Das Bahaitum ist eine der jüngsten Weltreligionen (seit 1817) mit rund acht Millionen Anhängern. Es erreicht damit immerhin gut 50 Prozent der Anhängerzahl des Judentums. Das Judentum wird mit seinen 15 Millionen Anhängern in unseren Medien immer zu den fünf «grossen» Weltreligionen gezählt, obwohl es viele Religionen mit mehr Anhängern gibt, unter anderem: Daoismus (mindestens 65 Mio.) und die Sikh-Religion (30 Mio.).
Im Bahaitum gibt es wie bei Christentum, Judentum und Islam einen einzigen Gott. Die Besonderheit ist, dass hier alle Religionen als Einheit gesehen werden. Auch die Heiligen Schriften anderer Weltreligionen (z.B. Bibel, Koran) gehören zum gemeinsamen religiösen Erbe und werden in den Gottesdiensten gelesen. Abraham, Moses, Zarathustra, Krishna, Buddha, Jesus Christus, Mohammed und die eigenen Religionsstifter Bab und Baha’ullah gelten als Manifestationen Gottes auf Erden.
Hier die ersten sechs der zwölf ethischen Grundsätze der Bahai:
- Die ganze Menschheit ist als Einheit zu betrachten
- Alle Menschen müssen die Wahrheit selbständig erforschen
- Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage
- Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein
- Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen
- Mann und Frau haben gleiche Rechte
Als Tugenden gelten u.a. Nächstenliebe, Dankbarkeit, Vertrauenswürdigkeit und soziales Engagement. Abgelehnt werden Selbstkasteiung, Askese, Beichte und Bettelei ebenso wie ein Leben im Überfluss. Anhänger des Bahaitum und deren Gründerväter waren und sind wiederholt Opfer von massiver Verfolgung, vor allem in ihrem Ursprungsland Iran.
Auch der noch jüngere Caodaismus in Vietnam folgt der Idee, die Religionen weltweit zu vereinen. Auch hier werden Personen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Glaubensrichtungen verehrt, zum Beispiel Laotse, Buddha, Christus, Konfuzius, Moses, Mohammed, Sun Yat Sen, Isaac Newton, die Jungfrau von Orleans und Victor Hugo.
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