0,2% der gesamten in der Schweiz produzierten Elektrizität. Diese geringe Zahl offenbart die wahre Größe des Problems. Es geht nicht nur um die fehlende Effizienz der Windkraft, sondern auch um die Art und Weise, wie diese Informationen in den Medien unzureichend verbreitet werden.
Die Gefahr dieser einseitigen Berichterstattung ist, dass sie den Eindruck erweckt, die Windenergie sei eine tragende Säule der Schweizer Energieversorgung, während sie in Wirklichkeit nur ein kleiner, instabiler Bestandteil des Strommixes bleibt. Gerade bei der Beurteilung neuer Windenergieprojekte wäre aber der Stimmbürger auf umfassende Informationen angewiesen (wir haben hier über ein solches Projekt berichtet – mit Links auf Volksinitiativen zum Schutz von Wäldern und Landschaften vor der Errichtung von Windkraftanlagen).
Fazit
Die Frage stellt sich, wie lange die Schweiz weiterhin auf solche Märchen von Windkraft als Patentlösung setzen kann, während die tatsächlichen Gegebenheiten eine viel komplexere und unsicherere Realität widerspiegeln. Es ist an der Zeit, die Kirche wieder ins Dorf zu stellen und nicht die Windkraftanlagen.
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