Es könnte sich um den Beginn eines Spionage-Thrillers handeln: Eine Gruppe von internationalen Geheimdienstagenten feiert angeblich einen Geburtstag auf einer kleinen Insel eines von grünen Hügeln umringten Sees. Auf dem Rückweg zum Festland zieht ein Gewitter auf und das Boot kentert. Zwei italienische und ein «ehemaliger» israelischer Geheimdienstagent sowie die russische Ehefrau des Kapitäns sterben bei dem Unglück.
So hat es sich am 28. Mai 2023 auf dem Lago Maggiore in Italien um die Isola dei Pescatori (Fischerinsel) abgespielt. Offiziell kenterte das Boot mit dem merkwürdigen Namen «Good…uria» – eine Kombination von «good» und «goduria» (Genuss) – aufgrund eines Wirbelsturms. Es gibt allerdings Zweifel daran. Auch stellt sich die Frage, ob es sich bei dem Treffen tatsächlich um eine Geburtstagsfeier handelte oder ob wir es mit einer internationalen Intrige zu tun haben.
Wie der italienische Journalist Cesare Sacchetti auf seinem Blog The Eye of The Needle berichtet, gibt es Zeugen in der Gegend, laut denen der Wind nicht stark genug war, um einen solchen Unfall zu provozieren. Segelexperten wiederum stellen fest, dass ein solches Boot nicht so einfach kentern kann und die Geschichte mit dem Wirbelsturm darum nicht sehr überzeugend ist.
Sacchetti wurde angeblich von einigen institutionellen Quellen kontaktiert, die eine ganz andere Rekonstruktion der Ereignisse anboten. Zunächst einmal betrifft das die Personen an Bord des Bootes. In den Medien hiess es, es seien Agenten des italienischen Geheimdienstes AISE sowie Mossad-Agenten und Zivilisten an Bord gewesen. Insgesamt seien es 21 Personen gewesen, zugelassen war das Boot für 15.
Sachettis Quellen zufolge waren hingegen auch britische MI6-Agenten und mindestens ein NATO-Beamter dabei. Und sie hätten nicht etwa einen Geburtstag gefeiert, sondern ein Treffen der westlichen Geheimdienste abgehalten. Der Zweck soll gewesen sein, eine Operation unter falscher Flagge zu planen, um die Spannungen im Kosovo zu schüren und die serbische Bevölkerung in der Region zu provozieren.
Das Versagen der NATO in der Ukraine
Laut Sacchetti ist der Grund für das Treffen eine direkte Folge des «Desasters» der NATO in der Ukraine. Hinter der «wahnhaften Propaganda» der westlichen Medien verberge sich das Scheitern des atlantischen Bündnisses. Der Journalist merkt an, dass nach Schätzungen der Wagner-Gruppe in Artemowsk mindestens 70’000 ukrainische Soldaten getötet wurden. Die aktualisierte Zahl der Todesopfer bei den Ukrainern liege wahrscheinlich bei 200’000 Menschen oder möglicherweise sogar noch höher. Sacchetti weiter:
«Selenski hat sein Volk zu Kanonenfutter gemacht. Vor Ort sind jetzt hauptsächlich ausländische Söldner, die nicht viel gegen Russland ausrichten können, aber einige Terroranschläge gegen Zivilisten verüben. Die Schlacht war im Grunde genommen verloren. Deshalb brauchte die NATO ein Ablenkungsmanöver. Etwas, das die Aufmerksamkeit auf ein anderes Szenario lenkt, um eine neue Krisenfront zu eröffnen.»
Kosovo: Eine Schlüsselregion für die Westmächte
Hier kommt der Kosovo ins Spiel, ein 2008 von Serbien abgespaltenes Territorium. Sacchetti erinnert daran, dass der Prozess der Unabhängigkeit des Kosovo höchst umstritten ist und hauptsächlich von der NATO orchestriert wurde. Das Ziel sei gewesen, Serbien eine Region mit vielen Mineralien und natürlichen Ressourcen zu entziehen. Der Journalist erläutert:
«Dies führte zur Schaffung eines Marionettenstaates, des Kosovo, dessen Führer in den internationalen Drogenhandel verwickelt sind und auch von Soros finanziert werden. Serbien ist ein entschiedener Gegner der NATO in Osteuropa gewesen und hat dafür einen hohen Preis bezahlt. (...) In der Zwischenzeit ist die Region zu einer lebenden Hölle für ethnische Serben geworden, die von den albanischen Behörden im Kosovo schikaniert und angegriffen werden. In den letzten Tagen haben wir wieder einmal erlebt, wie die NATO die Spannungen in der Region schürt.»
