Die Protokolle der Taskforce des Schweizer Bundesamts für Gesundheit (BAG) kommen in harmlosem Format daher. Sie sind immer etwas gleich aufgebaut und es handelt sich um stichwortartige Protokolle, bei denen die einzelnen Wortmeldungen nie einer bestimmten Person zugeordnet werden. Schon seit geraumer Zeit sind sie öffentlich einsehbar, aber ausgewertet wurden sie wohl noch nicht.
Die Taskforce des BAG ist nicht zu vergleichen mit der wissenschaftlichen Taskforce, die der Bundesrat, die Schweizer Landesregierung, damals eingesetzt hatte. Die wissenschaftliche Taskforce war eine im Milizprinzip arbeitende Gruppe von handverlesenen Wissenschaftlern. Bewusst wurden kritische Experten wie der St. Galler Virologe Pietro Vernazza oder der Walliser Beda Stadler, weiland Professor an der Universität Bern, davon ferngehalten. Diese Taskforce hat wohlweislicherweise keine Protokolle angefertigt. Tauchen also keine illegalen Gesprächsmittschnitte auf, werden wir nie aus erster Hand wissen, was dort besprochen wurde.
Ganz im Unterschied zu Deutschland. Einerseits gibt es dort eine Institution, das Robert Koch-Institut (RKI), das die wissenschaftlichen Grundlagen liefert, andererseits – gründlich wie die Deutschen sind – wurden dort Protokolle angefertigt. Diese Daten wurden zunächst durch das Portal multipolar freigeklagt und liegen nun durch einen Whistleblower komplett vor (wir berichteten zum Beispiel hier und hier)
Diese Protokolle vermitteln erstaunliche Erkenntnisse zur internen Lageeinschätzung des RKI. So gut wie alle Maßnahmen werden darin kritisch gesehen. Covid wird eher mit einer Grippe verglichen, und es wird offen darüber gesprochen, dass man als Bundesbehörde verpflichtet sei, die Bevölkerung auf Weisung des Gesundheitsministeriums anders zu informieren, als es der eigenen Einschätzung entsprechen würde. Oder einfach ausgedrückt: die Menschen anzulügen.
Auch wusste das RKI von Anfang an, dass der neuartige mRNA-Covid-«Impfstoff» keinen Fremdschutz bietet. Die BAG-Protokolle sind also eigentlich nicht mit den RKI-Protokollen zu vergleichen, da es sich beim BAG um kein wissenschaftliches Institut, sondern um eine weisungsgebundene Behörde handelt.
In einer losen Artikelfolge soll trotzdem eine Auswertung erfolgen. Einerseits weil es von zeitgeschichtlichem Interesse ist, andererseits weil sie Einblicke gewähren in das Denken des federführenden Bundesamtes.
Die Protokolle enthalten nur wenige Schwärzungen, die fast ausschließlich Namen betreffen. Die entsprechenden Sitzungen fanden wöchentlich per Skype statt.
Eine entscheidende Wegmarke in der Coronazeit in der Schweiz war die Verhängung der erweiterten Zertifikatspflicht. Ab Montag, dem 13. September 2021, galt im Innern von Restaurants, von Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie bei Veranstaltungen in Innenräumen eine Zertifikatspflicht.
Es gab schon vorher Kritik an der Coronapolitik – auch in der Schweiz. Gerade diese Kritik hat zur Gründung von Transition News geführt. Aber es war die Zertifikatspflicht, die ganz wesentlich zur Spaltung der Gesellschaft beigetragen hat. Den Impfdruck gab es schon vorher, er hatte sich jedoch im Wesentlichen auf penetrante Propaganda beschränkt. Ab dem 13. September 2021 gab es nun eine starke und sichtbare Diskriminierung aufgrund des Impfstatus. Wir haben deshalb zuerst den Zeitraum von August bis Oktober 2021 ausgewertet. Was sagen diese Protokolle dazu?
Am 11. August werden gemäß Protokoll «erste Vorüberlegungen für die Erarbeitung einer impfbasierten Verhütungs- und Bekämpfungsstrategie vorgestellt». Wurde nach etwas anderem überhaupt gesucht? «Warum wurden alle alternativen Therapieformen unterdrückt?» fragte der Zürcher Herzchirurg Paul Vogt im April dieses Jahres beim Corona-Symposium in Bern (wir berichteten hier und hier). Damit mehren sich die Hinweise, wonach man in der Coronazeit ausschließlich auf «Impfungen» und auf nichtpharmazeutische Maßnahmen gesetzt, aber alternative Therapieformen unterdrückt hat.
Eine Woche später wird in der Presse berichtet, dass es auch bei Anlässen zu Ansteckungen gekommen sei, wo Zertifikatspflicht herrschte. Im Protokoll steht dann die Frage, ob das Zertifikat deshalb nicht gerechtfertigt sei. Die Aussage blieb im Raum stehen und hatte keine Folgen. Die Presse scheint in derselben Woche auch der Tatsache auf die Spur gekommen zu sein, dass die «Impfstoff»-Hersteller von der Haftung befreit sind.
