Auch im November ergibt sich in Deutschland eine negative Inflationsrate. Dies ist bereits der vierte Monat mit einer faktischen Deflation, wobei die Verbraucherpreise um -0,8 Prozent im Vergleich zum Oktober diesen Jahres sinken. Massgeblich dazu beigetragen hätten neben der kürzlichen Mehrwertsteuersenkung bei den Konsumgütern insbesondere die gefallenen Energiepreise, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Die genannten Faktoren bezüglich Mehrwertsteuer und Energiepreise lassen einen bedeutenden Teil der deflationären Dynamik unbeachtet:
Die Konsum- und Investitionszurückhaltung durch die anhaltend schlechten Zukunftsaussichten in der Corona-Krise. Die deutsche Bevölkerung hat im Zuge der Krise bereits eine Verschlechterung der Einkommenslage erfahren, die sich besonders in den mittleren und untereren Einkommensschichten bemerkbar macht (wir berichteten). Die entsprechenden Erwartungen eines zukünftig geringeren Einkommens lassen die Haushalte weniger Geld für Konsum- und Existenzgüter ausgeben.
Bei den Unternehmen sieht es ähnlich aus. Diese versuchen nur das Nötigste zu kaufen und wenig zu investieren, um nicht Gefahr zu laufen, wegen fehlender Liquidität plötzlich zahlungsunfähig zu werden. Dies führt in der Summe aktuell zu einem Nachfragerückgang bei vorerst ungefähr gleichbleibendem Güterangebot.
Paradoxerweise ist die ultraexpansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank gegen dieses Phänomen wirkungslos. Denn das billige Geld kommt mitnichten dort an, wo es für einen steigende Nachfrage bei den Haushalten oder der Realwirtschaft sorgen könnte. Stattdessen kommt es zu einer galoppierenden Geldvermehrung mit EZB-Geld, das auf den Finanzmärkten für steigende Vermögenspreise sorgt.
Historisch betrachtet hat sich diese Situation immer wieder als höchst explosiv erwiesen, wie die Bestsellerautoren zum Thema Finanzen und Finanzmärkte, Dr. Markus Krall und Marc Friedrich, in einem Gespräch bei YouTube darlegen. Demnach könne ein Versorgungsschock (z. B. durch unterbrochene globale Lieferketten) zu einer punktuellen oder breiter gestreuten Angebotsverknappung führen. Eine solche Verknappung könne zu einem plötzlichen Kippen der Stimmung in der Bevölkerung führen – eine starke Irrationalität würde um sich greifen.
Die Bevölkerung und die Unternehmen versuchten dann panikartig, ihr liquides Geld in wertstabilere Waren- und Vermögenswerte umzusetzen. Das führt zu einem drastischen Nachfrageüberhang bzw. einer Angebotsverknappung. In der Konsequent komme es dann zu einem rapiden Umschlagen von Deflation zu starker (Hyper-)Inflation. Markus Krall sieht die Bedingungen für diesen Sturm angesichts der nie dagewesenen Ausweitung der EZB-Geldmenge auf bald 7’000 Milliarden Euro gegeben. Seiner Ansicht nach ist der Crash nur eine Frage der Zeit und könne bereits im Jahr 2021 kommen.