So gab es in der vergangenen Woche Proteste von Serben, welche die Absetzung einiger albanischer Bürgermeister forderten. Die Bürgermeister kamen durch Wahlen an die Macht, die von den Serben boykottiert wurden. Infolgedessen lag die Wahlbeteiligung bei lediglich 3,5 Prozent. Während der serbischen Proteste warfen NATO-«Friedenstruppen» Granaten und Tränengas in die Menge, ohne provoziert worden zu sein.
Sacchetti merkt an, dass die italienische Militärpräsenz in diesem Gebiet sehr hoch ist. Italien verfüge über eines der grössten Militärkontingente im Kosovo: 852 italienische Soldaten seien an der KFOR beteiligt, der speziell für den Kosovo eingerichteten Einheit der NATO. Kommandeur dieser Mission war zwischen 2014 und 2015 der italienische General Francesco Figliuolo, der seit 2018 Befehlshaber der italienischen Heereslogistik ist. Seit 2013 wird die KFOR von Italienern geleitet, mit Ausnahme eines Jahres.
Figliuolo ist in Italien eine berüchtigte Figur. 2021 wurde er von Ministerpräsident Mario Draghi zum «Sonderkommissar bei der Eindämmung und Bekämpfung» der «Pandemie» ernannt. Somit war er auch für die Verteilung der «Impfstoffe» zuständig. Gemäss Sacchetti spielte er auch eine entscheidende Rolle bei der makabren Sargparade von Bergamo im Jahr 2020, bei der ein Konvoi von Militärlastwagen durch die Strassen von Bergamo in Norditalien fuhr. Diese Bilder schockierten Italien und die Welt, was vermutlich auch ihr Zweck war.
Hat Russland eine False-Flag-Operation im Kosovo vereitelt?
Doch zurück zum Lago Maggiore. Laut Sacchetti erfuhr der russische Geheimdienst FSB von den westlichen Plänen, eine Operation «unter falscher Flagge» durchzuführen. Ein anderes von den Russen gesteuertes Boot habe sich in der Nähe der «Good…uria» befunden und das Boot gerammt.
Transition News hat Sacchetti kontaktiert, um nach Beweisen für diese Behauptung zu fragen. Der Journalist teilte uns mit, dass die Information von einer qualifizierten und zuverlässigen Quelle komme, die bislang immer korrekte Informationen weitergegeben habe. Aus offensichtlichen Gründen könne er den Namen nicht nennen.
Sacchetti wies Transition News noch auf die Anschuldigung des Präsidenten der Republik Srpska (serbische Entität von Bosnien-Herzegowina, Milorad Dodik, hin. Dieser hatte behauptet, dass die in Serbien operierenden britischen Geheimdienste aktiv daran arbeiteten, die serbische Regierung von Präsident Aleksandar Vucic zu stürzen.
Die Todesopfer des Bootsunglücks sind die italienischen Geheimdienstagenten Tiziana Barnobi, 53, und Claudio Alonzi, 62, der «ehemalige» Mossad-Agent Erez Shimoni, 54, sowie Anna Bozhkova, die russische Ehefrau des Kapitäns Claudio Carminati. Shimonis Trauerfeier wurde bereits in Israel abgehalten, in Anwesenheit des Chefs des israelischen Geheimdienstes, David Barnea.
Dem Corriere della Sera zufolge ist Carminati, der nun bei der Staatsanwaltschaft von Busto Arsizio wegen des Unfalls angeklagt ist, «ein Ansprechpartner für die Geheimdienste, eine solide Stütze, denn er war ein Mann mit unendlich vielen Verbindungen».
Die Region zwischen Norditalien und der Schweiz ist gemäss Sacchetti zu einem Hotspot für israelische Agenten geworden. Nach Angaben von Immobilienmaklern in der Gegend, die es vorzogen, anonym zu bleiben, ist die Zahl der Israelis, die Häuser in der Nähe des Lago Maggiore kaufen oder mieten, so hoch wie nie zuvor.
Auch in den italienischen Medien tauchen immer mehr Details über die israelische Präsenz in dieser Region auf. Nach Angaben des Corriere della Sera hat sogar der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu auf der «Fischerinsel» zu Mittag gegessen, und zwar im selben schicken Restaurant, in dem die verunglückten «007» den «Geburtstag» feierten.
Italien: Von pro-arabischer zu pro-israelischer Haltung
Laut Sacchetti hat sich diese Region aufgrund der radikalen Veränderung der italienischen Aussenpolitik in den letzten 30 Jahren zu einer Art privilegiertem Stützpunkt des Mossad in Italien entwickelt. Der Journalist weist auf die italienische Tradition des Dialogs und fruchtbarer Beziehungen mit der arabischen Welt hin, die von italienischen Politikern wie Bettino Craxi, Giulio Andreotti und Aldo Moro gepflegt wurde, was in den 70er und 80er Jahren zu Spannungen zwischen Washington und Rom führte.
