Der Mainstream wird nicht müde, die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hochzujubeln. Die Bild etwa bringt jetzt die Schlagzeile «Buchmacher-Überraschung: Harris zieht an Trump vorbei».
Darin wird die Frage gestellt: «War die TV-Debatte gegen Donald Trump DER Gamechanger für Kamala Harris?» Und die wenig überraschende Antwort erfolgt prompt im darauffolgenden Satz:
«Nach dem ersten öffentlichen Fernsehduell sanken die Wettquoten auf Harris bei 25 Buchmachern! Das meldet das Portal newsweek.com. Heißt konkret: Laut den Buchmachern sind die Siegchancen für Harris größer geworden.»
Doch wird in diesem Artikel nicht der Skandal zum Thema gemacht, der sogar Medien wie dem National Public Radio aufgefallen ist: dass die Moderatoren beim TV-Duell Trump auf den Zahn fühlten, Harris hingegen wegen ihrer «irreführenden Behauptungen» von ihnen nicht gegrillt wurde (wir berichteten).
Auch wird verschwiegen, dass Umfragen ein gegenteiliges Bild zeichnen. Die New York Post etwa schreibt in dem Beitrag «Kamala’s canned debate answers wowed the media – but didn’t convince voters» (Kamalas Antworten aus der Konserve haben die Medien begeistert - aber die Wähler nicht überzeugt):
«Wenn es um Donald Trump geht, klaffen die Vorstellungen der Medien von der öffentlichen Wahrnehmung und die tatsächliche öffentliche Wahrnehmung oft so auseinander wie Tag und Nacht: Denken Sie nur an den Wahlkampf 2016 zurück.
Nach der großen TV-Debatte am Dienstag in Philadelphia zwischen dem ehemaligen Präsidenten und Kamala Harris könnte es sein, dass es wieder zu dieser großen Kluft gekommen ist zwischen der Presse und der Öffentlichkeit.»
So sei nach der Debatte, als viele in den Medien vor lauter Verzauberung über ihre neue Königin geradezu in Ohnmacht gefallen seien, so die New York Post, etwas Seltsames geschehen: Es seien Umfragen und Fokusgruppen aufgetaucht, die zeigen, dass die 59-Jährige in «puncto Stil gewann, [der 78-jährige] Trump aber in der Sache».
Eine Reuters-Fokusgruppe beispielsweise habe zehn unentschlossene Wählerinnen und Wähler, die das TV-Duell verfolgt hatten, danach gefragt, wie sie zu wählen gedenken. Sechs von ihnen hätten angegeben, sie hätten sich für Trump entschieden, während nur drei sagten, Harris’ Auftritt habe sie beeinflusst. Eine befragte Person blieb unentschlossen.
Beim TV-Sender C-SPAN habe eine Online-Umfrage ebenfalls einen eindeutigen Sieg von Trump ergeben. Demnach hätten fast drei Viertel der Befragten angegeben, er habe gewonnen. Und damit nicht genug:
«Die CNN-Umfrage nach der Debatte zeigte, dass Trump seinen Vorsprung bei der Frage, welcher Kandidat am besten mit der Wirtschaft umgehen kann, deutlich ausbauen konnte. Vor dem Duell am Dienstag lag Trump bei dieser Frage um 18 Prozentpunkte vorn; danach wuchs der Vorsprung auf 20 Punkte an.»
Wie das zu erklären sei, fragt die Post, und liefert als Antwort: «Hier ist eine Theorie: Kamala war zu einstudiert. Ihre Antworten waren zu einstudiert» und mitunter zu «flach». So habe sie den Zuschauern versichert, eine ihrer Leidenschaften sei das Thema «kleine Unternehmen». Dies habe sie auch wiederholt betont, indem sie etwa meinte, dass sie «unsere kleinen Unternehmen liebt» und «daran glaubt, was wir tun können, um unsere kleinen Unternehmen zu stärken».
Und sie verkündete gar: «Deshalb habe ich einen Plan.» Ihr Plan, so sagte sie, sei «das, was ich als Chancenwirtschaft bezeichne». Doch es sei bei «dieser Plattitüde» geblieben, so die Post, denn sie habe hier «nichts weiter konkretisiert». Konkret hingegen sei «die massive Erhöhung der Ausgaben, die, Sie wissen schon... Inflation verursacht», gibt die Zeitung zu bedenken. «Und die Öffentlichkeit hat immer noch keine Vorstellung davon, wie Harris die Lebenshaltungskosten senken würde, die dank dieser Regierung für die meisten Amerikaner viel zu hoch sind.»
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