Ende 2024 berichteten wir über eine Studie, in der festgestellt wurde, dass es eine weit verbreitete Verunreinigung des Trinkwassers durch sogenannte «Ewigkeitschemikalien» gibt. Dabei handelt es sich um synthetische per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, abgekürzt PFAS, die für ihre Langlebigkeit in der Umwelt und ihre potenziellen Gesundheitsrisiken bekannt sind.
Die Forscher hatten 112 Flaschenwasserproben aus 15 Ländern und 55 Leitungswasserproben aus dem Vereinigten Königreich und China analysiert. Dabei wurde eine PFAS-Kontamination in mehr als 99 Prozent der Wasserproben in Flaschen ermittelt.
Doch offenbar ist nicht nur Wasser selbst von einer PFAS-Verschmutzung betroffen. So enthalten auch viele beliebte Biere – sowohl von kleinen als auch von großen nationalen und internationalen Brauereien – PFAS-Chemikalien, die mit Krebs und anderen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden. Dies geht aus einer in Environmental Science and Technology veröffentlichten Arbeit hervor, in der Dutzende Bierproben auf PFAS untersucht wurden.
Die Autoren der Studie sagten, ihre Erkenntnisse ergänzten die Beweise für eine weitverbreitete PFAS-Verunreinigung der Wasserversorgung, «lieferten Brauereien und Wasserversorgungsunternehmen Erkenntnisse über den Behandlungsbedarf und unterstützten die Verbraucher bei fundierten Entscheidungen».
PFAS sind eine Gruppe von mehr als 9000 Chemikalien, darunter mehrere Typen, die mit Krebs, Organ- und Immunsystemschäden sowie anderen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden.
In einigen Bieren wurden laut der Studie zwei als besonders gefährlich bekannte PFAS-Typen nachgewiesen – Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS).
Die Vorgehensweise der Forscher war wie folgt: Sie gingen in Einzelhandelsgeschäfte in North Carolina und kauften 15 Dosenbiersorten, die in kleineren US-amerikanischen Handwerksbrauereien hergestellt wurden, darunter zehn Biersorten aus Brauereien in North Carolina, zwei aus Michigan, zwei aus Kalifornien und eine aus Colorado.
Die Forscher nahmen gezielt Biere von Brauereien ins Visier, die in der Nähe von Gewässern liegen, bei denen eine Kontamination mit PFAS festgestellt wurde, und zwar aus North Carolina, Michigan und Kalifornien. Sie kauften außerdem fünf beliebte nationale Biere und drei internationale Biere, die in viel größerem Maßstab gebraut und verkauft werden.
Die Forscher fanden in ihrer ersten Testrunde PFAS in 11 von 19 Bieren. Anschließend testeten sie 75 Proben von 15 Biersorten (mit mehreren Dosen pro Sorte) und fanden in 95 Prozent der Proben PFAS.
Mehrere Biere überschritten dabei die Trinkwassergrenzwerte der US-Umweltschutzbehörde (EPA) für bestimmte PFAS. Drei Biere überschritten den Grenzwert der Behörde für PFOA und eines die PFOS-Grenzwerte. Für viele der anderen getesteten PFAS-Verbindungen bestehen keine bundesstaatlichen Trinkwassergrenzwerte. The Defender schreibt dazu:
«PFOA und PFOS gelten als so giftig und gefährlich, dass die EPA sie im vergangenen Jahr zu gefährlichen Stoffen erklärte, mit der Begründung, dass sie ‹bei ihrer Freisetzung eine erhebliche Gefahr für die öffentliche Gesundheit, das Wohlergehen oder die Umwelt darstellen könnten›.»
The Defender zitiert hierzu Terrence Collins, Teresa Heinz Professor für Grüne Chemie an der Carnegie Mellon University, mit folgenden Worten:
«Müssen Sie sich wegen winziger Mengen PFAS in Ihrem Bier Sorgen machen? Darauf können Sie wetten. Diese sehr gut durchgeführte Studie dürfte den Biermarkt sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene neu gestalten.»
Vertreter der Bierbrauereibranche verwiesen unterdessen darauf, dass PFAS ein universelles Umweltproblem und nicht nur auf Bier beschränkt seien. «PFAS sind überall nachweisbar, Bier stellt kein größeres Risiko dar als Ihr Leitungswasser», so der Kommentar von Scott Britton, ein Wissenschaftler, der sich mit Braumikrobiologie beschäftigt und Chefredakteur des Journal of the American Society of Brewing Chemists ist.
In der Tat bestehen Biere im Durchschnitt zu etwa 90 Prozent aus Wasser, und die Biere, die in Landkreisen mit erhöhtem PFAS-Gehalt im Trinkwasser gebraut wurden, waren am stärksten belastet. Dazu Jennifer Hoponick Redmon, Hauptautorin der Studie und leitende Direktorin für Umweltgesundheit und Wasserqualität bei RTI International:
«Wenn das Wasser nicht gefiltert wird, bevor es an Kunden wie Brauereien gelangt, oder wenn es auf niedrigerem Niveau gefiltert wird, tauchen die gleichen [PFAS]-Signaturen in Bierprodukten auf.»
Brauereien, die bei ihrer Filterung nur auf die Eliminierung von Mikroben abzielten, würden PFAS nicht entfernen, fügte sie hinzu.
Die Studie ist derweil ziemlich einzigartig. So machen die Autoren der Arbeit darauf aufmerksam, dass es bisher nur begrenzte Informationen zur Bestimmung von PFAS in Bieren und anderen alkoholischen Getränken geben würde. Nur in einer Studie aus dem Jahr 2014 seien drei Biersorten in Deutschland auf elf PFAS untersucht worden. Dabei betrug die höchste in einem der Biere nachgewiesene PFOS-Konzentration 18,4 Nanogramm pro Liter (1 Nanogramm ist ein Milliardstel Gramm), die höchste PFOA-Konzentration lag bei 56,9 Nanogramm pro Liter.
Dennoch beschwichtigten die Autoren, indem sie behaupteten, dass die maximal über Bierkonsum aufgenommene Menge an «Ewigkeitschemikalien» «als vernachlässigbar angesehen werden» müsse. Doch da fragt man sich, wie man zu so einer Behauptung kommen kann, wo es sich hier ja eben um «Ewigkeitschemikalien» handelt und damit um solche, die man im Grunde nicht mehr oder nur extrem schwer wieder loswird und die sich entsprechend im Körper ansammeln.