Aldo Moro sei 1976 sogar vom ehemaligen US-Aussenminister und der Eminenz der Bilderberg-Gruppe, Henry Kissinger, bedroht worden. Moro habe eine Aussenpolitik verfolgt, die Italien von der Atlantischen Allianz entfernte und das Land den blockfreien Ländern annäherte. Zwei Jahre nach Kissingers Warnung wurde der italienische Politiker von den Roten Brigaden entführt und getötet. Sacchetti erklärt:
«1992 war es mit der pro-arabischen Tradition Italiens endgültig vorbei. Ein Justizputsch, der in Italien unter dem Namen «Mani Pulite» («Saubere Hände») bekannt ist, wurde vom tiefen Staat in Washington inszeniert, der die alte politische Klasse durch eine neue ersetzen wollte, welche den Befehlen der USA eher gehorchen würde. (...) Seitdem hat sich Italien der israelischen Welt angenähert. (...) Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern wurde 2005 noch enger, als sie eine Partnerschaftsvereinbarung zwischen den jeweiligen Geheimdiensten unterzeichneten. Seitdem ist der italienische Geheimdienst eine Aussenstelle des israelischen Geheimdienstes. Infolgedessen liegt der Schlüssel zur Aussenpolitik Roms nicht in Rom. Er liegt in Tel Aviv.»
Das jüngste Beispiel für diese Unterwerfung ist gemäss Sacchetti der Vorfall am Lago Maggiore. Als das Boot sank, haben die Israelis in der Tat sofort ein spezielles Regierungsflugzeug geschickt, die «Bombardier Executive», um ihre Vertreter zu bergen. Der Journalist kritisiert, dass die italienische Regierung die Abreise der Israelis genehmigt hat, obwohl sie in einen Vorfall verwickelt waren, der den Tod von vier Menschen zur Folge hatte. Die Mossad-Agenten seien von den Ermittlungsbehörden nicht einmal befragt worden. So haben sie sich wenige Stunden nach dem Unglück bereits auf dem Weg nach Israel befunden. Sacchetti schliesst:
«Wenn diese Version stimmt, hat Moskau eine sehr klare Botschaft an den Westen gerichtet: ‹Wir wissen, was ihr tut, und wir sind in der Lage, euch zu stoppen, wann immer wir wollen›. Russland gewinnt nicht nur die militärische Schlacht, sondern auch die geheimdienstliche Schlacht, die hinter der politischen Bühne ausgetragen wird. Und dies ist die Schlacht, die das Gleichgewicht auf der internationalen Bühne bestimmt. Der russische Bär brüllt und die Stimme der NATO ist sehr schwach. Das neue multipolare System schreitet voran, ohne auf ein grösseres Hindernis zu stossen.»
Gegen einen «Schurkenstaat»
Dass es sich bei dem Treffen nicht um eine Geburtstagsfeier handelte, räumen inzwischen selbst Mainstream-Medien ein. Eine False-Flag-Operation wird allerdings nicht in Betracht gezogen. So ging es dabei laut La Repubblica um eine geheime Aktion gegen den von einem «Schurkenstaat» beauftragten Waffenhandel. Und wie 20Minuten berichtete, «bestätigte» die israelische Tageszeitung Haaretz, dass der verstorbene Mossad-Agent im Rahmen einer Operation gegen iranische und russische Aktivitäten im Norden Italiens arbeitete. Demzufolge ist er kein «ehemaliger» Agent, wie die Medien Anfangs berichteten.
Gemäss dem Corriere della Sera könnte die Mission mit «dem ewigen Wettstreit» Russlands mit dem Iran «um die technischen Komponenten und die Ausrüstung für nukleare und militärische Projekte» zu tun haben. Zu diesem Szenario passe die hohe Dichte an kleinen, mittleren und grossen Unternehmen in verschiedenen strategischen Sektoren in der Provinz Varese.
Westliche Mainstream-Medien machen auch auf die grosse Präsenz von Russen in der Region aufmerksam. So werde das 4600 Einwohner grosse Städtchen Stresa am Seeufer seit einigen Jahren von russischen Oligarchen überrannt, schreibt 20Minuten. Der Corriere stellt fest, dass in der Region in letzter Zeit öfters «Putinisten, Spione, Ehefrauen und Mätressen von Tycoons» anzutreffen sind. In Italien würden sie ihre Immobiliengeschäfte tätigen, in der Schweiz ihre Bankgeschäfte.
Wie es bei Spionage-Geschichten eben so ist, liegt die Wahrheit über das Treffen der Geheimagenten und das Bootsunglück vermutlich hinter tausend Ecken.
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