In den unmittelbaren Jahren
nach dem Zweiten Weltkrieg
stand Klasse gegen Klasse,
wobei die CIA den herrschenden Eliten half,
ihren Besitz und ihre Privilegien
gegen die Demokratie aufrechtzuerhalten.
Vijay Prashad
Liebe Leserinnen und Leser
Sie haben es vermutlich mitbekommen: Der syrische Präsident Bashar al-Assad wurde gestern gestürzt. Dazu zuerst ein Blick zurück:
Als erster CIA-Coup wird üblicherweise der Sturz des demokratisch gewählten iranischen Präsidenten Mohammad Mossadegh im Jahre 1953 betrachtet. Doch der 1947 aus seinem Vorläufer Office of Strategic Services (OSS) hervorgegangene US-Geheimdienst war schon zuvor erfolgreich an «regime changes» beteiligt: 1949 in Syrien, und das gleich zweimal. Dazwischen putschte auch Großbritannien, das damals in der Region andere geopolitische Ziele verfolgte als die USA.
Der 2012 verstorbene palästinensische Journalist und Autor Saïd K. Aburish erklärte in seinem Buch «A Brutal Friendship: The West and the Arab Elite»:
«Das syrische Volk beurteilte die vielen Putsche und Gegenputsche, die um es herum stattfanden, anhand der Behauptungen in den Kommuniqués der Armee. Sie wussten nicht, dass die CIA Husni Zaim im März 1949 an die Macht brachte, ahnten nicht, dass die Briten seinen Sturz und seine Ersetzung durch Oberst Sami Hinnawi im Oktober desselben Jahres unterstützten, und wussten auch nicht, warum Hinnawi selbst im Dezember 1949 durch den proamerikanischen Adib asch-Schischakli ersetzt wurde.
Bei der Durchführung ihrer Pläne bestätigten Großbritannien und die Vereinigten Staaten die westliche Bereitschaft, zu töten, zu unterwandern, zu destabilisieren, falsch darzustellen, Bündnisse mit Schurken zu schmieden und vor allem die langfristige Instabilität des Landes zu garantieren.»
Die Beteiligung des US-Geheimdienstes am Putsch im März 1949 wurde unter anderem vom ehemaligen CIA-Agenten und Nahostspezialisten in der Anfangszeit des Kalten Krieges, Miles Copeland Jr., in seinem Buch «The Game of Nations» aus dem Jahre 1969 bestätigt.
Ein zentrales US-Interesse war es damals, die Zustimmung Syriens zum Bau der Transarabischen Pipeline (Tapline) zu erhalten, die schließlich gebaut wurde und jahrzehntelang saudisches Öl zum Mittelmeer transportierte. Die Einmischung der CIA in die inneren Angelegenheiten Syriens blieb bestehen.
62 Jahre später, 2011, spielten Pipelines wieder eine bedeutende Rolle beim Versuch der USA, Syriens Präsidenten zu stürzen. So hatte Bashar al-Assad die Katar-Türkei-Pipeline abgelehnt, die im Interesse der USA und Europas war, und stattdessen der Iran-Irak-Syrien-Pipeline zugestimmt, die ein Anliegen Russlands und Irans war. Die CIA verfolgte die US-Interessen unter anderem mit der Operation «Timber Sycamore», durch die islamistische Terroristen Waffen erhielten und ausgebildet wurden.
Nachdem der Krieg in Syrien jahrelang größtenteils stillgestanden hatte, eroberten die in westlichen Systemmedien als «Rebellen» bezeichneten Terroristen nun in etwa zehn Tagen eine Stadt nach der anderen und schließlich auch die Hauptstadt Damaskus. Assad flüchtete mit seiner Familie nach Russland.
Am 7. Dezember, dem Tag vor der Einnahme von Damaskus durch HTS-Terroristen, machte der ehemalige britische Diplomat Craig Murray in einem Interview klar:
«Es besteht kein Zweifel daran, dass die Rebellen von der CIA und von Israel unterstützt werden.»
Die Lage in dem demografisch vielfältigen Land ist nun hochkomplex. Es ist zu befürchten, dass es, wie andere Länder nach westlichen Interventionen, zum Beispiel Libyen und der Irak, im Chaos versinkt und sich die Lebensbedingungen für die meisten Bewohner verschlechtern. Mein Redaktionskollege Tilo Gräser hat den Putsch und die Reaktionen darauf unter die Lupe genommen.
Herzlich
Konstantin Demeter