Ein Bericht der Financial Times von letzter Woche offenbart, dass die international tätige Consultingfirma Boston Consulting Group (BCG) über sieben Monate hinweg – von Oktober bis Mai – für mehr als vier Milionen Dollar am Projekt «Aurora» arbeitete. Dabei befanden sich mehr als ein Dutzend Mitarbeiter, darunter leitende Risikomanager und Verantwortliche für soziale Wirkung, im Kernteam des Programms.
«Aurora» umfasste ein Szenario, bei dem etwa 500.000 Bewohner der Gaza-Streifen ihre Heimat verlassen sollten und dabei ein Umzugspaket von 9000 USD erhielten – ein Gesamtvolumen von rund fünf Milionen Dollar. Die Initiative war Teil größerer Neustrukturierungspläne, zu denen auch ein Modell der US-Administration gehörte, das Gaza als «Trump Riviera» gestalten wollte, inklusive eines Bereichs für smarte Fertigung nach dem Vorbild Elon Musks.
BCG betont, das Projekt sei nicht offiziell abgesegnet gewesen: Die leitenden Partner hätten gegen eindeutige Anweisungen gehandelt. Zwei dieser Partner wurden inzwischen wegen Fehlverhaltens entlassen. Die BCG-Führung distanziert sich klar von «Aurora» – die Betreffenden hätten nicht autorisiert gehandelt und keine Honorare erhalten. Zugleich leitete die Firma eine externe Prüfung ein und versprach strengere interne Kontrollen.
Die Debatte um «Aurora» reiht sich in die Kontroversen um die von BCG mitgestaltete Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ein. Kritiker – darunter die UN – sehen in dieser durch israelische und US-Streitkräfte gesicherten Hilfsorganisation kaum mehr als einen Deckmantel für militärische Ziele.
Mit Blick auf Governance wirft der Fall Fragen zu BCG-internen Compliance Mechanismen auf. Die Reputation der «Big Three» Beratungsunternehmen – McKinsey, Bain & Co. und BCG – steht erneut auf dem Prüfstand. BCG sprach im Zuge dessen von «Versagen» .
Die Veröffentlichung durch die Financial Times markiert einen neuen Höhepunkt in der öffentlichen Debatte um ethische Grenzen globaler Beratungsfirmen und die Rolle externer Akteure in Kriegs und Krisensituationen. Die Frage bleibt, inwieweit private Beratungsunternehmen in politisch und humanitär sensiblen Szenarien überhaupt operieren sollten.