Auch viele andere Behauptungen in den Medien werden unkommentiert protokolliert. Es wird zum Beispiel über einen Basler Professor berichtet, der Vorlesungen nur mit Zertifikat abhalten wollte und zurückgepfiffen wurde. Oder über den Direktor des liberalen Instituts, Oliver Kessler, der die Impfpropaganda geißelte, weil diese nur Sonderinteressen dienten. Oder auch über die Junge SVP, die eine Meldestelle einrichtete, wo Diskriminierungen Ungeimpfter gemeldet werden konnten.
Dies zeigt, wie sich die Auseinandersetzungen im Spätsommer 2021 verstärken und sich das politische Klima polarisiert.
Eine Woche später wird protokolliert, dass
«(...) es bei mit *** geimpften Personen häufiger zu Fällen trotz vollständiger Impfung kommen könnte, im Vergleich zu Personen, die mit *** geimpft wurden.»
Das heißt: Bei den Schweizer Behörden wusste man, dass die «Impfung» weder vor Ansteckung noch vor Erkrankung schützt, aber die einzige Konsequenz dieser Erkenntnis war, dass die Sprachregelung angepasst wurde.
Zentral in der Argumentation bei der Verhängung der Zertifikatspflicht war die Bettenauslastung. Die Schweizer Behörden erklärten immer wieder, das Ziel der Maßnahmen sei, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Viele BAG-Protokolle beginnen mit einer Übersicht über die Bettenauslastung. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass Gesundheitsökonomen empfehlen, die Bettenauslastung so zu steuern, dass im Durchschnitt eine Auslastung von 80% resultiert, insbesondere auf den Intensivstationen. Das gäbe genug Reservekapazität, würde aber gleichzeitig für einen genügenden Deckungsbeitrag sorgen.
Gemäß BAG-Protokoll betrug nun diese Auslastung am 1. September 2021 genau 80%, eine Woche später sah es nicht viel anders aus, die Schweiz war also weit weg von einer Überlastung der Spitäler. Nochmals eine Woche später, am 15. September, wird die per 13. September auf die Gastronomie, die Freizeit- und Kultureinrichtungen erweiterte Zertifikatspflicht im BAG-Protokoll mit keinem Wort erwähnt. Im Bereich der Spitalbelegung zeigt sich sogar eine leichte Entspannung, indem die Bettenbelegung bei den Intensivstationen nur noch bei 78% liegt. Trotzdem ist im gleichen Protokoll davon die Rede, dass die Medien zum Beispiel schreiben:
«Die Schweizer Spitäler geraten wegen Covid ans Limit. Werden IPS-Betten abgebaut? Es werden wieder OPs verschoben, ‹Welle der Ungeimpften›».
Diese Diskrepanz zwischen dem, was die Presse in Bezug auf die Krankenhäuser schreibt, und dem, was war, zeigt einmal mehr in aller Deutlichkeit, dass die Mär von der Sorge um die Überlastung der Intensivstationen nur vorgeschoben war. Und das wussten die Behörden damals, denn aus den Zahlen des BAG lässt sich herauslesen, dass eine solche Sorge für den Moment unbegründet war. Aber berichtigt hat das BAG dies nicht. Gerade in diesen Tagen hetzten aber die Medien weiter. Gemäß BAG-Protokoll vom 15. September berichteten sie über Politiker, die forderten,
«dass ungeimpfte Corona-Patienten warten müssten bei fehlenden Kapazitäten auf Intensivstationen. Andere äußern sogar, dass Impfgegner auf Intensivbehandlung verzichten müssen.»
Die Medien berichteten auch, die WHO rechne in Europa mit 236.000 Todesfällen durch Covid-19 von Ende August bis zum 1. Dezember 2021, eine Zahl, die selbst nach offizieller Lesung komplett abseits der Realität war. Diese große Angstmache wurde von den Behörden nicht korrigiert, obwohl sie genau wussten, dass keine Überlastung des Spitalsystems drohte. Die Presse lieferte damit dem federführenden Bundesrat, Gesundheitsminister Alain Berset, die Rechtfertigung für die Zertifikatspflicht, die vermutlich nur deshalb eingeführt wurde, weil man weiteren Druck auf Ungeimpfte ausüben wollte.
Eine Woche später informiert das BAG-Protokoll ausführlich über Medienberichte, wonach sich das politische Klima in der Schweiz immer stärker aufheizt – und immer noch herrschte Normalbetrieb in den Krankenhäusern. Hier einige Kostproben:
«Erste Ergebnisse einer Studie zeigen, dass bis zu 14% von Covid-infizierten Kindern und Jugendlichen Langzeitfolgen haben».
«Schwangerschaft: Eine Reihe von Gynäkologen und Ärzten sind Impfskeptiker; verunsichern Frauen, die sich ein Kind wünschen.»
«Widerstand gegen die Ausweitung der Covid-Zertifikat-Pflicht / Demonstrationen: Hunderte Betriebe haben angekündigt, sich der Zertifkatspflicht zu widersetzen (...) Vorwurf, dass gesetzliche Grundlage für das Zertifikat fehlt.»
