Mit dem klassischen Geeier um Ostern und die Auferstehung möchte ich gar nicht erst anfangen. Es führte nur im Kreis herum. An seinem Ende stünde dieselbe Mischung aus Unverständnis, Ratlosigkeit und Auflehnung wie am Anfang.
Zudem würde das großartigste Ereignis der Geschichte zu einem romantischem Brei verquirlt, der im besten Fall das Gemüt für eine kleine Weile erhebt. Von der wiederwachenden Natur ist dann die Rede und einem mythischen Symbol für die ewig-menschliche Hoffnung auf Erneuerung, wie sie sich nun einmal in vielen Religionen wiederfände.
Wer sich für die historische Seite dieser Erzählung interessiert, dem empfehle ich diese beiden Zugänge: den Aufsatz des emeritierten Frankfurter Professors für Software-Engineering und Künstliche Intelligenz, Dr. Peter Zöller-Greer, auf dem Professoren-Forum (oder auch dies hier) und das persönliche Zeugnis von Eugen Rosenstock-Huessy.
Mir selber geht es grad um einen anderen Aspekt: warum dieses Ereignis überhaupt etwas mit uns heute zu haben sollte und wie wir hierzu vielleicht einen Zugang finden. Reine Historie bliebe weit entfernt von einem selber, und schöne Vorstellungen kommen und gehen und sind bald wieder von neuen überschrieben. Wenn etwas Bedeutung, Bestand, Auswirkung haben soll, dann muss es tiefer greifen.
Ich beginne mit einer kleinen Erfahrung, neulich beim Schauen eines Films in einer kleinen Gruppe. Es ging darin unter anderem um eine sozial aufmüpfige junge Frau. Bei einer bestimmten Szene brach aus dem Herzen ihrer anwesenden Gleichaltrigen spontan hervor: «Das bin ja ich.»
Sich erkennen und wiederfinden im anderen − was gibt es Befreienderes! Das kann einem beim Lesen eines Artikels oder Buches widerfahren, beim Hören eines − berührenden Musikstücks, beim Betrachten eines Bildes, das die eigene Seele reflektiert, oder schlichtweg in jeder Liebesbeziehung.
Auf genau dieselbe Weise «funktioniert» das Bibellesen. An irgendeiner Stelle merkt man mit einem mal: «Das ist ja genau das, was ich meine oder uns grad passiert ist!» Von einem einzelnen Wort her erweitert sich diese Erfahrung meist in ganze Zusammenhänge. Keiner kann so eine Sychronizität einem anderen beschreiben, erklären, darlegen. Man kann aber sehr wohl sagen, was sie in einem auslöst. Die Augen leuchten, die Seele atmet, Worte und Schweigen befruchten einander wechselseitig.
Ein Aus-Druck eines solchen Ineinander ist mir das Gedicht des späteren Münchner Literaturprofessors Hans Egon Holthusen, verfasst in unmittelbarer Nachkriegszeit. Man lasse es sich einwirken:
«Lob aus der Tiefe. Junge geistliche Dichtung», Göttingen 1947
Ist das nun mehr als eine fromme Erhebung des Gemütes? Das weist sich daran, ob es weitergeht, weiter und tiefer: von einem gefühlten Gleichklang zu einem wirklichen «Das bin ja ich!» Denn dann kommt Leben in die Sache: in die alte Erzählung, in deren Echo bei anderen, in die eigene zerrissene Existenz. Und es darf tatsächlich weitergehen:
«...., auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.» (Römer 6,4)
«Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.» (Epheser 5,14)
Nachzulesen ist das Ereignis beispielsweise im letzten Kapitel des Matthäus-Evangeliums.
Gesegnete und befreiende Ostertage wünsche ich!
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Wort zum Sonntag vom 13. April 2025: Amt schützt vor Gewissen nicht
Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft in Gottesdiensten und an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf. Sein Telegram-Kanal lautet StimmeundWort.
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