«Die USA haben den Höhepunkt der Therapie erreicht. Warum verschlechtert sich unsere psychische Gesundheit?» Das fragte Jamie Ducharme 2023 in einem Beitrag für das Magazin Time (Transition News berichtete). Bezeichnend hierfür sei, dass es dazu Bücher, Podcasts und Filme zu Hauf gebe. Profisportler, Prominente und Politiker gingen regelmäßig mit ihren psychischen Problemen an die Öffentlichkeit.
Auch würde nach den Schätzungen der Bundesbehörden mittlerweile etwa jeder achte Erwachsene in den USA ein Antidepressivum einnehmen. Und jeder fünfte sei in psychiatrischer Behandlung gewesen. Fast ein Drittel der erwachsenen US-Bürger leide heute an Depressionen oder Angstzuständen, etwa dreimal so viele wie 2019. Und etwa einer von 25 Erwachsenen leide an einer schweren psychischen Erkrankung wie einer bipolaren Störung oder Schizophrenie. Ende 2022 bezeichneten nur noch 31 Prozent der Erwachsenen in den USA ihre psychische Gesundheit als «ausgezeichnet», zwei Jahrzehnte zuvor waren es noch 43 Prozent.
«Irgendetwas passt da nicht zusammen», so Ducharme. «Auch wenn immer mehr Menschen eine Therapie in Anspruch nehmen, verschlechtert sich die psychische Gesundheit in den USA in vielerlei Hinsicht.» Die Selbstmordrate etwa sei seit 2000 um etwa 30 Prozent gestiegen.
Dass man hier nicht wirklich weiterkommt, dürfte zumindest auch damit zusammenhängen, dass viel zu sehr auf Medikamente gesetzt wird, wenn es um die Behandlung psychischer Leiden geht, diese aber nicht das halten können, was sich viele von ihnen versprechen. Die Psychiatrie-Professorin Joanna Moncrieff konstatierte 2022 im Interview mit Transition News sogar, das Serotonin-Dogma zu Antidepressiva, dem zufolge Depressionen durch einen niedrigen Serotoninspiegel verursacht werden und Antidepressiva hierfür die Lösung darstellen, sei «haltlos». Zudem hätten die Präparate Schadenspotenzial «so wie das von Drogen».
Dass man vom regelrechten Tunnelblick auf Psychopharmaka nicht wegkommt, dürfte maßgeblich mit dem zusammenhängen, was ein Anfang 2024 erschienener Spezialreport des BMJ zutage förderte: dass 60 Prozent der Ärzte, die über den Inhalt der «Bibel» für psychiatrische Diagnosen – des «Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders», kurz DSM-5 – entscheiden, mit der Industrie verbunden sind. Mit Hilfe dieses DSM-5 bestimmten Ärzte, Psychiater oder auch Versicherungen, was psychisch krank und was noch «normal» ist. Laut dem BMJ haben die Interessenkonflikte der Autoren tiefgreifende Auswirkungen auf das Gesundheitswesen (Transition News berichtete).
Dieser Medikamenten-Tunnelblick verhindert auch, dass ein Faktor wie die Ernährung diskutiert wird. Dabei gibt es schon seit langer Zeit deutliche Hinweise darauf, dass die Psyche in erheblichem Maße durch Ernährung beeinflusst wird. 1984, also vor mehr als 40 Jahren, erschien zum Beispiel das Buch «Ernährung und Psyche». Darin werden die «Erkenntnisse der Klinischen Ökologie und der Orthomolekularen Psychatrie» geschildert. Zu den Kernthesen des Werkes zählt:
«Depressionen, Verhaltensstörungen, bestimmte Geisteskrankheiten können durch Allergie (individuelle Überempfindlichkeit) gegen Nahrungsmittel und Umweltchemikalien ausgelöst werden.»
Neue Studien bestätigen einen solchen Zusammenhang. So berichtet aktuell Fox News, dass einer im Fachjournal Microbiome veröffentlichten Studie zufolge «Zitrusfrüchte überraschende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können». In dem Beitrag heißt es:
«Eine neue Studie zeigt, dass der Verzehr von Zitrusfrüchten wie Orangen das Risiko für Depressionen um etwa 20 Prozent senken kann – Experten vermuten, dass dies auf die Art und Weise zurückzuführen ist, wie die Früchte mit dem Magen interagieren.
Die Studie (...) ergab, dass die positiven Auswirkungen von Zitrusfrüchten damit zusammenhängen, wie sich die Früchte auf das Darmmikrobiom auswirken, zu dem die im Magen lebenden Bakterien gehören.»
Der Darm werde, so Fox News, seit langem mit der allgemeinen Gesundheit in Verbindung gebracht. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, sich gut zu ernähren.
Die Forscher analysierten Daten aus der Nurses’ Health Study II (NHS2), die 1989 begann und chronische Krankheiten bei 100.000 Frauen in den USA verfolgte, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Teilnehmerinnen hatten Auskunft gegeben über ihren Lebensstil, ihre Ernährung, die Einnahme von Medikamenten und ihren Gesundheitszustand. Außerdem hatten sie Stuhlproben für eine DNA-Analyse eingereicht. Der Hauptautor Raaj Mehta, Dozent für Medizin an der Harvard Medical School und Arzt am Massachusetts General Hospital, sagte zu Fox News Digital:
«Der Verzehr von Zitrusfrüchten wurde mit einem größeren Vorkommen von F. prausnitzii in Verbindung gebracht, einem Darmbakterium, das möglicherweise Chemikalien herstellt, die die Produktion von Serotonin und Dopamin ankurbeln, was dazu beitragen kann, dass man sich glücklicher fühlt.»
Der Forscher habe sich auch von dem durch die Studie erzielten Ergebnis überrascht gezeigt:
«Wenn Sie mich vor Beginn unserer Studie gebeten hätten, ein ‹Gehirnnahrungsmittel› zu nennen, hätte ich nicht Orangen genannt. Ich hätte Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass wir ein Signal für Lachs oder Nüsse finden würden.»
Zitrusfrüchte seien derweil nicht die einzigen Lebensmittel, die die Darmgesundheit fördern können, so Fox News. Darin seien sich die Experten einig. Zitiert wird in diesem Zusammenhang Tanya Freirich, eine in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina ansässige Ernährungsberaterin, die konstatiert, ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte seien gut für den Darm. Und weiter:
«Wir wissen, dass komplexe Kohlenhydrate besser für unsere Darmgesundheit sind als raffinierte Kohlenhydrate und Zucker, und dass Vollwertkost vorteilhafter ist als verarbeitete Lebensmittel»
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