«Zweiklassengesellschaft wird installiert».
«Druck auf Personen, die auf eine Impfung verzichten möchten, sei ‹weder wissenschaftlich noch juristisch oder ethisch vertretbar›.»
«Bundesrat Ueli Maurer wurde im ‹Freiheitstrychler›-Hemd fotografiert.»
Eine Woche später zeigt sich – immer gemäß dem entsprechenden BAG-Protokoll -, dass einzelne Journalisten dem Trick mit der Spitalauslastung auf die Schliche gekommen sind, dies aber keine Folgen hatte:
«Konkrete Zahlen über Engpässe in Spitälern/Intensivstationen und verlegte oder verschobene Operationen fehlen. In Spitälern gibt es keine Krise, die Situation wird von verschiedenen Seiten dramatisiert.»
«Covid-Zertifikat: als Diskriminierung von Genesenen gegenüber Geimpften und als indirekter Impfzwang.»
«Laut einem internen Dokument des BAG ‹könnte das Zertifikat bis 2026 bleiben›.»
«Vorwurf, dass Alternativen für mRNA-Impfungen in der Schweiz immer noch nicht zugänglich sind. Dabei geben 72% der noch Ungeimpften als Grund für ihre abwartende oder ablehnende Haltung an, dass mRNA-Impfungen noch zu wenig erprobt sind.»
«Die TA-Medien kommentieren den Entscheid der Swiss, über kurz oder lang dem Cockpit- und Kabinenpersonal zu kündigen, das sich nicht impfen lässt. Damit gehe die Fluggesellschaft zu weit.»
«Die Uni Bern kann die Einhaltung der Zertifikatspflicht nicht überprüfen, deshalb müssen Studierende weiterhin eine Maske tragen.»
Normalerweise werden kritische Stimmen in den Protokollen nur kurz zusammengefasst. Nicht so, als sich Frank Scheffold in der NZZ kritisch zu den Maßnahmen äußerte. Scheffold ist Physikprofessor an der Universität Freiburg i.Ü. Im Protokoll vom 6. Oktober 2021 steht:
«Maßnahmen-Kritik: Der Freiburger Physikprofessor Frank Scheffold äußert sich in der NZZ kritisch zu den Maßnahmen. Die Wirksamkeit sei wissenschaftlich kaum belegt. Die globalen Verwerfungen seien eine Folge der Maßnahmen und nicht der Pandemie selbst. Es gebe keine übergeordnete längerfristige Planung. Auch bei der Impfung würden sich die Maßnahmen verselbständigen. Es sei nicht angezeigt, nun auch ein Impfziel für die Gruppe der über 16-Jährigen auszugeben. Die Impfung schütze nur kurz vor einer Infektion, und da diese für junge Personen meist ungefährlich sei, könne man auch darauf verzichten. Es stelle sich die Frage, ob sich dann ein Großteil der Bevölkerung, ohne erkennbaren medizinischen Nutzen, alle sechs Monate impfen lassen muss.»
Auch die prominente NZZ-Inlandjournalistin Katharina Fontana wurde ausführlich zitiert:
«Covid-19-Gesetz: In einem weiteren Kommentar blickt die NZZ kritisch auf die Strategie des Bundesrats zur Abstimmung über das Covid-19-Gesetz. Es brauche immer einen Plan B, auf den der Bundesrat aber verzichte. Mit dem Argument, dass die Schweizer bei einem Nein zum Gesetz nicht mehr ins Ausland reisen könnten, mache es sich der BR zu einfach. Es bleibe genug Zeit, alternative Lösungen zu finden. Es müsse jetzt präzisiert werden, wie lange das Sonderregime für Ungeimpfte gelten soll. Als Bürger würde man gerne wissen, woran sich die Landesregierung orientiert und wie der Ausweg aus dem Zertifikatsregime aussieht, so Katharina Fontana.»
Bemerkenswert ist, dass etwa zehn Tage nach der Verhängung der Zertifikatspflicht vorläufig keine Spitalauslastungszahlen mehr protokolliert wurden. Dass die Corona-«Impfung» kaum vor Ansteckungen und Übertragung schützt, war bekannt, wie oben aufgeführt. Bemerkenswerterweise hat das BAG am 27. Oktober 2021 protokolliert:
«Harvard-Studie von Prof. SV Subramanian gibt zu reden (68 Länder und 2947 Landkreise in den USA): kein erkennbarer Zusammenhang zwischen Anteil der vollständig geimpften Bevölkerung und der Entwicklung der Fallzahlen. Sogar ein geringfügiger gegenteiliger Effekt wurde festgestellt (z.B. Israel).»
Trotzdem hat Bundesrat Alain Berset am gleichen Tag im öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehen SRF behauptet, man könne mit dem Zertifikat zeigen, dass man nicht ansteckend ist. Das ist das, was später als «Impflüge» in die Geschichte der Coronazeit einging. Verständlich, dass das BAG an diesem Tag protokollieren musste:
«Zertifkatspflicht verliert im Parlament an Rückhalt. Zwei Professoren reichen Rekurs gegen die Zertifikationspflicht ein.»
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