Dänemark soll das erste Land der Welt werden, das Landwirte für die von ihren Tieren ausgestoßenen Treibhausgase besteuert. Darauf haben sich die dänische Regierung und Vertreter der Landwirtschaft und der Gewerkschaften am 24. Juni 2024 geeinigt.
Die Steuer, die speziell auf die Methanemissionen von Kühen, Schweinen und Schafen abzielt, wird 2030 in Kraft treten, «vorbehaltlich der endgültigen Genehmigung durch das dänische Parlament», schreibt Associated Press (AP).
Demnach sollen Landwirte eine Steuer in Höhe von 300 Kronen (etwa 40 Euro) pro Tonne Kohlendioxidäquivalent zahlen. Dieser Betrag wird bis 2035 auf 750 Kronen (101 Euro) ansteigen. Nach einem Steuerabzug von 60 Prozent werden sich die entsprechenden Beträge auf 120 Kronen (16 Euro) und 300 Kronen belaufen.
CNN berichtet unter Berufung auf die dänische «grüne Denkfabrik» Concito, dass Milchkühe in dem skandinavischen Land im Durchschnitt 5,6 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr ausstoßen. Dies würde zu einer Steuer von 672 Kronen pro Kuh (900 Euro) im Jahr 2030 und 1.680 Kronen (2.250 Euro) im Jahr 2035 führen.
Der entsprechende Emissionswert für alle dänischen Kühe liege bei durchschnittlich 6,6 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr, so die AP. Unter Berufung auf Steuerminister Jeppe Bruus informiert die Nachrichtenagentur, dass die dänische Regierung die Treibhausgasemissionen des Landes bis 2030 um 70 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 senken will.
Die neuen Steuergelder sollen in den «grünen Wandel» fließen
CNN zufolge sollen die Einnahmen aus der Steuer in den ersten zwei Jahren zur Unterstützung des grünen Wandels in der Landwirtschaft verwendet werden. Das beinhaltet die Investition von 40 Milliarden Kronen (5,3 Milliarden Euro) für Maßnahmen wie Wiederaufforstung und Einrichtung von Feuchtgebieten. Nach zwei Jahren soll die Steuer «neu bewertet» werden.
Dänemark sei ein bedeutender Exporteur von Schweinefleisch und Molkereiprodukten, lässt CNN wissen. Die Landwirtschaft sei die größte Quelle von Treibhausgasemissionen in Dänemark. AP tut kund, dass es im Juni 2022 fast 1,5 Millionen Kühe in Dänemark gegeben habe.
Die Befürworter der Steuer bezeichnen die Maßnahme als einen Schritt zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit. «Wir werden einen großen Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität im Jahr 2045 machen», erklärte Bruus.
«Wir investieren Milliarden in die größte Umgestaltung der dänischen Landschaft der letzten Zeit. Gleichzeitig werden wir das erste Land der Welt sein, das eine [Kohlenstoff-] Steuer auf die Landwirtschaft erhebt», wird der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen von CNN zitiert.
Laut Torsten Hasforth, dem Chefökonom von Concito, besteht der Zweck der Steuer darin, «den Sektor dazu zu bringen, nach Lösungen zur Reduzierung der Emissionen zu suchen». Hasforth wies darauf hin, dass die Landwirte im Rahmen ihrer Bemühungen um eine Verringerung der Emissionen beispielsweise das von ihnen verwendete Futter ändern könnten.
Die Dänische Gesellschaft für Naturschutz bejubelte die Steuer «als einen historischen Kompromiss». Die Präsidentin der Organisation, Maria Reumert Gjerding, sagte:
«Es ist uns gelungen, einen Kompromiss für eine CO2-Steuer zu finden, der die Grundlage für eine umstrukturierte Lebensmittelindustrie schafft – auch jenseits des Jahres 2030.»
Fast das gesamte Methan aus der Viehzucht, etwa 90 Prozent, entstehe bei der Verdauung durch Gärung und werde in Form von Rülpsen durch das Maul der Tiere abgegeben, rechtfertigte der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen die umstrittene Normative gegenüber CNN. Kühe seien für den größten Teil dieses aufgestoßenen Methans verantwortlich. Die verbleibenden zehn Prozent des Methans aus der Viehhaltung stammten aus den Güllebecken der Schweine- und Rinderbetriebe.
Kohlendioxidsteuer für Landwirte ein «beängstigendes Experiment»
Die dänische Kohlenstoffsteuer wurde trotz der jüngsten Proteste von Landwirten in ganz Europa eingeführt. Auch in Brüssel, der De-facto-Hauptstadt der Europäischen Union (EU) und dem Zentrum der EU-Politikgestaltung, wurde demonstriert. Die Landwirte beklagten sich über drastische Umweltvorschriften und die Übernahme der europäischen Landwirtschaft durch Großkonzerne.
In den letzten Jahren haben auch EU-Mitgliedstaaten wie Irland und die Niederlande Pläne zur Einschränkung der Landwirtschaft und zur Ausmerzung des Viehbestands verfolgt, was in diesen Ländern Widerstand auslöste. Neuseeland plante die Einführung einer Kohlenstoffsteuer, die 2025 in Kraft treten sollte.
Doch die von der früheren Mitte-Links-Regierung des Landes verabschiedete Steuer wurde laut AP im vergangenen Monat von der neuen Mitte-Rechts-Regierungskoalition Neuseelands wieder aufgehoben. Die neue Regierung erklärte, es werde die Landwirtschaft aus seinem Emissionshandelssystem ausschließen, um andere Möglichkeiten zur Reduzierung von Methan zu erforschen.
Auch gegen die geplante dänische Kohlenstoffsteuer wird Kritik laut. Einige Experten argumentieren, dass sie eine zusätzliche Belastung für den Agrarsektor – insbesondere für Kleinbauern – darstellt. CNN zitiert den dänischen Bauernverband Bæredygtigtigt Landbrug, der die neue Politik als ein «beängstigendes Experiment» bezeichnet.
Kommentare